Im Fokus stehen die Mitbetroffenen
Rund 5 Millionen Menschen in Deutschland leben mit den Folgen eines Schlaganfalls - direkt oder indirekt, als Betroffene, Partner oder nahe Angehörige. Doch viel zu selten wird die Mitbetroffenheit der Angehörigen und Partner, ihre hohe Belastung, aber auch ihre große Leistung thematisiert. Zum Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai rückte der Passauer Wolf Bad Griesbach deshalb die Mitbetroffenen in den Fokus. »Mit einem Schlaganfall verändert sich nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen. Sie müssen in kurzer Zeit zahlreiche medizinische und sozialrechtliche Fragen klären. Dabei fehlt ihnen oft die richtige Beratung und Unterstützung«, sagt Dr. med. Oliver Meier, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologie und Geriatrie des Passauer Wolf Bad Griesbach sowie Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, der dies in seinem Impulsvortrag »Schlaganfall – Sie sind nicht allein« thematisierte. Informationen zur Ehegattennotvertretung, zur Patientenverfügung, zur Vollmacht sowie zur gesetzlichen Betreuung erhielten die Besucher in einem Vortrag von Jens Manig, Leiter der Sozialberatung im Passauer Wolf Bad Griesbach. »Die Beratung zu Anlaufstellen ist ein wichtiger Teil der Rehabilitation. Den Tag heute nutzen wir, um nicht nur Angehörigen unserer Gäste, sondern Betroffenen der Region zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und sich Hilfe holen können«, sagt Jens Manig. Mit welchen möglichen Folgen Betroffene und ihre Angehörigen nach einem Schlaganfall zu kämpfen haben, stand auf der Vortrags-Agenda von Sophia Weigl, Psychologin im Passauer Wolf Bad Griesbach. Sie gab den Besuchern in ihrem Vortrag »Geteiltes Leid ist halbes Leid?« praktische Tipps an die Hand, die einen Umgang mit Schlaganfall erleichtern. »Neben all der Fürsorge und Pflege ist es für Angehörige aber auch wichtig, das eigene Wohlergehen und die eigene Lebensqualität nicht zu vernachlässigen«, mahnt Sophia Weigl
Drei Stände animieren zum Mitmachen
Neben Live-Vorträgen bot der Aktionstag des Passauer Wolf mehrere Mitmachstationen und die Möglichkeit mit den Experten vor Ort ins Gespräch zu kommen. Beim Stand der Ergotherapie erhielten die Besucher einen Einblick in die Virtual-Reality-Therapie. Mittels einer VR-Brille hatten sie die Möglichkeit, in eine virtuelle, detailreiche Welt einzutauchen. Die darin modular aufgebauten Trainingseinheiten unterstützen spielerisch die kognitive und sensomotorische Rehabilitation der Patienten. »Wir setzen die VR Brille vor allem zur Rehabilitation sensomotorischer Störungen nach Schlaganfall ein und machen gerade auch erste Erfahrungen mit Gamification bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen«, weiß Barbara Göttert, Therapieleitung im Passauer Wolf Bad Griesbach. Neben der VR-Therapie bekamen die Besucher am Stand der Ergotherapie Hilfsmittel für Schlaganfallpatienten vorgestellt. So gibt es z. B. spezielles Essbesteck mit verdicktem Griff, der sich leichter greifen lässt. Wie richtiges Umsetzen bzw. Umbetten funktioniert, lernten die Besucher am Stand der Pflege. »Wenn Pflegebedürftige sich nicht mehr von alleine bewegen können und gezwungen sind, über längere Zeit zu sitzen oder zu liegen, muss jemand anderes für sie ihre Körperhaltung regelmäßig ändern – vor allem, um Komplikationen wie Wundliegen oder steifen Gelenken vorzubeugen«, erklärt Christian Mandl-Wagner, Leiter des Pflegedienstes im Passauer Wolf Bad Griesbach. Zusätzlich wurde den Besuchern der Patientenlifter demonstriert, der einen Transfer von A nach B möglich macht. Informationen und Beratung für Angehörige von Menschen mit Aphasie, eine durch den Schlaganfall erworbene Sprachstörung, bekamen die Besucher beim Stand der Sprachtherapie. Darüber hinaus stellten die Sprachtherapeuten Therapie-Apps vor, die mithilfe von Tablets oder Smartphones Fortschritte von zu Hause aus ermöglichen. Bei Kaffee und Kuchen konnten die Besucher mit Experten im Passauer Wolf ins Gespräch kommen und sich auch untereinander austauschen.