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Kapitalmarkt Kompakt: Ungemütlicher Herbst

(lifePR) (Frankfurt am Main, )


- Der Euro konnte nach dem erneuten Stillhalten der Fed seine Gewinne gegenüber dem US-Dollar ausbauen. Die nunmehr im Dezember wahrscheinliche US-Zinswende dürfte dem Greenback keinen großen Schub mehr geben. Bewertungen und Positionierungen sprechen eher für einen weiter steigenden Euro-Dollar-Kurs.

- Unter dem Eindruck sinkender Teuerungsraten hat EZB-Chef Mario Draghi die Tür für eine Ausweitung des Ankaufsprogramms von Anleihen aufgestoßen. Erholen sich die Inflationserwartungen bis Jahresende, wovon wir ausgehen, so dürfte diese Option allerdings nicht gezogen werden. Stattdessen dürfte Renten durch negative US-Vorgaben belastet werden.

- Im Zuge der jüngsten Korrektur haben Aktien zumeist ihre Überbewertung abgebaut. Wirklich attraktiv sind sie jedoch noch nicht. Zudem bleibt das Thema US-Zinswende als gewichtiger Bremsfaktor auf der Agenda.

Devisen: Euro-Erholung setzt sich fort

Die Fed hat die Leitzinswende im September vertagt, der Euro-Dollar-Kurs sprang daraufhin über die Marke von 1,14. Damit befindet sich der Euro allerdings weiterhin im Seitwärtsband von 1,08 bis 1,15. Ein Ausbruch nach oben erwies sich bislang als temporär: Im Zuge der wegen China aufgekommenen Sorgen an den Finanzmärkten sprang der Euro-Dollar-Kurs bis auf 1,17. Eine allgemein höhere Risikoaversion befördert derzeit eher die Gemeinschaftswährung, der Zusammenhang zwischen Euro-Wechselkurs und Aktien ist negativ. Der Euro diente wohl in spekulativen Engagements als Finanzierungswährung. Bei der Auflösung dieser Positionen muss entsprechend Euro zurückgekauft werden. Mit der Marktberuhigung ging der Euro-Dollar-Kurs wieder zurück.

Solides US-Wachstum = höhere Leitzinsen?

Ein weiteres Thema ist die US-Konjunktur bzw. die Frage nach der Zinswende. Im zweiten Quartal wuchs die US-Wirtschaft kräftig. Der Beschäftigungsaufbau setzte sich fort, die Arbeitslosenquote fiel auf ein langjähriges Tief. Bei den Stimmungsindikatoren ist das Bild gemischter, es überwogen sogar die Rückgänge. Wegen des gefallenen Ölpreises ist die Inflation niedrig. Insgesamt sprechen die fundamentalen Faktoren immer für eine Zinswende der Federal Reserve in diesem Jahr. Angesichts ihrer in der jüngeren Vergangenheit sehr zögerlichen Haltung bestehen jedoch gewisse Zweifel, ob sie tatsächlich erfolgt. Spätestens im Dezember sollte es dann aber soweit sein. Etwaiges positives Aufwertungspotenzial für den US-Dollar ist jedoch – unabhängig vom Zeitpunkt der Wende – begrenzt. Schließlich werden höhere US-Leitzinsen am Devisenmarkt kaum noch jemanden überraschen. Zudem dürfte die US-Notenbank in diesem Erhöhungszyklus sehr vorsichtig agieren und nicht mehr als eine Anhebung pro Quartal vornehmen. In vergangenen Zyklen war es sogar üblich, dass der Greenback im Anschluss an die erste Erhöhung einen Teil seiner Gewinne abgab – nach dem Motto „Kaufe bei Gerüchten, verkaufe bei Fakten". Der Renditevorteil der US-Währung gegenüber dem Euro weitete sich zuletzt per saldo nicht aus.

Euro-Erholung setzt sich fort

In Europa säte die EZB gewisse Erwartungen auf eine noch expansivere Politik. Dabei erhöhte sich die Teuerung jenseits der sich verbilligenden Energiekomponenten zuletzt. Auch verbessert sich das Wachstum in der Eurozone, ohne sich jedoch kräftig zu beschleunigen. Die EZB wird deshalb ihr Kaufprogramm in gleichem Ausmaß bis auf weiteres beibehalten. Die Bewertungsindikatoren signalisieren mehrheitlich einen höheren Euro-Dollar-Kurs. Weitere Auflösungen von spekulativen Positionen könnten den Euro stärken, der Euro-Dollar-Kurs dürfte bis auf 1,20 ansteigen. Erst wenn sich abzeichnet, dass die Fed ihren Erhöhungszyklus im kommenden Jahr durchzieht, nimmt das Potenzial für die US-Währung wieder zu. Dies ist dann vielmehr ein Thema für 2016.

Der Euro-Franken-Kurs kletterte zeitweise über 1,10, ohne dass sich die fundamentale Situation geändert hat. Zuletzt fielen die Schweizer Konjunkturdaten sogar freundlicher aus. Dies dürfte die Schweizer Währung stützen, wenngleich der Franken langfristig stark überbewertet ist. Gegenüber Britischen Pfund und Japanischen Yen änderte sich der Euro per saldo kaum, was in den nächsten Monaten anhalten wird.

Renten: Inflationserwartungen geben Renditetrend vor

Trotz der jüngsten Unsicherheiten ausgehend von China und einigen Schwellenländern – Brasilien und Russland befinden sich derzeit in einer Rezession – konnten die Stimmungsindikatoren im Euroraum weitgehend ihr Niveau halten. Der Euroland-Konjunkturindex erreichte im August mit 104,2 sogar einen neuen Jahreshöchststand und liegt 3,4 % über dem Vorjahr. Verantwortlich hierfür sind vor allem gesunkene Energiekosten. Ein weiterer Grund ist das verbesserte monetäre Umfeld. Die für Verbraucher schnell verfügbare bargeldnahe Geldmenge M1 ist seit Anfang 2013 im Euroraum um über 22 % angestiegen. Die lockere Geldpolitik stützt das Wachstum vor allem in Deutschland. Aufgrund höherer Realeinkommen und einer günstigen Beschäftigungsentwicklung werden die Konsumausgaben in diesem Jahr um rund 2 % steigen.

Inflationserwartungen hängen am Ölpreis

Nachdem die Inflationserwartungen im Zuge deutlich gesunkener Ölpreise unter Druck geraten waren, haben sie sich zuletzt stabilisiert. Es hat sich erneut gezeigt, dass die von den Notenbanken bevorzugten Indikatoren zur Einschätzung der langfristigen Inflationserwartungen auf Basis inflationsindexierter Anleihen oder Terminkontrakten vor allem auf Ölpreisbewegungen reagieren. Wenn sich die Rohölnotierungen in den kommenden Monaten erholen, dürfte für eine neue Deflationsdebatte kein Raum bestehen.

EZB wird nervös

Weiter absinkende Inflationserwartungen wären aus Sicht der EZB ein großes Problem. Vorsorglich hat EZB-Chef Mario Draghi schon mal das Tor für eine Ausweitung des Ankaufsprogramms von Anleihen aufgestoßen. Die zuletzt ruhige EZB-Hand scheint wieder zittrig zu werden. Konkret beschloss die EZB eine Anhebung ihrer Ankaufquoten bei Emissionen von 25 % auf 33 %, was der Notenbank mehr Spielraum im Rahmen des bisherigen Kaufprogramms gibt. Spekulationen über leichte Anpassungen bei der Zusammensetzung und Kaufmodalitäten des EZB Anleiheportfolios dürften fortan ein ständiger Begleiter der Märkte sein. Mit einer Ausweitung des Ankaufprogramms von derzeit monatlich 60 Mrd. Euro ist im Rahmen unseres Basisszenarios gleichwohl nicht zu rechnen. Die Frage einer Verlängerung des Programms stellt sich erst im kommenden Jahr. Da zugleich die Teuerung ihren eingeschlagen aufwärtsgerichteten Pfad mittelfristig halten dürfte, ist die Wahrscheinlichkeit einer Programmverlängerung überschaubar.

Nachdem die US-Notenbank eine weitere Chance verstreichen ließ, um aus der Nullzinsecke zu kommen, verzeichneten die Rentenmärkte zuletzt wieder spürbare Kursgewinne. Da eine Last- Minute-Anhebung zum Jahresende nunmehr das wahrscheinlichste Szenario ist, dürfte das Ertragspotenzial nicht besonders weit reichen. Es ist mit einem Renditeanstieg 10-jähriger US-Staatsanleihen in Bereiche um 2,6 % zu rechnen. Der Renditeanstieg hierzulande dürfte aufgrund der divergierenden Geldpolitik der EZB zwar schwächer ausfallen. Mittelfristig ist aber ein Renditeniveau 10-jähriger Bunds über der 1 %-Marke wahrscheinlich.

Aktien: Korrektur noch nicht beendet

Das dritte Quartal macht seinem Ruf als schwächste Phase für Aktien bislang alle Ehre. Rund um den Globus hatten Aktien in den vergangenen Monaten sichtbare Kursverluste hinzunehmen. Der DAX hat zeitweilig sogar mehr als 20 % verloren und damit die Bärenmarktschwelle überschritten. Ausgelöst wurde die Korrektur zwar durch den Crash am chinesischen Aktienmarkt. Die Ursachen waren aber eine deutliche Abkoppelung der Kurse von den fundamentalen Gegebenheiten und eine ausgeprägte Sorglosigkeit der Anleger. Im Zuge des jüngsten Kursrutsches hat sich die Lücke zwischen Konjunkturdaten und Aktiennotierungen wieder geschlossen. Die zeitweilig völlig überzogene Bewertung hat sich sichtbar abgebaut. Auf Basis der gängigsten Kennziffern sind deutsche Standardwerte inzwischen weitgehend fair bewertet, wirklich attraktiv sind sie aber noch nicht. Auch Stimmungsindikatoren liefern derzeit noch kein Kaufsignal. Zwar ist die implizite Aktienvolatilität zuletzt sprunghaft angestiegen. Frühere „Krisenniveaus" wurden bislang jedoch nicht erreicht. Von Panik, die im Sinne der Kontraindikation ein Einstiegssignal bei Aktien liefern würde, kann derzeit somit nicht gesprochen werden.

Die bevorstehende US-Zinswende lastet zudem auf Aktien. Zwar hat die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung noch einmal auf eine Leitzinserhöhung verzichtet. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Verglichen mit früheren Zinszyklen würde der Einstieg in den geldpolitischen Straffungskurs aber extrem spät erfolgen. In der Vergangenheit erhöhte die US-Notenbank im Durchschnitt 15 Monate nach dem Konjunkturtief bzw. 20 Monate nach dem Tief am Aktienmarkt die Zinsen. Diesmal sind seit dem offiziellen Konjunkturtief im Juni 2009 bzw. dem Tief des S&P 500 im März 2009 schon 75 Monate bzw. 78 Monate vergangen. Dies spricht eher dafür, dass Aktien steigende Zinsen nicht so leicht wegstecken würden. Etwas anschaulicher wird diese Überlegung, wenn man den „fairen Wert" anhand gängiger Bewertungs-Multiples wie dem KGV ableitet (Kurs = Unternehmensgewinne * KGV). In zurückliegenden Zinszyklen war ein klares Muster zu erkennen: In Zinserhöhungsphasen kam es meist zu einer spürbaren Bewertungskontraktion (Durchschnitt seit 1946: -12 %). Trotz der jüngsten Korrektur bewegt sich das KGV des S&P 500 noch immer am oberen Rand des Normalbandes der vergangenen zehn Jahre. Aktien sind damit eher teuer. Dies und das typische Muster im Zinszyklus sprechen für eine weitere Bewertungskontraktion. Aus fundamentaler Sicht ließe sich somit nur dann Kurspotenzial für Aktien ableiten, wenn Unternehmensgewinne künftig stärker stiegen als sich das KGV reduziert. Der US-Gewinnzyklus hat inzwischen allerdings sichtbar an Dynamik verloren, die Gewinnerwartungen sind auf einen Seitwärtskurs eingeschwenkt. Daraus lassen sich lediglich unterdurchschnittliche Kurszuwächse ableiten.

Bodenbildung abwarten

Dies- und jenseits des Atlantiks erscheint es verfrüht, bei Aktien schon in die Offensive zu gehen. Die Märkte sind technisch zu stark angeschlagen, um bereits wieder zu Tagesordnung überzugehen. Die Korrektur ist jedoch noch nicht ausgeprägt genug, um attraktives Kurspotenzial ableiten zu können. Das Chance Risiko-Verhältnis ist auf dem aktuellen Kursniveau lediglich ausgeglichen. 

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