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Eine Frage der Zeit? Studium und Familiengründung

Projekt „Familiengründung im Studium“ der Landesstiftung Baden-Württemberg / Erstmals Studierende aller 52 Hochschulen befragt / Ergebnisse der Untersuchung legen neue Konzepte nahe

(lifePR) (Stuttgart, )
Seit 20 Jahren ist der Anteil von Eltern unter den Studierenden in den alten Bundesländern gleichbleibend gering, er liegt bei sechs bis sieben Prozent. Liegt die Ursache für diese Zahlen in der Zeit oder in der finanziellen Situation der Studierenden oder geht es um Grundsätzliches?

Denn das Ende des Studiums verändert diesen Zustand nicht unbedingt. 25 Prozent der Akademikerinnen in Deutschland bleiben kinderlos. Das Team von Prof. Dr. Cornelia Helfferich von der Evangelischen Fachhochschule Freiburg ist im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg diesen Fragen nachgegangen. Ihr Fazit: Die Hochschulen müssen kinderfreundlicher werden.

"Schule, Ausbildung, Heirat, Kinder – diese Vorstellung ist gesellschaftlich noch immer verankert, gehört aber zunehmend der Vergangenheit an. Darauf müssen Gesellschaft und Arbeitswelt, aber zunehmend auch die Hochschulen im Land reagieren", sagt Dr. Andreas Weber, Leiter des Bereichs Bildung bei der Landesstiftung Baden-Württemberg. Jungen Menschen müsse es möglich gemacht werden, auch während Ausbildung und Studium Eltern zu werden. "Hier brauchen wir neue und gute Angebote", sagt Weber.

In der ersten landesweiten Erhebung zum Thema "FAST - Familiengründung im Studium" haben studierende Eltern umfassend Antwort über ihre Lebenssituation gegeben: 2004 wurden 580 Mütter und Väter befragt, die an baden-württembergischen Hochschulen studieren und kleine Kinder haben.

Im Jahr 2006 wurde die Befragung bei derselben Gruppe wiederholt, dazwischen wurde ein Teil der Gruppe ausführlich interviewt. Untersucht hat das Team um Prof. Cornelia Helfferich die Situation an allen 52 staatlichen und nicht staatlichen Hochschulen des Landes.

Ihr Fazit: "Die Widerstände der Alma Mater und der verschulte Charakter der Bachelor-Studiengänge sind der Flexibilität, die eine Vereinbarkeit erfordert, in hohem Maße abträglich. Das Phasenmodell – erst Beruf, dann Kinder – und die traditionelle Arbeitsteilung sind zwar gesellschaftlich stark verankert, aber nicht zukunftsträchtig.

Es ist daher an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wie Studierende mit Kind heute schon, aber auch in Zukunft besser unterstützt werden können. Die künftige Hochschulentwicklung wird sonst die Probleme der Familiengründung und den demographischen Wandel weiter verstärken", sagt Prof. Dr. Cornelia Helfferich das Ergebnis der Studie zusammenfassend.

Die Ergebnisse der landesweiten Studie überraschen vielleicht vor allem in diesem Punkt: Nur 18 Prozent der Eltern geben an, das Kind nicht gewollt und nicht geplant zu haben. Bei über einem Drittel der Frauen und auch der Männer war das erste Kind im Studium ein Wunschkind.

Studieren mit Kind – für die meisten Befragten liegen darin sowohl Vor- als auch Nachteile: Erstere liegen darin, beim Berufsstart die intensivste Kinderbetreuungsphase hinter sich zu haben und junge Eltern zu sein, letztere werden vor allem in der mangelnden sozialen Absicherung und darin das Studentenleben nicht richtig genießen zu können.

Denn bei aller Freude über den Nachwuchs, die Belastung studierender Eltern durch eine Erwerbstätigkeit ist enorm: Vier Fünftel der Väter und zwei Fünftel der Mütter gehen im Jahresverlauf einem Job oder einer Erwerbstätigkeit nach und der weitaus überwiegende Teil tut dies aus finanzieller Notwendigkeit. Allein erziehende Mütter sind häufiger erwerbstätig als die in einer Partnerschaft Lebenden.

Die Folge: Im Jahr 2002 spielte bei 16 Prozent der weiblichen Studienabbrecherinnen (bei sieben Prozent der männlichen) das Motiv "Studium und Kinderbetreuung sind nicht vereinbar" eine große Rolle für das vorzeitige Verlassen der Hochschule. "Es gibt aber auch gute Nachrichten: Wer während des Studiums Mutter oder Vater wird, ist danach von den Schwierigkeiten der Familiengründung entlastet", sagt Prof. Dr. Cornelia Helfferich von der Evangelischen Fachhochschule Freiburg.

An der Hochschule selbst variiert das Angebot stark: 80 Prozent der Mütter, aber nur 52 Prozent der Väter haben an ihren Hochschulen Betreuungsangebote. Dieser Unterschied hängt mit der Hochschulart zusammen – an technischen Hochschulen studieren mehr Väter, an pädagogischen Hochschulen mehr Mütter. Der Wunsch der Studierenden: 90 Prozent wünschen sich ein verbessertes Angebot an Betreuungsplätzen. Der Aussage "es gibt genug Betreuungsplätze" stimmten nur zwei Prozent der Befragten zu.

Studierende Eltern haben vor allem einen Wunsch: Mehr Flexibilität. Beim Erwerb der Scheine, im Stundenplan, im Studienaufbau, bei den Prüfungsterminen, bei der Anzahl der Urlaubssemester, bei der Studiendauer. Der Wunsch nach einem "offiziellen Teilzeitstudium" wird laut.

Interessant sind die Ergebnisse bei der Frage nach der Motivation der studierenden Eltern und deren Abschluss: Da die zweite Befragung der FAST-Gruppe zwei Jahre nach der ersten stattfand, hatten rund 32 Prozent zu diesem Zeitpunkt das Studium abgeschlossen. Bei dieser Gruppe fällt die Analyse daher abschließend aus – wie war es denn nun, das Studium mit Kind?

Das Ergebnis fällt trotz aller Herausforderungen recht gut aus: Im Rückblick würden über zwei Drittel der Absolventinnen und über vier Fünftel der Absolventen wieder mit Kind studieren. Die studierenden Eltern sind nicht über alle Maßen älter als die Absolventen ohne Kind: Die Mütter mit 1,5 Jahren allerdings etwas mehr als die Väter mit 0,5 Jahren.

Und sie schneiden nicht schlechter ab: Zwei Fünftel der Universitätsabsolventinnen und -absolventen und gut ein Drittel der Fachhochschulabgänger bewerteten ihre Abschlussnote als über dem Durchschnitt des studierten Faches liegend.

Was kann getan werden?

Es ist die Institution selbst, die mit ihrer familienfreundlichen oder -unfreundlichen Atmosphäre Erfolg begünstigend wirkt. Es sind weiter organisatorische Bedingungen wie die Studienorganisation und die Flexibilität der Hochschulen die erfolgreiches Studieren erleichtern oder erschweren können.

Am häufigsten wird generell ein "größeres", "flächendeckendes", "ausreichendes" Angebot von Kinderbetreuungseinrichtungen "auch in Dörfern" und "im ländlichen Raum" gefordert, um z.B. "lange Wartezeiten zu vermeiden".

Neben einer Verbesserung der Flexibilität wird auch mehr finanzielle Unterstützung und Entlastung für studierende Eltern gewünscht. Von kostenloser Kinderbetreuung über ein Existenz sicherndes Erziehungsgehalt oder zinslose Kredite bis hin zu Entbindungs- und Mutterschaftsgeld für Studentinnen reichen die Vorschläge.

Außerdem wird ein vom Einkommen der Eltern unabhängiges BAföG für alle Studierenden mit Kindern oder zumindest ein Zuschlag für die Kinderbetreuung bei BAföG geförderten Studierenden gefordert. Letzteres wurde inzwischen mit dem 22. BAföG Änderungsgesetz umgesetzt.

Weitere Informationen sowie die gesamte Studie zum Download unter www.landesstiftung-bw.de
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