Bislang unbekannter MRSA mittels Microarrays aus humanem Material detektiert
(lifePR) (Jena, )Diese Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wie neue MRSA-Stämme entstehen, und dass ein Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen potentiell möglich ist.
MRSA ist ein wichtiger Erreger von im Krankenhaus oder auch ambulant erworbenen Infektionen. MRSA-Stämme tragen einen mobilen Genkomplex (SCCmec), der das Gen mecA enthält - es bewirkt die Resistenz gegenüber allen Beta-Lactam-Antibiotika, wie z.B. Penicillinen, Cephalosporinen und Carbapenemen. Außerdem enthält der Komplex Gene für sogenannte Rekombinasen, die die Übertragung des Komplexes auf gegenüber diesen Antibiotika empfindliche Stämme ermöglichen.
Wissenschaftler der Universität von Dublin, des irischen nationalen Referenzlabors für MRSA, der Technischen Universität Dresden und der Firma Alere Technologies GmbH in Jena identifizierten diesen neuen MRSA-Stamm mit DNA-Microarrays (Alere StaphyType Test), die eine schnelle Charakterisierung großer Mengen klinischer Isolate ermöglichen. Die vollständige Sequenzierung des Genoms dieses Stammes ergab, dass er sich deutlich von bislang bekannten und beschriebenen MRSA-Stämmen unterscheidet: Er trägt einen neuen Typ von SCCmec-Element, das zuvor weder in MRSA noch in anderen Organismen beschrieben wurde. Da sich auch das mecA-Gen dieses Stammes von bisher bekannten Varianten deutlich unterscheidet, kann der neue Stamm durch geläufige molekularbiologische Tests nicht als MRSA erkannt werden, was erhebliche potentielle Konsequenzen für Diagnostik, Hygiene und Therapie in Krankenhäusern nach sich ziehen kann. Dieser MRSA-Stamm gehört zu der Verwandtschaftsgruppe (klonaler Komplex) CC130, die bisher nur durch gegenüber Antibiotika sensiblen Isolaten aus Kühen und anderen Tieren bekannt war. Es deutet darauf hin, daß der neue MRSA-Stamm aus Haustieren stammen könnte.
Gleichzeitig wurde in "Lancet Infectious Diseases" eine Studie veröffentlicht, in der ein Konsortium von Forschern der University of Cambridge und des Wellcome Trust Sanger Instituts in Großbritannien einen anderen MRSA-Stamm mit einem fast identischen SCCmec-Element in Rindern beschreibt. Diese Forscher wiesen MRSA mit dem abweichenden mecA-Gen außerdem auch in Menschen aus Großbritannien und Dänemark nach. Desweiteren zeigen zum Europäischen Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) vorgestellte Daten des Robert-Koch-Institutes, das derartige Stämme auch schon in Deutschland auftreten.
Alere kann diese neuen MRSA Varianten mit einem phänotypischen Schnelltest (Clearview MRSA) und einem Mikroarray (StaphyType) nachweisen. Verdachtsfälle können auf Anfrage typisiert werden.
Literatur
Shore AC, Deasy EC, Slickers P, Brennan G, O'Connell B, Monecke S, Ehricht R, Coleman DC. Detection of Staphylococcal Cassette Chromosome mec Type XI Encoding Highly Divergent mecA, mecI, mecR1, blaZ and ccr Genes in Human Clinical Clonal Complex 130 Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, published ahead of print on 2 June 2011, doi:10.1128/AAC.00187-11. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21636525
García-Álvarez L, Holden MT, Lindsay H et al., Meticillin-resistant Staphylococcus aureus with a novel mecA homologue emerging in human and bovine populations in the UK and Denmark: a descriptive study. The Lancet Infectious Diseases, Online First publication, published Online June 3, 2011 DOI:10.1016/S1473-3099(11)70126-8.