Was geschieht physiologisch, wenn Sie Rot sehen?
Wenn es ums Überleben, eine Jagd, eine brenzlige Verkehrssituation oder eine Sport-Medaille geht, ist es eine wunderbare, vielleicht lebensentscheidende Tatsache, dass das Stammhirn, eines der evolutionär ältesten Hirnteile, das wir mit den Reptilien gemeinsam haben, die Regie übernimmt. Der Körper wird mit Adrenalin überflutet. Der Mensch ist auf einen Schlag hellwach, denn eine solch herausfordernde Situation bewirkt sofort eine Erhöhung von Blutdruck und Puls.
Energie wird bereitgestellt, um für Kampf oder Flucht eine gesteigerte Muskeltätigkeit zu ermöglichen. Nicht überlebensnotwendige Funktionen wie die Darmtätigkeit werden gehemmt. In diesem Zustand wird dieses sogenannte Reptiliengehirn sofort aktiv, entscheidet blitzschnell, und
Sie haben dabei dann leider nur genau drei Alternativen:
- Kampf - sich der Gefahr stellen
- Flucht - vor der Gefahr weglaufen oder
- Totstellen - warten, bis die Gefahr vorbei ist
Dieselbe biologisch bedingte Reaktion wird auch ausgelöst durch psychologischen Druck oder Stress im (Berufs)-Alltag,
insbesondere dann, wenn ein uns wichtiges Anliegen in Gefahr gerät:
- Reflektiertes, differenziertes Denken funktioniert im Konfrontationsmoment nicht
- Echte Zusammenarbeit ist sowieso Utopie, denn die Gegenüber tauchen als Gefahr und potenzielle Gegner auf
- Kreative, ungewöhnliche Lösungen rücken in weite Ferne.
Sofortmaßnahmen im akuten Fall von Rotsehen:
So können Sie Ihr Gehirn vom Reptilmodus “umschalten” und sich wieder in einen denkenden Menschen verwandeln:
1. Bewusst atmen
Bauchatmen mit betontem und verlängertem Ausatmen hilft Körper und Geist, von dem meist kurzatmigen Zustand mit verstärktem Einatmen in einen Entspannungsmodus zu kommen und so wieder konstruktiv handlungsfähig zu sein.
2. Lachen
ist nicht nur die beste Medizin. Bewusstes Betätigen der Lachmuskeln, auch künstlich, ohne im Moment echt zu lachen, ist das effektivste Mittel, das die Gehirnwissenschaft kennt, um das Angstzentrum sofort umzuschalten.
Ziehen Sie hierzu beide Mundwinkel künstlich so weit hoch zu den Ohren, dass Sie am Hinterkopf die betätigten Muskeln spüren können. Der Körper entspannt, weil eine „Schaltung“ wirksam wird, die besagt „wenn er/sie lacht, kann es nicht lebensgefährlich sein!“
Bei hoher Stressneigung empfiehlt es sich, entsprechende Übungen 3-4 mal am Tag durchzuführen.
3. Innehalten
Sie können z.B. einfach innerlich langsam und bewusst bis 10 zählen, bevor Sie reagieren.
Oder: Immer wieder etwas Beruhigendes zu denken wie “alles gut!” gibt Zeit und physiologische „Entwarnung“.
Machen Sie es sich zur Regel, mit Unterstützung einer dieser Methoden im Konfliktfall mindestens 10 Sekunden zu warten, bevor Sie reagieren. Damit bekommen Sie sich selbst und die Situation wieder in den Griff und haben Ihre persönlichen Potenziale, um mit dem Thema umzugehen, schnell wieder zur Verfügung.