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Die dunklen Triebe im braven Bürger

Eugène Labiches Klassiker "Die Affäre Rue de Lourcine" kommt ins Komödienhaus

(lifePR) (Heilbronn, )
Nach außen hin sind sie brave Bürger – aber hinter dieser Fassade lauern Abgründe.  Einer, der sich mit Lust den Ausrutschern und Verfehlungen des Spießbürgers gewidmet hat, war Eugène Labiche (1815-1888). Er gilt als einer der erfolgreichsten Komödiendichter aller Zeiten, hatte sogar eine eigene „Komödienfirma“,  in der er mit seinen Mitschreibern wie am Fließband über 175 Lustspiele, Possen und Vaudevilles produzierte. Mit der sogenannten Albtraumkomödie schuf er ein eigenes Genre.  Das Paradebeispiel hierfür ist „Die Affäre Rue de Lourcine“, die ab dem 9. März im Komödienhaus zu sehen ist. In dieser Kriminalposse, die 1875 in Paris uraufgeführt wurde, führte Labiche die beiden Biedermänner Lenglumé und Mistingue  aufs Glatteis und schrieb damit zwei Paraderollen für Erzkomödianten  ̶  in Heilbronn werden sie von Nils Brück und Hannes Rittig gespielt. Aber auch das Publikum wird gehörig an der Nase herumgeführt und kommt doch nicht umhin, sich zu fragen: Welche dunklen Triebe lauern im braven Bürger, wenn er im Rausch die Herrschaft über seine Vernunft verliert?

Mit der „Affäre“ stellt sich erstmals das Inszenierungsteam Marc Becker (Regie) und Sandra Münchow (Bühne und Kostüme) in Heilbronn vor und verspricht,  alle Register von Slapstick, Clownerie und Magie zu ziehen. Ihre Inszenierung entführt die Zuschauer in eine Welt, die von der surrealistischen Malerei eines René Magritte, der Stummfilmkomik eines Buster Keaton und der Mode des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts inspiriert ist. Die Geschichte beginnt in einem großen bourgeoisen Zimmer zu eben jener Zeit.

Zum Inhalt
Monsieur Lenglumé hat am Vorabend Kopfschmerzen vorgetäuscht und sich angeblich früh in sein Schlafzimmer zurückgezogen. In Wirklichkeit war er auf einem Ehemaligentreffen seiner Schule und hat es da ordentlich krachen lassen. Jetzt wacht er zu Hause auf – mit einem heftigen Kater und großen Erinnerungslücken. Wie ist er nur in sein Bett gekommen? Warum hat er seine Hose noch an? Und vor allem, wer schnarcht da neben ihm wie ein Bär? Hat er etwa jemanden abgeschleppt? Das darf seine Frau Norine auf keinen Fall erfahren! Er ist erst recht erschrocken, als er sieht, wer sich da in seinen Laken wälzt. Es ist Mistingue, sein früherer Mitschüler, den er schon damals nicht leiden konnte. Eigenartig. Merkwürdig sind auch die Obstkerne in den Hosentaschen beider Herren, das blonde Haarteil auf dem Fußboden, die völlig verdreckten Schuhe und die von Kohlenstaub geschwärzten Hände. Was war nur los in der Nacht? Wo haben sie sich herumgetrieben? Beim späten Kater-Frühstück vergeht ihnen schlagartig der Appetit. In der Zeitung steht nämlich, dass in der Rue de Lourcine die Leiche einer jungen Kohlenträgerin gefunden wurde. Man nimmt an, dass es zwei Täter waren, die im Zustand der Trunkenheit gehandelt haben müssen, denn sie haben am Tatort einen Regenschirm und ein Taschentuch vergessen.  Genau diese Utensilien vermissen Lenglumé und Mistingue nach ihrer nächtlichen Sauftour. Haben sie etwa das Kohlenmädchen auf dem Gewissen? Die Polizei, heißt es, sei den Mördern schon auf der Spur.

Komik entsteht aus Wahrheit und Schmerz
Die Komik entsteht aus „Wahrheit und Schmerz“, eben der Not, die alle Figuren haben, beschreibt Regisseur Marc Becker. Bei den beiden Hauptfiguren besteht diese aber nicht etwa im Mitleid mit ihrem eventuellen Opfer, sondern einzig und allein in der Angst vor Entdeckung und dem damit verbundenen Verlust ihres Ansehens. Für die Wahrung ihrer gesellschaftlichen Fassade sind Lenglumé und Mistingue bereit, alles, wirklich alles zu tun.

Weil zu den französischen Vaudevilles auch immer witzige musikalische Couplets gehören, wurde mit Peter M. Glantz ein Komponist und Musiker mit ins Team geholt, der den Schauspielern die Lieder auf den Leib schreibt und damit die Handlung vorantreibt.

Marc Becker geboren in Bremen, studierte Theaterwissenschaften, Politikwissenschaften, Philosophie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte. Während des Studiums sammelte er erste Regieerfahrungen, zudem entstanden erste eigene Stücke. Es folgten diverse Festivaleinladungen und Preise (u.a. 2004 Preis der Bayerischen Theatertage, Kulturpreis der Stadt Nürnberg, Einladungen u.a. nach Heidelberg und Berlin). Sein Fußballkrimi „Wir im Finale“ wurde zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, ebenso schaffte es das Kinderstück „Die Glücksforscher“ (2016) in die Endauswahl zum Kinderstück des Jahres.

Nachdem er von 2006-2014 erfolgreich als Hausautor und Hausregisseur am Oldenburgischen Staatstheater engagiert war, inszeniert und schreibt er nun regelmäßig auch für das Junge Staatstheater - und arbeitete darüber hinaus u.a. an den Staatstheatern in

Braunschweig und Mainz, am NNT in Groningen (NL), am Landestheater Linz, Theater Heidelberg, Ohnsorg Theater Hamburg und vielen weiteren Häusern.

Sandra Münchow ist in Hannover geboren und lebt seit 1990 mit ihrer Familie in Regensburg.

Sie studierte an der Universität Hildesheim angewandte Kultur-und Theaterwissenschaften und Bildende Kunst. Ihre Theaterarbeit begann in Hannover und Hildesheim in der Theaterwerkstatt Hannover und mit dem Theater Aspik. Sie entwirft Kostüm- und Bühnenbilder für Oper und Schauspiel u.a. am Theater Aachen, Staatstheater Oldenburg, Staatstheater Mainz, Landestheater Linz, Theater Freiburg, Theater Luzern, Schauspielhaus Hannover, Theater Regensburg, Gärtnerplatztheater und Landestheater Linz. Sie entwirft auch Kostüme und Objekte für Projekte in Museen, Steinbrüchen, Kirchen, Gärtnereien und öffentlichen Plätzen. Seit 2015 ist Sandra Münchow Dozentin an der ADK-Bayern für Bühne und Kostüm. Sie hatte Lehraufträge an der Uni Würzburg und Nürnberg für experimentelle Kostüm- und Raumgestaltungen.

Es verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit mit den Regisseuren Marc Becker, Jarg Pataki und Dominik Wilgenbus.

Premiere am 9. März, 20 Uhr
Die Affäre Rue de Lourcine
Komödie von Eugène Labiche
Deutsch von Elfriede Jelinek

Inszenierung: Marc Becker
Musikalische Leitung: Peter M. Glantz
Ausstattung: Sandra Münchow
Dramaturgie: Andreas Frane

Es spielen:
Lenglumé: Nils Brück
Mistingue: Hannes Rittig
Potard, Lenglumés Vetter: Marek Egert
Justin, Bediensteter bei Lenglumé: Sven-Marcel Voss
Norine, Lenglumés Frau: Sabine Unger

Weitere Vorstellungstermine: 14. März, 15. März, 22. März, 24. März (15 Uhr), 27. März, 29. März, 30. März, 6. April, 13. April, 20. April, 22. April, 25. April, 26. April – jeweils um 20 Uhr (mit Ausnahme des 24. März)

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