Für realistische Prognosen hinsichtlich Ausbildungsplatzangebot und
-nachfrage ist es bei Weitem zu früh. Die Meldebewegungen sowohl der anbietenden Unternehmen als auch der Nachfrager/innen nach Ausbildungsstellen sind nicht abschätzbar. Die Bildungsstatistiker des Bildungsministeriums rechnen bundesweit trotz Angebotszunahme mit etwa 200.000 unversorgten jungen Leuten in diesem Jahr, so dass weder die Arbeitsagentur noch die Politik so recht in den Jubel einstimmen wollen.
Zudem ist der Nachholbedarf nach den enormen Reduktionen vor dem Aufschwung so gross, dass das entstandene Defizit über Jahre hinweg kaum ausgeglichen werden kann. Bremen hat auf diesem Gebiet besonders viel nachzuholen, denn die hiesigen Zuwächse der letzten zwei Jahre lagen deutlich unter dem Plus, das alle anderen westlichen Bundesländer zu verzeichnen hatten.
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer, Dr. Hans Endl, weist auf die strukturelle Schwäche des Ausbildungsmarktes hin: "Bisher hängen die Ausbildungsaktivitäten der Unternehmen zu sehr von der aktuellen konjunkturellen Situation ab. Die Diskussion über den Fachkräftemangel zeigt die fatalen Folgen für unserer Volkswirtschaft. Ausbildungsaktivitäten dürfen nicht kurzfristig der Konjunktur geopfert werden. Betriebe benötigen Fachkräfte und sollten für deren Nachwachsen auch langfristig Sorge tragen müssen. Deshalb brauchen wir eine Reform."
Auch wenn das aktuelle Platzangebot für die sinkende Zahl der Schulabgänger/innen ausreichen sollte, bleibt das Problem der sogenannten "Altbewerber/innen", die aufgrund der fehlenden Ausbildungsplatzangebote oft seit mehreren Jahren in Warteschleifen hängen. Sie stellen inzwischen die Mehrzahl der jährlichen Bewerber/innen bei den Agenturen. Endl: "Die 'Bremer Vereinbarung', die auch von der Arbeitnehmerkammer unterzeichnet wurde, hat es sich zum Ziel gesetzt, genau diese Gruppe ausbildungssuchender Menschen wieder in den Blick zu rücken. Wer einerseits seine Freude über den aktuellen Ausbildungsplatzzuwachs ausdrückt, darf auch diese Zahlen und vor allem diese junge Menschen nicht unter den Tisch fallen lassen!"