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Musikerleiden: die fehlende Betonung der Gesundheit

Die australische Spitzenforscherin Dr. Bronwen Ackermann referierte an der Hochschule Osnabrück - und warb für größere Anerkennung des Fachgebietes der Musikerphysiotherapie

(lifePR) (Osnabrück, )
"In der Berufsgruppe der Musiker gibt es keine Kultur, großen Wert auf die Gesundheit zu legen." Das stellt die Gastreferentin Dr. Bronwen Ackermann von der University of Sydney während einer Fortbildung am Institut für angewandte Physiotherapie und Osteopathie (INAP/O) an der Hochschule Osnabrück fest. Ackermann zählt zu den weltweit führenden Musiker-Physiotherapeutinnen. In Osnabrück führt sie dem Fachpublikum vor Augen, wie groß der Bedarf an gesundheitlicher Unterstützung für Musiker ist.

In einer jüngeren Studie nahm die University of Sydney acht australische Orchester unter die Lupe. Jeder zweite von 377 befragten Musikern gab an, gegenwärtig körperliche Beschwerden zu haben, die bereits länger als eine Woche anhielten. Eine Untersuchung an drei australischen Konservatorien ergab zudem, dass 36 Prozent der Studierenden über aktuelle körperliche Probleme klagten. Prof. Dr. Christoff Zalpour, der wissenschaftliche Leiter des INAP/O, verweist darüber hinaus auf eine Studie der Universität Paderborn, die im Vorjahr publiziert wurde. Die Forscher werteten mehr als 2500 Fragebögen von Musikern aus 135 deutschen Orchestern aus - und kamen zu besorgniserregenden Ergebnissen. 55 Prozent der Befragten klagten über Beschwerden, davon mehr als 80 Prozent am Bewegungsapparat.

"Jeder Profi-Fußballverein hat einen oder mehrere Physios im Team", sagt Zalpour. "Bei Orchestern ist das in der Regel nicht der Fall, obwohl der Bedarf groß ist." Denn mit 135 Instrumentalensembles ist ein Viertel aller staatlich organisierten Orchester der Welt in Deutschland beheimatet. Bronwen Ackermann begleitete 1995 das Sydney Symphony Or-chestra auf einer einmonatigen Europa-Tour als Physiotherapeutin. Sie war damit eine Exotin. "Ich konnte es kaum glauben, dass es für Musiker keinerlei Gesundheitsangebote gab, obwohl ihre Arbeit körperlich so anspruchsvoll ist." Mittlerweile begleitet sie auch das Australian Chamber Orchestra und das New Zealand Symphony Orchestra.

Einen Kulturwandel hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein sieht Ackermann deshalb noch nicht. Dazu trägt auch bei, dass sich Musiker häufig keine körperlichen Schwächen eingestehen wollen. Die australische Forscherin berichtet von Musikern, die keine Auszeit nehmen wollen, um Gerede im Orchester zu vermeiden. Zalpour ergänzt: "Musiker lernen, die körpereigenen Signale zu überhören, weil es mit dem perfekten Spielen - auf das sie ja oft von Kindesbein an hinarbeiten - ein vermeintlich höheres Ziel gibt."

Einen bemerkenswerten Fall aus ihrer Praxis schildert Ackermann während der Fortbildung: Ein Rock-Gitarrist, der große Stadien füllt, hatte körperliche Probleme. Er wollte es aber partout vermeiden, bei einem physiotherapeutisch ratsamen Übungsprogramm gesehen zu werden. Das Image eines Rockstars sei mit einem allzu gesunden Lebenswandel nicht vereinbar. So arbeitete Ackermann mit dem Gitarristen unter anderem an Bewegungsabläufen, die es dem Musiker erlauben, weiter mit seinem Instrument über die Bühne zu wirbeln, ohne den Körper über Gebühr zu beanspruchen.

Zalpour verdeutlicht im Laufe der Fortbildung, dass die Hochschule Osnabrück mit ihren Studienangeboten für Musiker und Physiotherapeuten eine außergewöhnliche Kombination bietet. Das Institut für angewandte Physiotherapie und Osteopathie ist im selben Gebäude beheimatet wie das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück. Diese Konstellation nutzt das INAP/O, um eine physiotherapeutische Musikersprechstunde anzubieten.

"Wir haben beide Bereiche in Verbindung gebracht und damit eine einzigartige Nische geschaffen." Das Nischendasein soll die Musikerphysiotherap ie aber - geht es nach Ackermann und Zalpour - schnell verlassen. "In Deutschland machen knapp fünf Millionen Menschen Musik - sei es professionell oder als Hobby", sagt Zalpour. Das Gebiet der Musikerphysiotherapie sei deshalb nicht als eine Art Mauerblümchen zu sehen, sondern ein Feld mit wachsender Bedeutung. "Und das muss irgendwann auch honoriert werden."

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