Morbus Alzheimer: Eine Erkrankung und ihre Herausforderungen
Anlässlich des Welt-Alzheimertags informiert Dr. Michael Annas, Chefarzt der MEDICLIN Hedon Klinik, über Demenzerkrankungen, deren Diagnosen und Versorgungsfragen
(lifePR) (Lingen, )Wenn Menschen ihre Struktur verlieren
Zu den häufigsten Demenz-Symptomen gehören kognitive Störungen im Kurzzeitgedächtnis, Vergesslichkeit und Einschränkungen der Kommunikation. Gleichzeitig können motorische Symptome mit Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen sowie Verhaltensstörungen auftreten. „Manche Menschen mit Demenz verlieren ihre Eigeninitiative, vernachlässigen ihre Hobbies, ihre Körperpflege und die Ordnung in ihrer Wohnung. Die Verschiebung des Tag-/Nachtrhythmus ist nicht selten“, sagt Dr. Michael Annas. Als Chefarzt in Lingen behandelt er auch Demenz-Patient*innen. Die weltweit häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von 60 Prozent.
Demenz: Unheilbar, aber nicht unbehandelbar
Zur Abklärung einer Demenz sind bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie oder Computertomographie des Kopfes, die Elektroenzephalographie und Nervenwasseruntersuchung notwendig. Zusätzliche neuropsychologische Tests wie der Uhren-Zeichen-Test, bei dem Patient*innen mit Verdacht auf Demenz eine Uhr zeichnen und anschließend eine vorgegebene Uhrzeit mit dem Stunden- und Minutenzeiger in die Uhrenskizze eintragen müssen, werden ebenfalls durchgeführt. Anhand der Richtigkeit der eingezeichneten Uhrzeiten können Ärzt*innen ermitteln, wie weit eine Demenz-Erkrankung bei den Patient*innen vorangeschritten ist. Auch umfangreiche laborchemische Untersuchungen wie Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker, Leberwerte und andere Parameter sind wichtig, um bei Patient*innen die richtige Diagnose zu stellen.
Seit einigen Jahren stehen Medikamente gegen Demenz zur Verfügung (Antidementiva). Heilbar ist die Krankheit zurzeit nicht, aber in vielen Fällen in ihrem Verlauf bis zu 2 Jahre aufzuhalten, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird. „Neben der medikamentösen Therapie können Reha-Maßnahmen mit Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie, neuropsychologischem Funktionstraining, aber auch Gedächtnistraining durch Gehirnjogging den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen“, erklärt Annas. In der MEDICLIN Hedon Klinik werden Demenzerkrankungen in einer stationären Reha durch wiederholtes Einüben bestimmter Alltagskompetenzen behandelt. „Alltagskompetenzen sind Fähigkeiten, die wir benötigen, um im Alltag zurecht zu kommen“, berichtet Annas. „Da geht es beispielsweise um das selbständige Anziehen oder Zähneputzen.“
Bestandteile solcher Therapien sind die Ergotherapie, die Logopädie, Neupsychologische Funktionstherapie sowie Krankengymnastik, aber auch Biografiearbeit, also die gezielte Beschäftigung mit Erfahrungen und Erlebnissen in der Vergangenheit.
Initiative für Demenz-Patient*innen
Für Deutschland wird bis 2050 mit einem Anstieg der an Demenz erkrankten Personen auf 2,3 Millionen gerechnet, dabei wird sich insbesondere die Zahl der über 85-jährigen im Vergleich zu 2018 verdoppeln. Am Welt-Alzheimertag wird auf die Situation von Menschen mit Demenz und die gesellschaftlichen Herausforderung, wie steigende Pflegekosten und knappe personelle Ressourcen im therapeutischen und pflegerischen Bereich hingewiesen. Im Landkreis Emsland leben aktuell ca. 4000 Bürger*innen, die von Demenz betroffen sind. Seit 2011 gibt es im Landkreis Emsland das Demenz-Servicezentrum mit der zentralen Funktion, das Netzwerk aus Unterstützungsangeboten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen weiter auszubauen und für Transparenz in der Angebotsfülle zu sorgen.
Risikofaktoren und Prävention:
Expert*innen machen folgende Risikofaktoren für Demenz aus: ein hohes Lebensalter, Depressionen, Bluthochdruck, Niereninsuffizienz und Übergewicht. Die derzeitigen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten können den Verlauf einer Demenz nur in einem sehr bescheidenen Ausmaß, insbesondere im Anfangs- und mittleren Stadium der Demenz beeinflussen. Deshalb kommt der Prävention eine besondere Bedeutung zu. Hierzu zählen regelmäßige medizinische Kontrollen der Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System, körperliche Aktivität, Kontrolle des Körpergewichtes und die frühzeitige Behandlung einer Depression. Auch gute Zahngesundheit und der Verzicht auf das Rauchen senken das Risiko, an Demenz zu erkranken.