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Wochenausblick

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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Die Woche im Überblick

1.1 Chart der Woche

Anfang Mai ließ die Bank of England noch ihr Wertpapierkaufprogramm aus dem Herbst 2011 bzw. Februar 2012 auslaufen. Im Juni wurde eine Fortsetzung dieser quantitativen Maßnahme mit 5 zu 4 Stimmen knapp abgelehnt. Nun hat sich der Wind aber endgültig gedreht. Die britische Wirtschaft befindet sich -auch dank der europäischen Schuldenkrise - in einem schwierigen Fahrwasser, die Erholung der Stimmungsindikatoren ist verpufft. Immerhin fiel die Teuerungsrate zuletzt und dürfte angesichts der gesunkenen Rohölpreise weiter zurückgehen. Die britische Notenbank hat damit mehr Handlungsspielraum bzw. -druck. Sie wird daher auf der anstehenden Sitzung Wertpapierkäufe um vermutlich 50 Mrd. auf dann insgesamt 375 Mrd. Pfund beschließen.

1.2 Wochen-Quartals-Tangente

Eine turbulente Woche liegt nicht nur hinter den Fußballfans, sondern auch hinter den Anlegern: Bankenunion, Eurobonds und weitere EZB-Kaufprogramme für bedrängte Euromitglieder - fast scheint es, als gäbe es für das Lager der "Euroretter" keine Tabus mehr, wie man den bedrängten Euroländern Italien und Spanien zu Hilfe zu kommen hat. Nun zum Wochenausklang haben sich die Regierenden auf dem EU-Gipfel in altbewährter Manier geeinigt: Getroffene Vereinbarungen werden - zum wiederholten Male - aufgeweicht. Um den Druck der Finanzmärkte von Spanien und Italien zu nehmen, besteht nun die Möglichkeit der direkten Kapitalversorgung von Banken durch die Rettungsfonds. Darüber hinaus soll es den Staaten ermöglicht werden, ohne offizielles Hilfsprogramm auf den Rettungsfonds zuzugreifen bzw. Hilfen aus den Rettungsfonds künftig generell mit weniger Auflagen zu versehen. Während die Entscheidung an den Aktienmärkten für Erleichterung sorgte, gerieten Bundesanleihen unter Druck. Der Euro konnte hingegen seine zuvor erlittenen Verluste wettmachen.

Abseits von dieser kurzfristigen Reaktion stellt sich die Frage, wie es weitergeht: Vermutlich so wie bisher. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage glauben 90 % der Bundesbürger nicht, die Euro-Staatsschuldenkrise sei ausgestanden. Vielmehr gehen die Befragten davon aus, dass bald weitere Länder vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Und immerhin bereits 22 % rechnen mit einem Scheitern der Gemeinschaftswährung. Vertrauen in Europa und dessen politische Leistungsfähigkeit spiegelt sich darin nicht wieder. Das ist aber u. E. das zentrale Problem dieser Krise: Der immense Reputationsverlust, der mit den bislang erfolgten Gipfelbeschlüssen und deren immer geringeren Halbwertszeit von Vereinbarungen und Regeln einhergeht. So überzeugt man keine Investoren, ihr Geld in Europa zu investieren. Da man sich nun auf Zahlungen ohne Auflagen geeinigt hat bleibt offen, ob man Investoren überhaupt noch überzeugen möchte. Dies kann nur gelingen, wenn notwendigen Strukturreformen konsequent umgesetzt werden.

In der Berichtswoche wird die EZB (S. 4) die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken bzw. eine Senkung ankündigen. Auch die Tür für weitere expansive Maßnahmen wird wohl offen gehalten. Darüber hinaus werden die Daten zum US-Arbeitsmarktbericht (S. 6) bestätigen, dass sich die Wirtschaft erholt. Davon dürften Aktien (S. 5) profitieren.

1.3 Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen

2 Im Fokus

2.1 Aktienmärkte am Scheideweg

Übertriebene Wachstumserwartungen sind inzwischen korrigiert und Aktien sind sehr niedrig bewertet. Sofern größere Konjunkturenttäuschungen und Anspannungen im Finanzsystem ausbleiben, besteht somit wieder interessantes Potenzial.

Wie gewonnen, so zerronnen - so könnte man die Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten im ersten Halbjahr zusammenfassen. Die Hoffnungen vieler Anleger auf eine Überwindung der Euro-Schuldenkrise haben sich mit dem Beginn des Frühlings ebenso verflüchtigt wie die Anzeichen auf eine Konjunkturerholung. Nach einem überdurchschnittlich starken ersten Quartal an den Aktienmärkten kamen die Notierungen wieder deutlich unter Druck. Neben Finanztiteln traf es auch zyklische Werte, während defensive Branchen relative Stärke entwickelten. Hat sich der Aktienmarkt damit bereits für ein schwaches zweites Halbjahr in Stellung gebracht? Si-cherlich wurden die zwischenzeitlich überzogenen Wachstumserwartungen im Zuge der Aktienmarktkorrektur im zweiten Quartal deutlich nach unten geschraubt. Auch die wieder sehr niedrige Bewertung von Dividendentiteln zeugt von Wachstumsskepsis. Anders als im Herbst letzten Jahres, als sich Anleger panikartig von Aktien trennten, scheinen sie gegenwärtig aber eher eine abwartende Position einzunehmen. Gemessen am Ausmaß negativer Überraschungen bei den globalen Konjunkturindikatoren fällt die Kursreaktion bislang nämlich vergleichsweise moderat aus. So notiert das weltweite Aktienbarometer MSCI World derzeit nahe der 200-Tage-Linie. Im Herbst 2011, als ähnlich viele Konjunkturdaten in den Industrieländern hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, korrigierten Aktien deutlich stärker. Dies spricht dafür, dass die Anleger gegenwärtig die Weltkonjunktur noch nicht völlig abgeschrieben haben. Allzu viele Enttäuschungen darf es nun aber nicht mehr geben.

Notwendige Bedingungen für mittelfristig steigende Notierungen sind eine Entschärfung der Euro-Staatsschuldenkrise sowie eine Verbesserung der weltweiten Konjunkturerwartungen. Die flankierenden Maßnahmen durch die Geldpolitik in Form ultraniedriger Zinsen und unkonventioneller Maßnahmen sind dafür ebenso erforderlich wie eine glaubwürdige Inangriffnahme der Strukturreformen in den angeschlagenen Euroländern. Die nachlassende Risikoaversion dürfte angesichts klarer Bewertungsvorteile zu spürbaren Umschichtungen in Aktien und damit zu steigenden Notierungen führen. Trotz insgesamt gewachsener Risiken messen wir diesem Szenario die höchste Wahrscheinlichkeit bei.

2.2 Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu

Wieder ein Schritt in Richtung Haftungsunion: Die Chancen, dass die Währungsunion überlebt, haben sich durch die jüngsten EU-Beschlüsse erhöht. Der Druck auf deutsche Staatsanleihen wächst. Auch der Wachstumspakt in Kombination mit einer vermutlich nochmals gelockerten EZB-Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturwende und spricht für tendenziell steigende Renditen bis Jahresende.

Beim EU-Verhandlungspoker in Brüssel hatten Italien und Spanien offenbar die besseren Karten und konnten eine weitere Aufweichung der "No-Bail Out"-Klausel des Maastricht-Vertrags erreichen: Der Zugriff auf die Rettungstöpfe wird erleichtert. Angeschlagene Banken können Gelder direkt aus dem ESM-Fonds erhalten. Da auch das Thema Eurobonds nicht explizit vom Tisch gewischt wurde - der italienische Präsident sieht durch die jüngsten Beschlüsse sogar eine Basis hierfür geschaffen - stellt sich aus Anlegersicht erneut die Frage eines sich allmählich veränderten Risikoprofils deutscher Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bunds lag zuletzt erstmals wieder seit Jahresanfang über der Rendite ihres US-Pendants. Der Kursrückgang des Bund-Futures um über ein Prozent als Reaktion auf die Beschlüsse dürfte in diesem Umfeld nicht der letzte gewesen sein.

Der gestiegene Druck auf die Währungsgemeinschaft hat zuletzt auch die Forderungen an die EZB anwachsen lassen. Nun soll sie die europäische Bankenaufsicht übernehmen, was aufgrund möglicher Interessenkonflikte nicht ganz problemlos ist, sowie als Vertreter des EFSF/ESM Staatsanleihen kaufen. Die Sorgen, dass die Notenbank ihre Belastungsgrenze erreicht und eine dauerhaft expansive Geldpolitik die Inflationserwartungen langsam aber stetig aus ihrer Verankerung löst, dürften daher kaum geringer werden. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die EZB noch tiefer in einen rechtlichen und demokratischen Graubereich begibt, in dem auch Verteilungsaspekte eine immer größere Rolle spielen. Tragfähige Lösungen für die Währungsunion können letztlich nur von den gewählten Volksvertretern ausgehen. Die EZB kann durch das Zins- und Liquiditätsmanagement lediglich etwas Zeit verschaffen. Vermutlich wird die EZB in ihrer Not auch wieder auf das klassische Steuerungsinstrument zurückgreifen und den Leitzins senken. Damit würde sie erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 1 % unterschreiten. Ob dies dem Bund-Future jedoch viel nützt, darf bezweifelt werden. Zusammen mit dem Euro-Wachstumspakt könnte die psychologische Stimmungswende im Euroraum eingeleitet werden. Zumal, wenn die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Währungsunion deutlich abnimmt.

2.3 USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum

Mit dem Monatsanfang stehen die wichtigen Einkaufsmanagerindizes des ISM und der Arbeitsmarktbericht auf dem Programm. Sie sollten die Eintrübung der vergangenen Monate bestätigen, ohne jedoch größeres Abwärtspotenzial für die Konjunktur in Aussicht zu stellen.

Die regionalen Stimmungsindikatoren sind in der Regel nicht wie der ISM aus einzelnen Komponenten zusammengesetzt, sondern beruhen auf den Antworten auf eine separate Frage nach der Gesamtlage. Dadurch sind sie stärker allgemeinen temporären Stimmungsschwankungen unterworfen. Allerdings lassen sich für den Empire State und den Philly Fed Index dem ISM vergleich-bare Indikatoren berechnen, bei denen die Expansionsmarke ebenfalls bei 50 liegt. Wie das Schaubild zeigt, sind diese modifizierten Indizes aber noch immer deutlich volatiler als der nationale ISM-Index. Dies liegt an der kleineren Stichprobe und der regionalen Konzentration der teilnehmenden Firmen - sie sind kein repräsentatives Abbild der US-Wirtschaft. Zwar ist der modifizierte Philly Fed Index im Juni auf den Tiefstand vom Sommer 2011 gefallen. Wie das Schaubild zeigt, blieb der ISM für das Verarbeitende Gewerbe damals aber komfortabel oberhalb der Expansionslinie. Im Juni dürfte der ISM-Index leicht von 53,5 auf 52 Punkte gefallen sein.

Am Arbeitsmarkt hat sich die Lage zuletzt eingetrübt: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind wieder gestiegen und scheinen sich zunächst knapp unterhalb der 400.000 einzupendeln. Auch die Beurteilung der Arbeitsmarktlage durch Unternehmen (ISM-Umfragen) und Verbraucher (Conference Board) hat sich verschlechtert. Der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft hat erheblich an Schwung eingebüßt: In den drei Monaten bis zum Februar 2012 stieg die Stellenzahl per Saldo um 255.000 pro Monat. In den vergangenen drei Monaten wurden hingegen netto monatlich nur 105.000 Stellen geschaffen. Umstritten ist allerdings, wie diese Entwicklung zu interpretieren ist. Einerseits könnte der sehr milde Wetter eine temporäre Verzerrung mit sich gebracht haben, auf die nun die Korrektur gefolgt ist. Andererseits hat Ben Bernanke die Theorie ins Gespräch gebracht, die vorherige hohe Dynamik sei ihrerseits ein Aufholprozess nach dem ungewöhnlich starken Stellenabbau in der Rezession 2007-2009 gewesen - wobei jedoch unklar ist, wieso dieser Prozess ausgerechnet zu den beobachteten Zeitpunkten erst ein- und dann wieder ausgesetzt haben sollte. Schließlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Die Schuldenkrise in Europa belastet die Stimmung in Amerika so sehr, dass der gesamte Aufschwung dort in Gefahr gerät. Bislang sprechen die Daten aber noch nicht für ein solches Szenario. Bisher bewegen sich die Zahlen zum Arbeitsmarkt im Rahmen der normalen Schwankungsbreite während einer Expansion. Vorlaufende Indikatoren wie die Zahl der Zeitarbeiter senden keine Alarmsignale. Im Juni dürfte sich mit einem Plus von gut 100.000 Stellen in der Privatwirtschaft die Entwicklung der vergangenen Monate fortgesetzt haben. Die Arbeitslosenquote bleibt wohl bei 8,2 % konstant.

3 Charttechnik

Der Bund-Future steht zum Wochenschluss unter starkem Verkaufsdruck und so sind die Stabilisierungstendenzen der laufenden Woche ad acta zu legen. Aktuell steht das bei 139,71 lokalisierte 61,8 %-Retracement der Bund-Future-Hausse von März bis Mai im Test. Angesichts der Verkaufssignale der Trendfolger im Tageschart sind Kurse darunter ins Kalkül zu ziehen. Auch die Wochentechnik ist nicht überzeugend. Hier sind Stochastic und MACD im Verkauf. Die nächsten Haltemarken finden sich bei 139,49 und 137,70.

Eine turbulente Woche liegt hinter dem Euro. Zunächst musste der Rutsch unter 1,2440 konstatiert werden und ein Wochentief bei 1,2407 steht zu Buche, letztlich führte die Gegenbewegung den Euro aber auf Kurse um 1,26 zurück. Auf Wochenbasis bleibt das Bild aber getrübt. So sind MACD und DMI im Verkauf. Da die Unterstützung bei 1,2440 bereits einmal gebrochen wurde, sollte das Jahrestief bei 1,2287 nicht aus den Augen verloren werden. Erst eine Stabilisierung jenseits des Junihochs bei 1,2748 würde das Bild etwas freundlicher gestalten.

Begünstigt durch die Nachrichten vom EU-Gipfel ist der DAX heute fulminant in den Handel gestartet. Dies hat auch Spuren im Chartbild hinterlassen. So wurde die zuletzt etablierte Range mit einem "gap" nach oben verlassen, wodurch eine "Insel" entstanden ist. Zudem wurden sowohl die 21- als auch die 200-Tage-Linie überwunden, was positiv zu werten ist. Hingegen stellt sich die Situation bei den Indikatoren widersprüchlich dar. Entsprechend wird sich zeigen müssen, ob der DAX die abwärts gerichtete Widerstandslinie bei 6.350 Punkten nachhaltig überwinden kann.

4 Prognosetabelle
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