Von der Gruppenführung mit bis zu 30 Personen über die öffentlichen Führungen, die samstags, sonntags und an Feiertagen stattfinden, bis hin zu den sonntäglichen Familienführungen, bei denen Kinder ganz auf ihre Kosten kommen - die Gästeführer/innen der Landesgartenschau finden für jedes Alter und jede Interessenslage die richtigen Informationen, Erklärungen und Geschichten. "Besucher zwischen drei und über 90 Jahren haben an unseren Führungen teilgenommen", erzählen die Gästeführer. "Allein diese Altersspanne zeigt, wie individuell wir uns auf die verschiedenen Gruppen einstellen müssen", erklären die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wer sich in ihre "Obhut" begibt, lernt viel Interessantes über See-, Wald- und Feldpark, über die Pflanzungen und Gärten, aber auch über die Geschichte des Geländes. So erfährt man zum Beispiel, dass der Name des Stadtteils "Harksheide", in dem sich die Gartenschau befindet, nicht von ungefähr kommt, sondern von den ausgedehnten Heideflächen, die noch vor 100 Jahren das Bild bestimmten, herrührt. Ebenso finden die Entstehung und Strukturen der Großveranstaltung mit Nachhaltigkeitsanspruch in den Ausführungen der Gästeführer Erwähnung und interessieren die wissbegierigen Gartenschau-Fans.
Dieser Anspruch auf Nachhaltigkeit begleitete auch von Beginn an die Ausbildung, die die 40 Frauen und Männer seit November letzten Jahres durchlaufen, denn sie ist nicht auf 172 Tage, sondern langfristig ausgelegt. Erstmals wurden zukünftige Natur- und Landschaftsführer/innen auch als Gästeführer einer Gartenschau fit gemacht und Gästeführer einer Gartenschau zu Natur- und Landschaftsführern weiterqualifiziert. Die Gartenschau sei eine gute Übung für die spätere Tätigkeit als Natur- und Landschaftsführer, sind sich die Teilnehmer einig. Sie sind Vermittler zwischen Mensch und Natur bzw. Landschaft, wollen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene an die Schätze ihrer Region heranführen. Denn wer einen Bezug zu den Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten seiner Umgebung hat, geht auch verantwortungsvoll mit ihnen um. Von Phänomenen wie Moor und Heide bis hin zu besonderen und historischen Gebäuden erarbeiten sich die Natur- und Landschaftsführer ein breites Wissen über ihre Region.
Mit viel Freude und großem Engagement sind die Gästeführer/innen der Gartenschau an die Weiterbildung herangegangen. Rund 100 Unterrichtsstunden wurden auf dem Gelände der Gartenschau und an anderen Orten abgehalten. Aber damit nicht genug: Über die gesamte Dauer der Gartenschau haben sie sich immer wieder mit den Umpflanzungen und Veränderungen befasst und ständig dazugelernt. Neben natur- und gartenkundlichen sowie weiteren fachlichen Grundlagen standen Kommunikation, Methodik und Didaktik auf dem Lehrplan. Dabei war die Praxisnähe für die erfahrenen Seminarleiter Axel Jahn und Kirsten Redwanz, die vom Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume für das Land Schleswig-Holstein finanziert wurden, von besonderer Bedeutung. Dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gute Ausbildung genossen haben, die von der Landesgartenschau intensiv begleitet wurde, wurde vielfach von den geführten Gruppen bestätigt. Die positive Resonanz freut auch Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers: "Unsere 40 Gästeführer haben mit ihren qualitätvollen Führungen dafür gesorgt, dass die Teilnehmer die Gartenschau aus ganz besonderen Blickwinkeln sehr intensiv erleben und ihre Begeisterung Bekannten und Freunden weitererzählen", sagt er. Bald haben es die Lehrgangsteilnehmer geschafft: Im Oktober finden die letzten Prüfungen und die Zertifikatsübergabe statt. Das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume plant, die Gästeführer am Schleswig-Holstein Tag 2012, der auf dem Gartenschau-Gelände, das dann Norderstedter Stadtpark ist, wieder einzusetzen.
Ohne Partner wäre es nicht möglich gewesen, die Gästeführer der Gartenschau nachhaltig zu qualifizieren. Das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, das sich als Landesinstitution seit 1993 der Aus- und Weiterbildung im Natur- und Umweltbereich verschrieben hat, übernahm dabei einen erheblichen Teil der Finanzierung, die u.a. auch aus dem Zukunftsprogramm ländliche Räume des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein bestritten wird, und stellte die Seminarleitung. Die AktivRegion Alsterland übernahm einen weiteren Teil der Kosten und die VHS Norderstedt als Partner vor Ort sorgte für Räumlichkeiten und Infrastruktur für die Ausbildung. Der Abschluss, den die Lehrgangsteilnehmer mit dem Zertifikat vorweisen können, ist durch den Bundesweiten Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU) anerkannt. Seit 2003 wurden bereits 180 Natur- und Landschaftsführer in Schleswig-Holstein ausgebildet, die als Botschafterinnen und Botschafter ihrer Region tätig sind.