"DaVinci ist kein Roboter, der irgendetwas eigenständig macht. Die Maschine überträgt nur durch kleinstmögliche Zugänge die Handbewegungen des Operateurs auf das Innere des Patienten, ohne dass dessen Hände mit hindurchpassen müssen", erläutert Professor Dr. med. Michael Stöckle, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes. Auf dem Kongress werden Handhabung und Leistungsfähigkeit des Systems durch moderierte Liveübertragungen verschiedener Operationen aus dem Klinikum hinüber zum Veranstaltungsort im Rathaus von Homburg/Saar demonstriert. Die operative Entfernung der Prostata und der Harnblase, Nieren-Lebend-Spende, Nierenbeckenplastik und organerhaltene Nierentumoroperation stehen auf dem Programm. "Wir wollen zeigen, dass praktisch jede urologische Standardoperation mit DaVinci machbar ist", sagt Professor Stöckle, in dessen Klinik seit Anfang 2006 rund 1000 robotische Eingriffe von der joystickähnlichen Steuerkonsole des Systems aus durchgeführt worden sind.
Im Vergleich zur herkömmlichen Schlüsselloch-Chirurgie, bei der meist beengt mit starren Instrumenten gearbeitet werde, bietet das DaVinci-System laut Professor Stöckle einen höheren Grad an motorischer Feinheit und Geschicklichkeit sowie durch seine stereoskopische Optik eine deutlich bessere 3D-Ansicht des Eingriffsbereiches. Die Vorteile der präzisen und schonenden Methodik inkludieren alle Vorzüge der minimal-invasiven Schlüsselloch-Chirurgie für den Patienten: kleinere Schnitte, geringere Blutung, vermindertes Infektionsrisiko, weniger postoperative Schmerzen, kürzere Heilungszeiten und Klinikaufenthalte.
Während das System aus medizinischer Sicht große Vorteile bietet, hat es aus Sicht der Krankenhäuser einen gravierenden Nachteil: "Es ist so teuer, dass es sich im deutschen Gesundheitswesen nur schwer kostendeckend einsetzen lässt", räumt Professor Stöckle ein. Die Anschaffungskosten des konkurrenzfreien Systems aus den USA liegen bei rund 1,6 Millionen Euro. In Deutschland sind nach Angaben von Professor Stöckle 21 urologische DaVincis im Einsatz. Kassenpatienten aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich heute in Homburg/Saar zu einer urologischen Operation anmelden, "sind in zwei bis drei Wochen an der Reihe", so Professor Stöckle.
In den USA liegt der Marktanteil der DaVinci-unterstützten Prostata-Operationen inzwischen bei rund 80 Prozent. Bei der Operation von Prostatakarzinomen habe das System dort praktisch alles vom Markt verdrängt, fasst Prof. Stöckle die dortige Entwicklung zusammen. Auf dem Symposium wird man sich deshalb auch mit der Frage befassen, welche Folgen der DaVinci-Vormarsch in Deutschland für urologische Kliniken haben wird. Ebenso wird man sich der Frage widmen, welche weiteren Einsatzmöglichkeiten für diese teure Technik zu erwarten sind. So sind etwa im HNO-Bereich erste Schilddrüsen-Operationen vorgesehen.
DaVinci-Kritikern, die anführen, dass erst eine lange Lernkurve zu optimalen Resultaten führe, begegnet die Urologie in Homburg/Saar nach rund 1000 Eingriffen mit ausgezeichneten Statistiken hinsichtlich der Kontinenz- und Potenzrate. "Wie häufig in der Chirurgie spielt natürlich auch bei der roboter-assistierten Prostataentfernung die Erfahrung des Operateurs eine wichtige Rolle", so Professor Stöckle. Sein Rat: Als Patient sollte man sich nicht scheuen, den Operateur nach der Anzahl seiner bereits absolvierten robotischen Eingriffe zu fragen.
Interdisziplinäre Fortbildungen wie das 1. Deutsche Robotische Urologie Symposium in Homburg/Saar sind zweifellos Voraussetzung dafür, dass langfristig auch in Deutschland mehr Patienten vom Robotereinsatz im Operationssaal profitieren können.
Das Programm des Symposiums steht zum Download bereit unter: http://www.dgru.de/...
Pressekonferenz am Mittwoch 2. Dezember 2009 um 10.00 Uhr im Vorfeld des bundesweit ersten Deutschen robotischen Urologie Symposiums (DRUS) im Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg.
Ort:
Klinik für Urologie und Kinderurologie, Gebäude 6, Bibliothek, Erdgeschoss
Teilnehmer:
Professor Dr. Michael Stöckle, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie
Professor Dr. Stefan Siemer, stellv. Direktor
Erfahrungsbericht eines Patienten