Das Argument der Priorisierungsbefürworter, es gäbe bereits eine "heimliche Rationierung", lässt Schlenker nicht gelten. Studien zeigten immer wieder Effizienzpotenziale im Medizinalltag. "Statt Geisterdebatten um Ranglistenmedizin brauchen wir Ideen und Konzepte, die die Versorgung besser und effizienter machen", so Schlenker. Wie könne das in medizinischen Leitlinien zusammengefasste Wissen schneller und umfassender den Patienten nutzen? So etwas solle der Ärztetag diskutieren. Mehr Geld könnte das denkbare Ergebnis zählbarer Erfolge sein, nicht aber deren Voraussetzung.
Die Ärzteschaft könne nicht ernsthaft glauben, dass sich ein gesellschaftlicher Konsens darüber herstellen lasse, ob Multiple Sklerose behandlungsbedürftiger sei als Krebs oder ein Magendurchbruch. "Das deutsche Gesundheitswesen ist auch deshalb ein Erfolgsmodell, weil es sich bei den Voraussetzungen für Leistungsansprüche auf abstrakte Beschreibungen wie die medizinische Notwendigkeit beschränkt", so Schlenker. Wer hier Prioritäten bei einzelnen Erkrankungen setzen wolle, riskiere letztlich den Frieden in den Arztpraxen und Kliniken.