Zwischen Schönheit, Einzigartigkeit und Fragilität
Die Gewinnermotive des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022 stehen fest
(lifePR) (Kiel, )Die Würfel sind gefallen: Rund 18.000 Aufnahmen wurden von Amateur- und Profifotografen aus 35 Ländern eingereicht. Die fünfköpfige, international besetzte Jury ermittelte in drei Tagen intensiver Arbeit 104 Siegerbilder in insgesamt 10 Kategorien und einer Sonderkategorie. Am Abend des 28. Oktober 2022 fand die Preisverleihung des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022 im Rahmen des Internationalen Naturfotofestivals der GDT statt.
Flusspferd-Familie in Südafrika überzeugte die Jury
Gesamtsieger und damit Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022 ist der russische Fotograf Mikhail Korostelev. Mithilfe einer Unterwasserdrohne beobachtete und dokumentierte er Flusspferde in einem südafrikanischen Salzsee.
Jury-Mitglied Felix Heintzenberg begründet die Wahl der Jury: „Trotz unserer Übereinstimmungen und Meinungsverschiedenheiten waren es vor allem unsere recht unterschiedlichen fotografischen Hintergründe, die in unseren Diskussionen zu den endgültigen Entscheidungen führten, manchmal erst nach einem langen und kurvenreichen Weg. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Jurierung eines Wettbewerbs keine Mathematik ist, bei der es ein klares Richtig und Falsch gibt, aber ich bin zuversichtlich, dass wir bei unserer Suche nach Bildern, die nicht nur Elemente der Natur zeigen, sondern auch die Kriterien Originalität, Überraschung und Emotion erfüllen, faire und gut begründete Entscheidungen getroffen haben. Das diesjährige Siegerbild der Flusspferde von Mike Korostelev ist ein solches Foto. Es vermittelt etwas, das wir noch nie zuvor gesehen haben, sowie Präsenz, Interaktion und Dramatik.“
Die meisten Bilder von Mike Korostelev entstehen unter Wasser. In der Regel mit Weitwinkel-Objektiv oder Fisheye, manchmal kommen auch Drohnen und Fotofallen zum Einsatz. Bei der Naturfotografie geht es ihm vor allem darum zu zeigen, wie zerbrechlich unsere Natur ist und wie wichtig es daher ist, sie zu schützen und keine Tiere in Gefangenschaft zu halten, insbesondere keine Meeressäuger.
„In Russland haben viele Menschen gegen den Fang von Orcas im Ochotskischen Meer gekämpft, die an Delfinarien verkauft werden sollten, und schließlich wurde diese Aktion gestoppt“ sagt Mike. „Jetzt sind die Orcas in Freiheit, aber leider haben wir im Augenblick auch andere Probleme, und viele gute Menschen befinden sich gerade in „Gefangenschaft“. Viele Menschen in Russland sind mit dem, was zurzeit passiert, nicht einverstanden.“
Vom Vogelmotiv bis Atelier Natur: Preise in zehn Kategorien
Die Bilder des Wettbewerbs können in zehn großen sowie einer Sonderkategorie eingereicht werden. In jedem Bereich wählt die Jury die zehn besten Bilder aus und nominiert eines davon zum Siegerbild. Im diesjährigen Wettbewerb gewann GDT-Mitglied Jan Leßmann aus Deutschland in der Kategorie Vögel, der Italiener Milo Angelo Ramella erreichte den ersten Platz in der Kategorie Säugetiere und von Tibor Litauszki aus Ungarn stammt das Siegerbild in der Kategorie Andere Tiere. Salvo Orlando aus Italien setzte sich in der Kategorie Pflanzen und Pilze durch und der Norweger Pål Hermansen gewann in der Kategorie Landschaften. Im Themenbereich Unterwasserwelt machte der Pole Jacob Degee das Rennen, während GDT-Mitglied Theo Bosboom aus den Niederlanden sich Platz eins in der Kategorie Mensch und Natur holte. In der Wettbewerbskategorie Atelier Natur wählte die Jury ein Bild von Simone Baumeister – ebenfalls GDT - auf den begehrten ersten Platz.
Talente fördern: Auszeichnungen für den Nachwuchs
Auch der naturfotografische Nachwuchs hat die Chance, sein Können im Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Hierfür gibt es eine Kategorie für Jugendliche bis 14 Jahre und eine für die 15- bis 17-Jährigen. Der auf den Balearen lebende Spanier Adria Mas-Escandell (14 J.) siegte in der Jugendkategorie bis 14 Jahre. Den ersten Platz unter den 15- bis 17-Jährigen gewann Anton Trexler aus Deutschland (17 J.).
Preis mit besonderer Story: der Fritz Pölking Preis
Der Fritz Pölking Preis bildet eine eigene Kategorie und widmet sich besonderen Fotoprojekten oder Portfolios. Mit Lockdown Heron, einer Story über einen Graureiher im Greifswalder Hafen, fotografiert im stillen Corona-Winter 2021, zeichnete die Jury GDT-Mitglied Jan Leßmann aus. Über den Fritz Pölking Jugendpreis konnten sich zwei Niederländer, David Hup und Michiel van Noppen, freuen. Sie berichten in einem gemeinsamen Fotoprojekt über das Spannungsfeld zwischen Lebensraumverlusten von Braunbären in Rumänien und den dadurch entstehenden Konflikten mit der ländlichen Bevölkerung. Auch diese beiden Preise wurden am 28. Oktober offiziell verliehen.
Der Rewilding Europe Award
Erstmalig wurde in diesem Jahr der Rewilding Europe Award in Kooperation mit der Organisation Rewilding Europe vergeben, um herausragende Leistungen in der Fotografie mit dem Schwerpunkt Rewilding zu würdigen. Joshi Nichell, der den ersten Preis belegt, gewinnt eine Reise in eine von Rewilding Europe betreute Region im Wert von 1.500 Euro. Den zweiten Platz dieses Sonderpreises belegte Peter Fodor aus Ungarn, gefolgt von Matthew Maran aus Großbritannien auf dem dritten Platz.
Preisverleihung & Ausstellung
Die Preisverleihung fand im Rahmen des Internationalen Naturfotofestivals am Abend des 28. Oktober 2022 endlich wieder live statt, nachdem dies in den beiden Jahren zuvor coronabedingt nur virtuell möglich war. Interviews mit den Hauptpreisträgern können über den YouTube-Kanal der GDT abgerufen werden.
Dank der großzügigen Unterstützung von Sponsoren wie Canon, AC-Foto, Nikon, PanOceanPhoto & Travel, König Photobags, Sigma und der Sparkasse an der Lippe konnten wie immer Bargeldpreise an alle Erst- und Zweitplatzierten in Höhe von je 800 Euro beziehungsweise 500 Euro vergeben werden. Der Gesamtsieger konnte sich über 3.000 Euro freuen. Insgesamt wurden Preise im Wert von 34.000 Euro vergeben. Die Ausstellung mit allen Siegerbildern tourt nach der Preisverleihung durch Deutschland und Europa. Startpunkt ist wie immer das Deutsche Pferdemuseum in Verden bei Bremen, wo die Ausstellung am 6. Dezember 2022 offiziell eröffnet wird.
Der Wettbewerb: international renommiert
Der Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres ist einer der renommiertesten Wettbewerbe für moderne Naturfotografie, und das weit über die Grenzen Europas hinaus. 2001 ins Leben gerufen, konnte er sich schnell zu einer festen Instanz auf internationaler Bühne entwickeln. Die stets hochkarätig besetzte Jury, die hohen Standards bei der Vorauswahl, der Anspruch, keine digitalen Manipulationen zuzulassen, und ein ausgetüfteltes Bewertungssystem für die Jury haben viel zum Renommee dieses Wettbewerbs beigetragen. Neben dem großen Spektrum naturfotografischer Themen würdigt man den Einsatz neuer Techniken genauso wie Innovation, Kreativität und den Mut zu ungewöhnlichen Kompositionen. So ist der Wettbewerb auch ein Seismograf für moderne Naturfotografie geworden, die sich stets weiterentwickelt. Auch die Berücksichtigung von Newcomern und unentdeckten Talenten trägt wesentlich dazu bei. Kein Wunder, dass einige der bekanntesten Wildlife- und Naturfotograf*innen erstmals beim Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres Furore machten.