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Deutsche Industrie mit Tempoverlust

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Nach dem Boom der letzten beiden Jahre wird die deutsche Industrieproduktion 2012 mit 1,5 % nur noch leicht expandieren. Die wichtigen Investitionsgüterbranchen sind wettbewerbsfähig und dürften deswegen auch in Zukunft am weltweiten Nachfragezuwachs partizipieren können. Die Rahmenbedingungen für den Bau haben sich verbessert, so dass auf mittlere Sicht ein moderates Wachstum zu erwarten ist.

Die deutsche Industriekonjunktur verlief 2011 nochmals sehr lebhaft: Einschließlich Bau dürfte die Produktion um 8 % zulegen. Bereits 2010 war nach dem Absturz im Jahr zuvor ein Zuwachs von einem Zehntel erreicht worden. Jetzt allerdings scheint die Industrie vor einen deutlichen Tempoverlust zu stehen.

So sind die Industrieaufträge zwischen August und Oktober um rund 4 % gegenüber den drei Monaten zuvor gesunken. Dies dürfte sich im vierten Quartal auch bei der Erzeugung negativ bemerkbar machen. Eine Ursache hierfür ist die Euro-Schuldenkrise, die in vielen Ländern weitreichende Sparmaßnahmen in öffentlichen Haushalten notwendig macht und für eine erhebliche Verunsicherung sorgt. Daneben schwächt sich das Wachstum in den Schwellenländern ab und der Aufschwung in den USA ist nicht stark genug, um den deutschen Exporten dorthin Schwung zu verleihen. Hinzu kommt die Zurückhaltung der industriellen Abnehmer: Bei Erwartung sinkender Produktpreise für Grundstoffe und Vorprodukte werden Läger teilweise zurückgefahren. Nach einer schwachen Phase um die Jahreswende 2011/12 sollte die Dynamik im weiteren Verlauf des nächsten Jahres allerdings wieder zunehmen. Trotzdem dürfte die Industrieproduktion 2012 nur um 1,5 % ansteigen, ohne Nachholeffekte eine durchaus passable Rate. Voraussetzung ist jedoch, dass eine Eskalation der Euro-Schuldenkrise vermieden werden kann.

Deutliche zyklische Abschwächung in der Chemieindustrie
Besonders stark hat sich die Situation in der chemischen Industrie eingetrübt. Aktuell liegen die Auftragseingänge hier um rund 9 % unter dem Höchstwert im Frühjahr 2011. Die Produktion ist dem erst teilweise gefolgt, so dass weitere Rückgänge zu erwarten sind. Die Branche ist im besonderen Maße von lagerzyklischen Schwankungen geprägt. Die Verbraucher von chemischen Grundstoffen haben zuletzt aufgrund zahlreicher Unsicherheiten und mittlerweile auf hohem Niveau stagnierender Preise ihre Warenbestände reduziert. Zudem geht die Dynamik in den Abnehmerbranchen zurück. Die Erzeugung chemischer Produkte liegt deswegen schon seit drei Monaten unter Vorjahresniveau. Bereits im ersten Halbjahr 2012 dürfte der Lageraufbau jedoch bei dann niedrigeren Erzeugerpreisen erneut beginnen, so dass die Chemieproduktion (ohne Pharma) im nächsten Jahr um rund 1 % und die nominalen Umsätze um 2 % zulegen werden. Die Pharmaindustrie hat in diesem Jahr mit einem Produktionszuwachs von schätzungsweise 6 % einen deutlichen Schub erlebt. Da die Preise in dieser Sparte allerdings sinken, werden die nominalen Umsätze nur um rund 3 % zulegen. Ausgehend von diesem hohen Niveau dürfte der Pharmaumsatz 2012 nur stagnieren.

In der EU27 wird nur noch knapp ein Fünftel des Weltchemieumsatzes abgesetzt, während das hohe Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern auch deren Chemiemärkte immer wichtiger werden lässt. Bereits heute liegt der asiatische Markt mit knapp 47 % des Weltchemieumsatzes an der Spitze, wobei fast ein Viertel allein auf China entfällt. Diese divergierende Entwicklung zwischen Industrie- und Schwellenländern wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Da die deutsche Chemieindustrie über den Außenhandel und ihre Produktion vor Ort stark international ausgerichtet ist, dürfte sie von diesem Strukturwandel weiterhin profitieren. 2012 lässt allerdings auch die Dynamik in einzelnen Schwellenländern wie China, Indien und Russland nach. Für China wird aber mit einem Zuwachs der Chemieproduktion von 8,5 % immer noch ein deutlich stärkerer Anstieg als in den Industrieländern erwartet.

Autoboom flaut ab
Weniger ausgeprägt ist die Wachstumsabschwächung bislang in den Investitionsgüterbranchen. Trotzdem wird sich in der Automobilbranche, dem umsatzstärksten deutschen Wirtschaftszweig, die schwierige wirtschaftliche Lage in den europäischen Partnerländern bemerkbar machen. So dürften beispielsweise der spanische und der italienische Markt weiter schrumpfen. Verunsicherte Konsumenten halten sich dort bei hohen Kreditzinsen mit Autokäufen zurück. Trotz eines starken Zuwachses von 10 % in Deutschland liegen die Pkw-Neuzulassungen in der EU um 1,2 % unter dem entsprechenden Vorjahresniveau.

Auch der Autoboom in China flaut zur Zeit ab. Im neuen Jahr dürfte aber ein einstelliger Zuwachs möglich sein. Impulse sollten auch aus den USA kommen, so dass die deutsche Automobilindustrie einen in Stückzahlen gemessenen kleinen Produktionszuwachs von 1 % erreichen kann. Dies setzt allerdings weitere Marktanteilsgewinne der wettbewerbsstarken Branche voraus. Der Produktionsindex der Branche dürfte mit 2 % etwas höher ausfallen, da er den wachstumsstärkeren Nutzfahrzeugmarkt und positive Struktureffekte wie die steigende Werthaltigkeit der Fahrzeuge erfasst. Die Automobilproduktion in Deutschland hat sich seit der Krise deutlich günstiger als in den USA oder gar in Japan entwickelt, was u.a. auf die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Branche hindeutet.

Die verbesserte Ertragslage erleichtert es, die notwendige Investitionsoffensive zu finanzieren. Sowohl die Kunden als auch die Politik fordern eine neue Generation von Fahrzeugen, die den Energieverbrauch noch weiter zurückführt und Emissionen einspart. Damit müssen gleichzeitig die bestehenden Antriebstechniken verbessert und neue Techniken wie die Elektromobilität oder die Brennstoffzelle entwickelt werden. Dies ist nicht nur eine Herausforderung für die Branche, sondern wird auch die Entwicklungs- und Absatzmöglichkeiten der Zulieferer vergrößern.

Maschinenbau: Auf mittlere Sicht weiteres Wachstumspotenzial
Auch im Maschinenbau ist eine konjunkturelle Abschwächung festzustellen. Stabilisierend wirkt sich allerdings der immer noch relativ hohe Auftragsbestand von nahezu sechs Monaten aus. 2012 dürfte die Produktion deswegen um nochmals 3 % zulegen nach 14 % in diesem Jahr. Die Exporte sind in den ersten drei Quartalen um nominal gut 16 % gestiegen, wobei die vier größten Absatzmärkte China, die USA, Frankreich und Russland deutlich darüber lagen. Die schwierige Situation in einzelnen Ländern der Eurozone zeigt sich beispielsweise an den deutschen Maschinenexporten nach Italien und Spanien, die nur mit niedrigen einstelligen Raten zulegten.

Die mittelfristigen Perspektiven der Branche bleiben günstig, da wichtige Trends wie Ressourceneffizienz und Fertigungsautomation innovative Lösungen des Maschinenbaus erfordern. Dabei dürfte es notwendig sein, die F&E-Ausgaben, die aktuell nur gut 5 Mrd. € jährlich betragen, weiter zu steigern. Die mittelständisch geprägte Branche liegt hierbei - auch auf den Umsatz bezogen - unter den Werten vergleichbarer Wirtschaftszweige aus der Investitionsgüter herstellenden Industrie. Intensivere Innovationsanstrengungen sind auch deswegen von Nöten, weil China als weltgrößter Maschinenbauproduzent immer häufiger wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt bringt. Bislang hat es die Branche trotz alledem immer vermocht, ihren Status als Exportweltmeister mit einem aktuellen Anteil von 17 % an den weltweiten Maschinenausfuhren zu halten, auch wenn dieser Wert zuletzt leicht gesunken ist.

Mittelfristige Wachstumschancen bestehen beispielsweise im Werkzeugmaschinenbau, der von der hohen Investitionstätigkeit des Fahrzeugbaus profitiert. Auch die Hersteller von Landmaschinen dürften weiteres Wachstum verbuchen können, denn die hohen Preise für Nahrungsmittel haben die Ertragslage der Landwirte verbessert. Dies erlaubt es ihnen, verstärkt ihren landwirtschaftlichen Maschinenpark zu erneuern, um die bei wachsender Weltbevölkerung notwendigen Produktivitätserhöhungen zu erzielen. Die Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen dürften als quasi nachfolgende Produktionsstufe von den gleichen Rahmenbedingungen profitieren.

Elektrotechnik geprägt durch Preisdruck
Die stärksten Produktionszuwächse unter den Investitionsgüterbranchen dürfte 2012 die Elektrotechnik mit etwa 4 % erzielen. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass durch den starken Anstieg in diesem Jahr von etwa 15 % auch der statistische Überhang hoch ausfällt. Dies bedeutet, dass die Elektroproduktion um die Jahreswende rückläufig ist und im ersten Halbjahr 2012 eine Trendwende nach oben vollzieht. In vielen Bereichen dieses Wirtschaftszweiges beteht ein erheblicher Preisdruck. Dies gilt insbesondere für Halbleiter und DV-Geräte, bei denen es zuletzt zu einer deutlichen Verschärfung des Preisrückgangs gekommen ist. Die nominalen Umsätze in der Branche fallen damit verhaltener aus als die Produktion.

Die Produktionsentwicklung der Branche ist extrem heterogen: An den Sparten Telekommunikationstechnik und DV-Technik ist der Aufschwung hierzulande vorbeigegangen, da diese Produktgruppen in Deutschland kaum mehr wettbewerbsfähig hergestellt werden können. Positiver ist die Situation bei den Bauelementen. Wettbewerbsfähig ist die deutsche Elektroindustrie in der Medizintechnik, wobei die Diskrepanz zwischen Aufträgen und Produktion auch in diesem Segment zuletzt auf Produktionsverlagerungen hindeutet. Der Kernbereich der deutschen Elektrotechnik ist die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen, die u.a. die Zulieferungen für die Automobilindustrie und die Energiewirtschaft umfassen. Nach starken Produktionszuwächsen hat sich die Schrittfolge hier zuletzt allerdings verlangsamt.

Die Elektroindustrie ist gut gerüstet für die Zukunft: 40 % des Umsatzes werden mit Produkt- und Sortimentsneuheiten erzielt und rund 80 % der Unternehmen tätigen regelmäßig Innovationen. Die F&E-Ausgaben liegen mit 12 Mrd. € jährlich bei rund 7 % des Umsatzes. Die Branche profitiert vom zunehmenden Einsatz ihrer Produkte in der Automobilindustrie. Die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität könnte es der Branche zudem ermöglichen, weitere Wertschöpfungsanteile im Fahrzeugbau zu gewinnen. Auch das Megathema "Steigerung der Energieeffizienz" kommt der Elektroindustrie zugute. Umsatzsteigerungen können sich hiervon Sparten wie die Automatisierung, die Messtechnik oder die Haushaltsgeräteindustrie versprechen. Nicht zuletzt dürfte der angestrebte Umbau der Energiewirtschaft für Impulse sorgen.

Weiteres verhaltenes Wachstum der Bautätigkeit
Die Bauinvestitionen dürften 2011 mit etwa 4 % sogar stärker ansteigen das das gesamtwirtschaftliche Wachstum mit rund 3 %. Deutliche Impulse gehen von allen drei Sparten aus, also dem Wohnungs-, dem Wirtschafts- und dem öffentlichen Bau. Witterungsverhältnisse haben hierzu beigetragen. So hatte der frühe Wintereinbruch im vierten Quartal 2010 die Produktion massiv behindert. Im ersten Quartal 2011 kam es bei verhältnismäßig milder Witterung dann zu erheblichen Nachholeffekten. Bereits jetzt lässt sich zudem absehen, dass das vierte Quartal 2011 zu keinen ähnlich gelagerten Produktionseinschränkungen wie im Jahr zuvor führt.

Die Wohnungsbaugenehmigungen liegen in den ersten neun Monaten 2011 um gut ein Fünftel über Vorjahresniveau, so dass mehr als 200.000 Wohnungen genehmigt werden dürften. Dies wird auch 2012 noch für Impulse sorgen und die Zahl der Fertigstellungen auf 200.000 Einheiten heben, nach schätzungsweise 180.000 in diesem Jahr. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung wird das Wohnungsbauvolumen mittlerweile allerdings zu 78 % vom Ausbau getragen und allein gut ein Drittel des Ausbauvolumens in Deutschland besteht heute aus energetischen Sanierungen. Schon seit langem wird die Entwicklung im Wohnungsbau vom Ausbau bestimmt. Und in diesem Bereich sind die Bedingungen zur Zeit ambivalent. Zwar sind die Hypothekenzinsen weiterhin auf Rekordtief und der Arbeitsmarkt hat sich bis zuletzt verbessert. Allerdings sind die KfW-Förderkredite insbesondere für Sanierungen 2011 deutlich zurückgegangen. Bauherren halten sich u.a. auch deswegen zurück, weil sich die angekündigte zusätzliche Förderung der energetischen Sanierung durch die Einwände des Bundesrates zumindest verzögert. Dies dürfte die Investitionstätigkeit im nächsten Jahr belasten.1 Zusätzlich gilt für den Wohnungsbau wie für alle anderen Bausparten, dass der positive Witterungseffekt im Jahr 2011 das Wachstum 2012 belastet, da das Ausgangsniveau nun sehr hoch ist. In der Summe dürften die Wohnungsbauinvestitionen 2012 nur noch um 1,5 % ansteigen, nach etwa 4 % in diesem Jahr.

Ein geringeres Wachstum ist 2012 auch im Wirtschaftsbau zu erwarten. Angesichts der sich eintrübenden Konjunktur und der anhaltend hohen Unsicherheit bezüglich der Schuldenkrise wird sich die Investitionstätigkeit der Unternehmen abschwächen. Zwar haben sich auch die gewerblichen Genehmigungen 2011 positiv entwickelt. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob auch alle Projekte umgesetzt werden. Für den öffentlichen Bau muss 2012 sogar mit Rückgang der Bautätigkeit gerechnet werden. Die Konjunkturpakete hatten verteilt über die letzten drei Jahre einen Investitionsimpuls von insgesamt über 10 Mrd. € zur Folge. Da diese positiven Effekte für die öffentlichen Haushalte 2012 wegfallen, kommt es im nächsten Jahr trotz einer verhältnismäßig günstigen Steuerentwicklung zu einem Rückprall. Trotz alledem dürften die gesamten deutschen Bauinvestitionen - ausgehend von dem hohen Niveau in diesem Jahr - 2012 um etwa 1 % zulegen.
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