Die Krebserkrankung NET hat viele Gesichter. Die neuroendrokrinen Tumore gehen nicht von einem bestimmten Organ aus, sondern entwickeln sich aus Zellen, die einige Eigenschaften von Nervenzellen (neuro) besitzen und wie innere Drüsen (endokrin) funktionieren, d.h. ihre produzierten Stoffe direkt ins Blut, in die Lymphe oder ins Gewebe abgeben. Die meisten NETs kommen im Magen-Darm-Bereich vor, daher auch die Bezeichnung gastro-entero-pankreatische (GEP) NET. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet zwischen gut- und bösartigen Tumoren. Eine weitere Unterscheidung wird zwischen funktionell aktiven und inaktiven Tumoren getroffen. Aktive Tumore können Hormone produzieren, welche sich auf andere Organe auswirken und charakteristische Symptome hervorrufen. "Angesichts dieser Unterschiedlichkeit der neuroendokrinen Tumorerkrankungen, der häufig schwierigen Diagnosestellung und der Vielfalt der Therapieoptionen in verschiedenen Erkrankungsstadien ist ein individuell auf die jeweilige Tumorerkrankung abgestimmtes Diagnose- und Therapiekonzept sinnvoll und notwendig. Hierfür ist die Zusammenarbeit und gemeinsame Behandlungsplanung von betroffenem Patient und spezialisierten Ärzten verschiedener Fachdisziplinen - wie Pathologie, Chirurgie, Endokrinologie, Gastroenterologie, Onkologie, Radiologie und Nuklearmedizin - an einem Zentrum erforderlich", erläutern Privat-Dozent Dr. Christoph Josef Auernhammer (Leiter des Zentrums) und Prof. Dr. Christine Spitzweg (Co-Leiterin des Zentrums) am Campus Großhadern.
"Wir behandeln am Zentrum pro Jahr einige hundert Patienten mit neuroendokrinen Tumoren, was angesichts des relativ seltenen Krankheitsbildes eine hohe Fallzahl darstellt", so Auernhammer. Die gebündelte Kompetenz am GEPNET-KUM ermöglicht den Patienten eine Behandlung nach den neuesten Diagnose- und Therapiestandards. Diagnosestellung erfolgt durch bildgebende Verfahren wie spezielle Positronen-Emissions-Tomographie(PET)/ Computertomographie(CT)-Untersuchungen in der Nuklearmedizin, Magnetresonanztomographie (MRT) in der Radiologie oder Endosonographie in der Gastroenterologie. Das Behandlungskonzept basiert auf mehreren Säulen: Zunächst ist dies meist die chirurgische Therapie, um die Tumoren - wenn möglich - komplett zu entfernen. "Auch bei bereits bestehenden Lebermetastasen ist es jedoch immer sinnvoll die Möglichkeit einer Operation mit einem in der Leberchirurgie erfahrenen Operateur abzuklären", so Spitzweg. Bei inoperablen Tumoren werden multimodale Therapiekonzepte im Interdisziplinären Tumorboard individuell auf den Patienten und dessen Tumorerkrankung abgestimmt.
Anlässlich des 1. weltweiten Neuroendokrinen Tumortages veranstaltet das GEPNET-KUM am 10. November eine Fortbildungsveranstaltung am Campus Großhadern.
Das Klinikum der Universität München gehört zu den nationalen Spitzeneinrichtungen, die sich an der Versorgung von Krebspatienten beteiligen. Gebündelt werden die verschiedenen Kompetenzen und Disziplinen im Comprehensive Cancer Center (CCCLMU) mit dem Ziel, die Versorgung von Krebspatienten auf einem hohen universitären Niveau zu gewährleisten. Das CCCLMU bildet die strukturelle Klammer für organspezifische Krebszentren am Klinikum, darunter auch das GEPNET-KUM. Dabei ist das CCCLMU nur eines der zahlreichen medizinischen Zentren am Klinikum der Universität München.
In den medizinischen Zentren am LMU-Klinikum stehen der Patient und sein individuelles Krankheitsbild im Mittelpunkt. Die umfassende Behandlung des Patienten wird zum Einen durch die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, zum Anderen durch die enge Verzahnung von Forschung, Lehre und Patientenversorgung ermöglicht. Die Zentren bieten dem Patienten durch die Bündelung von Kompetenzen und Disziplinen ein ganzheitliches Spektrum an Diagnose- und Therapieverfahren. In unserem Gesundheitswesen herrscht eine weitgehend organbezogene Spezialisierung der Medizin vor. Sogenannte "Querschnittsfächer" benötigen jedoch interdisziplinäre Zusammenarbeit, um Kranke angemessen versorgen und Krankheiten wissenschaftlich erforschen zu können. Je mehr die Spezialisierung und die Einführung neuer Methoden in den einzelnen Fachgebieten fortschreiten, desto wichtiger wird interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die medizinischen Zentren am Klinikum der Universität München unterstützen das interdisziplinäre Gespräch, die Koordination diagnostischer und therapeutischer Abläufe sowie eine optimale Nutzung gemeinsamer Ressourcen.
Die interdisziplinären Zentren fördern außerdem die klinische Spitzenforschung zu spezifischen Krankheitsgebieten durch ein integratives Miteinander von klinischer Forschung und Krankenversorgung. Sie erhöhen die wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und die Nutzung der vorhandenen Ressourcen und sie bewirken zugleich einen effektiven Transfer von Forschungsergebnissen in das Versorgungsgeschehen. Ein weiterer Schwerpunkt der Zentren ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten, Pflegepersonal und Studierenden. Weitere Informationen und eine Liste aller am Klinikum der Universität München etablierten Zentren sind unter http://www.klinikum.uni-muenchen.de/... zu finden.