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Der ktpBKK Solidaritätspreis belohnt Hilfe für Opfer von Menschenhandel

Auszeichnung für die Beratungsstelle Nachtfalter

(lifePR) (Essen, )
"Zwischen siebzig und einhundert Frauen gehen in Essen auf den Straßenstrich", sagt Anika Wöhrle: "Etwa jede vierte ist drogenabhängig. Wahrscheinlich mehr als die Hälfte sind Opfer von Menschenhandel. Die meisten dieser Frauen kommen aus Bulgarien und Rumänien und gehören dort zu einer benachteiligten ethnischen Minderheit. Sie können weder lesen noch schreiben, und ihre Rechte kennen sie natürlich auch nicht."

Anika Wöhrle ist Sozialpädagogin in der Essener Beratungsstelle Nachtfalter. Mit ihren Kolleginnen berät und betreut sie Prostituierte auf dem Straßenstrich und in den Bordellen. Allein im Jahr 2009 haben die Beraterinnen vom Nachtfalter 70 Frauen einen neuen Anfang ermöglicht. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende.

Die Arbeit der Beraterinnen findet Anerkennung: Am 27. November 2009 erhielt die Beratungsstelle Nachtfalter den mit 2 500 Euro dotierten ktpBKK Solidaritätspreis. Mit diesem Preis zeichnet die 1836 von Alfred Krupp und seinen Arbeitern als "Hülfs-Krankenkasse" gegründete ktpBKK jährlich eine Gruppe bzw. Einrichtung aus, die in beispielhafter Weise Solidarität übt.

"Hier geht es um eine Art von Not, an die die meisten von uns kaum einen Gedanken verschwenden", begründete der ktpBKK- Vorstandsvorsitzende Reiner Geisler die Auszeichung des Nachtfalters, "dafür verdienen alle, die den Nachtfalter fördern, Dank. Vor allem aber verdienen die mutigen Frauen Dank, die diese Arbeit jeden Tag machen. Es ist eine schwere Arbeit, bei der sie sehr viel Unrecht mitansehen müssen. Aber vor allem ist es eine gute Arbeit, mit der sie Menschen helfen können, die dringend Hilfe brauchen."

"Solidarität besteht nicht aus Lippenbekenntnissen", lobte Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß das Engagement der Beraterinnen, "nur wenn wir uns füreinander einsetzen, funktioniert unsere Gesellschaft - und Sie setzen sich ein!"

Stadtdechant Dr. Jürgen Cleve, zugleich Vorstand des Essener Caritasverbandes, beschrieb die Arbeit des Nachtfalters als Konkretisierung des Caritas-Leitspruchs "Not sehen und helfen", als vorbildlichen christlichen Weg: "Wer Gott finden will, muss auf den Menschen schauen - Sie tun das."

Die Beratungsstelle Nachtfalter wird vom Caritasverband für die Stadt Essen e. V. in Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt Essen getragen. Sie wird vom Land NRW unterstützt und arbeitet eng mit allen Behörden zusammen. Das macht vieles möglich, von der Krankenversicherung bis zur Aufenthaltsgenehmigung.

Eine Schlüsselrolle spielen bei der Betreuung der hilfesuchenden Frauen die Sprachmittlerinnen, Frauen im Dienst der Beratungsstelle Nachtfalter, die nicht nur sprachlich sondern auch kulturell übersetzen können. In die Arbeit dieser Sprachmittlerinnen fließt auch das Preisgeld von der ktpBKK - und es wird gebraucht.

"Wir sind immer da", sagt Streetworkerin Evelyn Gebhard, "die Frauen wissen, dass wir ihnen helfen, wenn sie krank sind oder aussteigen wollen. Wir drängen uns nicht auf. Wir holen keine Frau raus, die nicht sagt, dass sie raus will. Wir tun nichts, was diese Frauen gefährdet. Deshalb vertrauen sie uns. Und irgendwann kommen sie zu uns."

Oft ist eine Krankheit der Auslöser, denn nur die wenigsten der Frauen auf dem Straßenstrich sind krankenversichert. Manchmal ist es eine Schwangerschaft - die normale Form der Empfängnisverhütung auf dem Straßenstrich ist der Schwangerschaftsabbruch. Das Meiste, was sie miterleben, behalten die Beraterinnen vom Nachtfalter für sich.

"Wir haben schon eine Frau im neunten Monat direkt vom Straßenstrich in den Kreißsaal gebracht", erinnert sich Evelyn Gebhard: "Das Kind wurde per Kaiserschnitt geboren, und zwei Tage später war die Mutter wieder auf dem Strich. Wir haben uns gefragt: Wo ist das Kind?"

Essen ist bei weitem nicht die Hauptstadt der Prostitution. Schätzungen der Berliner Prostituiertenberatung Hydra e. V. zufolge gibt es in Deutschland ungefähr 400 000 Prostituierte. Wirklich zuverlässige Zahlen gibt es nicht. Dazu trägt auch bei, dass Prostituierte häufig die Stadt wechseln, weil neue Gesichter höhere Preise erzielen.

Jedenfalls ist Prostitution abgesehen von ihrem gesellschaftlichen Ansehen keine Randerscheinung. Zwar ist die Dokumentation schwierig, gerade im Bereich des Menschenhandels, aber Experten schätzen, dass bis zu 1,2 Millionen Männer täglich die Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch nehmen, und stufen 18 Prozent der Männer in Deutschland als regelmäßige Kunden ("Freier") ein. Die meisten von ihnen machen sich wohl nicht bewusst, was für eine Art von Geschäft sie unterstützen. Zum Leben der Frauen auf dem Straßenstrich gehören alltäglich Ausbeutung, Schläge und Vergewaltigung - und dabei ist noch nicht mitgezählt, was ihnen von gewalttätigen Freiern droht.

Die wenigsten Besucher des Straßenstrichs begrüßen wohl die bedrückende Lage der Prostituierten. Aber was können sie denn tun, wenn sie helfen wollen? "Mit den Frauen reden", empfiehlt Anika Wöhrle, "die Kunden sind die einzigen, die mit diesen Frauen allein reden können. Wenn sie über mehr als nur das Geschäftliche mit diesen Frauen reden, merken sie schnell, wie es um deren Deutschkenntnisse bestellt ist. Wenn diese sehr gering sind, ist das ein guter Hinweis auf Menschenhandel. Das Fehlen einer Krankenversicherung übrigens auch. Aber bitte gehen Sie dann nicht zur Polizei! Der Polizei bleibt nichts anderes übrig als offiziell zu ermitteln. Und dabei kommt fast nie etwas heraus - Sie können sich nicht vorstellen, wie eingeschüchtert diese Frauen sind. Wenn die Frau nicht redet, muss das Verfahren eingestellt werden, und die Frau ist in Gefahr. Nur wenn die Frauen selbst zur Polizei gehen, kann die Polizei ihnen helfen."

Was aber jeder Kunde tun kann ist auf die Beratungsstelle Nachtfalter hinweisen. Und darauf, dass sie einen Ausweg bieten kann. "Manchmal bringen Freier Frauen direkt zu uns", berichtet Anika Wöhrle, "meistens sind das Frauen, die sie schon länger kennen, in die sie sich verliebt haben und denen sie helfen wollen. Das gelingt auch fast immer. Mit der Liebe wird es allerdings fast immer nichts - dafür haben die Frauen zuviel durchgemacht. Aber es bleibt eine gute Tat."

Spendenkonto der Beratungsstelle Nachtfalter:

Caritasverband für die Stadt Essen e. V.
Pax Bank
BLZ 370 601 93
Kto. 200 165 101 6
Kostenstelle 625

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Die ktpBKK ist eine Gemeinschaft von Menschen, die zusammenhalten. Sie steht in der Tradition der 1836 von Alfred Krupp gegründeten "Hülfs-Krankenkasse" der Kruppschen Gussstahlfabrik, die bei der Schaffung der gesetzlichen Krankenversicherung Pate stand. Ihre heutige Form erhielt sie durch die Fusion der BKK Krupp Thyssen Partner und der KarstadtQuelle BKK zum 1. Januar 2004.

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