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Romane in Bildern malen

Ein Interview mit der Schriftstellerin und Künstlerin Pola Polanski

(lifePR) (Hamburg, )
Im underDog-Verlag, Hamburg ist druckfrisch die Trilogie „Drei Romane“ von Pola Polanski erschienen. Jeder der drei Romane stellt eine künstlerisch begabte Frau in den Mittelpunkt. Sie alle drücken ihre Kreativität schreibend und malend aus – oft um die passenden Worte, Farben oder künstlerischen Mittel ringend. Ihnen allen ist ihre seelische Fragilität gemein, sie haben Phasen psychischer Erkrankung und Therapien durchlebt, müssen teils Medikamente nehmen, um ihre Stimmungsschwankungen auszugleichen. Dennoch verstehen sie das Auf und Ab ihres Seelenlebens als wesentlichen Teil ihres Selbst und Quelle ihrer Inspiration. Liebe, Rache und Wahn sind die starken Triebfedern ihres ambivalenten Fühlens, Denkens und Handelns.

Verleger Olaf Junge, Leiter des underDog-Verlags, hat ein Gespräch mit Pola Polanski über ihre Kunst und das Scheiben geführt.

Olaf Junge: Wie sind Sie auf die Idee zu „Drei Romane“ gekommen?

Pola Polanski: Der erste Roman in dem Buch, Mein Alter Ego, spielt auf zwei Nilkreuzfahrten. Ich war selbst kurz vor der Corona-Pandemie auf zwei solcher Kreuzfahrten und mich hat es fasziniert, wie eng die Beziehungen auf einem Schiff werden können - zwischen Menschen, dies sich vorher gar nicht kannten. Später habe ich dem Roman mit dem Thema der platonischen Liebe nochmals eine andere Wendung gegeben.

Der zweite Roman, Die schwarzen Engel, war zuerst als Popliteratur angedacht, da ich, als ich ihn schrieb, „Soloalbum“ von Benjamin von Stuckrad-Barre gelesen habe. Musik wird daher darin thematisiert. Letztlich ist der Roman aber nicht seicht geworden, wie manche Romane der Popliteratur, sondern er hat auch Tiefe, da es um Schizophrenie geht. Für die beiden Protagonistinnen, die sich ineinander verlieben, habe ich meine Fähigkeiten, die Malerei und die Schriftstellerei, auf zwei Figuren verteilt.

Der dritte Roman, Das Wolfsbaby, spiegelt meine Auseinandersetzung mit Gott wider. Ich wandle in dem Text in einer seltsamen Sphäre, die ich Pink Planet genannt habe. Der Roman ist wegen der Collagetechnik auch im Kunstbereich anzusiedeln. Ich werfe herkömmliche Erzählweisen über Bord. Inhaltlich beschäftige ich mich gerne mit psychischen und physischen Unzulänglichkeiten der Menschen. Und mich interessiert natürlich auch, was solch ein Makel mit den Menschen und ihrem Umfeld macht.

Olaf Junge: Welche Autorinnen und Autoren lesen Sie?

Pola Polanski: Virginia Woolf, Marcel Proust, Thomas Mann, Sibylle Berg, Brett Easton Ellis, Haruki Marukami, Paul Auster, Christian Kracht, Agotha Kristof, Marlene Haushofer, Doris Lessing, Siri Hustvedt, John Burnside, T.C. Boyle, David Foster Wallace, Max Frisch, Ingeborg Bachmann, Karen Duve, Zeruya Shalev, Helmut Krausser, Peter Handke, Thommie Bayer, Xaver Bayer, Gustave Flaubert, Sylvia Plath, Antonin Artaud, Rainald Goetz, Christa Wolf, Susanna Kaysen, Deleuze und Guattari, Kay Redfield Jamison, Charles Baudelaire, Lautréamont, Fjodor Dostojewski, Julie Orringer, Peter Stamm, Joyce Carol Oates, Gertrude Stein, Nick Cave, Sarah Kane, Thomas Melle, Thomas Bernhard, Herta Müller, Elfriede Jelinek, Julia Kristeva und viele mehr.

Olaf Junge: Wie sind Sie auf Ihr Pseudonym Pola Polanski gekommen?

Pola Polanski: Der Name ist eine Mischung aus Pola Kinski (Tochter von Klaus Kinski) und Roman Polanski.

Olaf Junge: Sie sind auch bildende Künstlerin. Vermischt sich das mit Ihrem Schreiben?

Pola Polanski: Zwischen meiner Kunst und meinem Schreiben besteht eine enge Verflechtung. Als Künstlerin möchte ich Sehgewohnheiten brechen und den Betrachter für meine Figuren beten lassen: dass sie sich nicht umbringen. Immer am Rande der Gesellschaft. Mir geht es in meiner Kunst wie auch beim Schreiben um einen guten Plot. Er soll den Leser bei der Stange halten, Spannung erzeugen. Jedes meiner Bilder ist ein Plot an sich. Und ich male einen Roman in Bildern. Was ich erreichen will, ist, dass Betrachterinnen und Betrachter, Leserinnen und Leser sich selbst auf einem Hochseil befinden.

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Von der Jagd nach Vögeln ist unser erster Roman neben den Biografien.

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Wahrheiten, die man ganz besonders ungern hört, hat man ganz besonders nötig, wusste schon der große Moralist Jean de la Bruyère im 17. Jahrhundert.

Sein Satz gilt auch heute noch. Einem Prozent der Weltbevölkerung gehört der Rest der Welt. Ein unglaublicher Missstand. Der soziale Graben wird immer tiefer. Und das gilt nicht zuletzt auch für uns, das vermeintliche Schlaraffenschland. Immer mehr kommen in unserer Leistungsgesellschaft unter die Räder, Menschen, die sich kein Sabbatical und keine Burn-out-Kur leisten können, Menschen, die durchdrehen, Menschen, die zu Opfern werden, Menschen, die zu Tätern werden und Opfer zu Gefangenen ihres Persönlichkeitskollaps machen.

Wir trauen uns. Den Missbrauch aus den Dunkelziffern zu zerren. Und den Menschen hinter den Ziffern zu zeigen.

Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht, und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht. (Bertolt Brecht.)

Wir trauen uns. Gegen den Strom zu schwimmen.

Der underDogVerlag will Flagge zeigen und denen, die im Dunkeln der Gesellschaft stehen, mit ihren Missbrauchsbiografien ein Gesicht geben und sie vom Rand in den Mittelpunkt stellen.

JE SUIS HOMME.

Das ist die Losung für jede einzelne Biografie. Gegen Unterdrückung. Gegen Ausgrenzung. Gegen das Vergessen.

Der underDog Verlag ist ein gemeinnütziger Verlag, der sich in einer Ellbogen-Gesellschaft der Starken für die Schwachen nützlich machen und dazu beitragen will, unser Leben menschlicher zu machen.

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