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Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Ausstellung "Luxus und Dekadenz"

LWL-Römermuseum zeigt Luxus und Dekadenz der Römer

(lifePR) (Münster, )
Die Ausstellung "Luxus und Dekadenz" über das römische Leben am Golf von Neapel" bereitet mit 180 Exponaten - Wandmalereien, Kunstwerken aus Bronze und Marmor, exquisitem Goldschmuck, einem Privatbad mit raffinierter Technik - sowie großflächigen 3-D Animationen dem Luxus vor 2.000 Jahren eine Bühne. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Ausstellung auf knapp 1.000 Quadratmetern als erste Station vom 16. August bis 25. November im LWL-Römermuseum in Haltern. Die Kooperationspartner zeigen die Ausstellung danach in Bremen, Nijmegen und München.

Viele der hochkarätigen Schaustücke werden erstmals außerhalb Italiens zu sehen sein. Sie stammen überwiegend aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel, einem der bedeutendsten archäologischen Museen der Welt. Komplettiert wird die 1,5 Millionen Euro teure Ausstellung durch Bestände aus Pompeji.

"Wir spannen den Bogen von der schönen Venusstatue bis zum schlichten Tongefäß zur Mästung von Siebenschläfern und sparen das Thema Sklaven nicht aus, die den Superreichen der Antike ihren Lebenswandel erst ermöglichten", so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch am Montag (13.8.) in Haltern.

"Was heute der Koi-Karpfen oder der Geländewagen ist , war damals die Moräne im eigenen Meerwasserbecken oder die vierspännige Kutsche, nannte Museumsleiter Dr. Rudolf Aßkamp als Beispiel für Statussymbole vor 2.000 Jahren. Die Bezüge zur Gegenwart seien offensichtlich und für den Besucher leicht zu erkennen.

Projektleiter Herwig Kenzler: "Wir möchten die Besucher mit den Inszenierungen in der Ausstellung überraschen, ihnen spannende und abwechslungsreiche Einblicke in das luxuriöse Leben der Römer am Golf von Neapel bieten. Denn wir wollen auch Besucher begeistern, die nicht so mit der römischen Geschichte vertraut sind."

Zitate antiker Autoren sind in allen Themenbereichen der Ausstellung präsent und kommentieren die Dekadenz einer Oberschicht, die sich in ihrem Statusdenken immer weniger an die traditionellen römischen Werte hielt. Die zeitgenössische Kritik, teils sachlich, teils mit beißendem Spott vorgetragen, wird durch ausgewählte Exponate unterstützt, die den Blick hinter die luxuriöse Fassade lenken.

"Luxus braucht Bewunderer und Mitwisser". So beschreibt der römische Philosoph Seneca den demonstrativen Prunk vieler seiner Zeitgenossen vor 2000 Jahren. Für die Römer war luxuria der Inbegriff von Schwelgerei, Prunkliebe, Genuss- und Vergnügungssucht - ermöglicht durch die Massen an Steuern aus den Provinzen. Sie flossen in die Kassen der Machthaber, nachdem Rom im 2. Jahrhundert vor Christus zur Beherrscherin des Mittelmeeres geworden war. Es hat in der Weltgeschichte kaum eine Gesellschaft gegeben, die so stark durch Statussymbole geprägt war wie die des Imperium Romanum.

Der Golf von Neapel mit den Orten Cumae, Neapolis, Baiae, Misenum, Surrentum, Stabiae sowie Pompeji und Herculaneum war seit dem 2. Jahrhundert vor Christus der Anziehungspunkt für die wohlhabende Römer. Die fruchtbare Vulkanlandschaft wurde wegen ihrer Schönheit und des angenehmen Klimas geschätzt. Hier frönte die Oberschicht dem Luxus. Man war reich und man zeigte es - in Gestalt prachtvoller Stadthäuser und Villen, durch aufwändige Gastmähler mit wahrhaft lukullischen Ausmaßen, durch kostbaren Schmuck, durch Anhäufung von Kunstschätzen.

Themen der Ausstellung:

- Gebauter Luxus: Villen und Villenbesitzer am Golf von Neapel
- Spiegelbild des luxuriösen Lebens: pompejanische Wandmalereien
- Standesunterschiede in der Römischen Gesellschaft
- Kunst- und Ausstattungsluxus, Kunsthandel
- Lustgärten als inszenierte Idylle
- Luxuriöses Machtinstrument: Gladiatorenspiele
- Tafelluxus: Bankett und Unterhaltung
- Statussymbole Schmuck und Parfüm
- Privatbäder und Schönheitspflege

Das süße Gift Luxus

Geld und Besitz waren im Imperium Romanum reichlich vorhanden - aber ausschließlich einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Nur knapp ein Prozent der 50 bis 80 Millionen Menschen, die vor 2000 Jahren im Römischen Reich lebten, teilte das Vermögen unter sich auf.

Die Elite setzte sich aus Senatoren, Rittern und Gemeinderäten - so genannten "decuriones" - zusammen. Man ließ es sich gut gehen und genoss überschwänglich das "dolce vita" in mediterraner Umgebung. Für die betuchten Römer war "luxuria" der Inbegriff von Prunksucht und Schwelgerei - möglich durch Grundbesitz und hohe Steuereinnahmen aus den Provinzen.

Eine Tugend war die "luxuria" indessen nicht. Die Dekadenz und Zurschaustellung des Reichtums verletze die traditionellen römischen Werte wie etwa Bescheidenheit oder Sinn für das Gemeinwohl, monierten Kritiker damals. Denn der kleinen reichen Oberschicht standen Millionen einfache freie Bürger und Sklaven gegenüber.

Zur Unterschicht zählten auch die meisten Freigelassenen, also Sklaven, die von ihren Besitzern die Freiheit erhalten hatten. Sie hatte nicht selten um das tägliche Brot zu kämpfen. Am untersten Ende der antiken Sozialskala rangierten die unzähligen Sklaven auf Landgütern und in Bergwerken, die schwerste Arbeit zu verrichten hatten. Sklaven in reichen Haushalten hingegen hatten meist ein besseres Leben.

Ein Tisch für eine Million, der Lustsklave zu 100.000 Sesterzen Die Ausstellung im LWL-Römermuseum demonstriert auch die Kehrseite der antiken Luxus-Medaille. Welche Summen die Oberschicht damals für Luxusgegenstände und Annehmlichkeiten ausgab, ist durch Luxuskritiker wie Plinius den Älteren überliefert. So zahlte der betuchte Konsument damals für ein Pfund des Farbstoffes Purpur stolze 4.000 Sesterzen.

Für einen edlen Tisch aus Zitrusholz blätterten die Reichen mehr als eine Million Sesterzen hin, für einen Lustsklaven bis zu 100.000 Sesterzen. Zum Vergleich: Ein freier Bürger der Unterschicht verdiente als Tagelöhner nur vier Sesterzen pro Tag. Einer der lautesten Luxuskritiker seiner Zeit übrigens, der antike Dichter Seneca, gehörte selbst zu den oberen Zehntausend, denn er brachte es als Großgrundbesitzer binnen weniger Jahre auf ein Vermögen von 300 Millionen Sesterzen. Was Seneca zu dem Kommentar seines Zeitgenossen Valerius Maximus sagte ("Luxus ist ein süßes Gift, das man viel leichter anklagen als vermeiden kann"), ist leider nicht überliefert.

Traumhäuser für Lukullus und Co.

Stattliche Villa mit Meerblick - auch heute noch gilt eine Immobilie mit solchen Eigenschaften als enorm reizvoll. Beim Abendessen das Panorama genießen und den Sonnenuntergang bewundern - derlei Aussichten begeisterten auch die antiken Villenbesitzer am Golf von Neapel.

Entsprechend entwickelte sich die Region seit dem 2. Jahrhundert vor Christus zu einem der beliebtesten Anziehungspunkte vermögender Römer. Hier ließen sich reiche Kaufleute, Geistesgrößen, Politiker und Kaiser nieder, um sich der Muße - dem "otium" - hinzugeben.

Nero und Cicero etwa oder der für seine Genusslust bekannt gewordene Feldherr Lucius Licinius Lucullus residierten unmittelbar an der Küste, und für einen grandiosen Ausblick auf das "mare nostrum" erschien ihnen kein Eingriff in die Natur zu gewaltig: Berge abzutragen oder Baugrund für Villen im Meer aufzuschütten, war am Golf von Neapel keine Seltenheit. Treffend spöttelte der Dichter Horaz damals: "Den Fischen wird das Meer durch riesige Uferbauten zu eng."

Perlen für die Fische

Schick war es damals auch, riesige Meerwasserbecken, "piscinae", anzulegen, damit zu jeder Jahreszeit frischer Meeresfisch kredenzt werden konnte. Die Becken wurden ins Meer hinein gebaut oder durch Kanäle damit verbunden. Die Kosten für Bau und Unterhalt machten die Fischzucht zwar unrentabel, doch die von Cicero verspotteten Fischteichbesitzer frönten unbeirrt ihrem exklusiven Hobby. Von dem antiken Redner Hortensius ist sogar überliefert, dass er beim Tod einer seiner Muränen geweint haben soll. Die Tierliebe seiner Gattin Antonia soll der Überlieferung nach noch größer gewesen sein: Die Dame soll aus Zuneigung ihrem Lieblingsfisch Perlenohrringe angelegt haben.

Heute sind viele der antiken Prachtbauten längst im Meer versunken. Für die Ausstellung im LWL-Römermuseum tauchen sie aber noch einmal auf: Umriss und Gestalt eines auf dem Meeresboden liegenden Tricliniums etwa, eines luxuriösen Speiseraums, werden die Besucher als 3D-Animation sehen. Wie die mit Ohrringen geschmückte Muräne ausgesehen haben mag, enthüllt die Ausstellung ebenfalls.

Hauptsache echt - begehrte Kunst aus Griechenland in der neuen Luxus-Ausstellung

"Made in Greece" war vor 2000 Jahren ein gefragtes Qualitätsmerkmal. In Griechenland gefertigt worden zu sein, zeichnete Kunstwerke und Ausstattungsgegenstände als hochwertige Produkte aus. Bei den wohlhabenden Römern standen vor allem Originale berühmter griechischer Künstler hoch im Kurs - begehrt waren zum Beispiel die Werke der Bildhauer Polyklet und Praxiteles.

Die bronzenen oder marmornen Stücke waren größtenteils als Kriegsbeute oder durch Mittelsmänner in römischen Privatbesitz gelangt und sollten dort nach der Devise "Hauptsache echt" Eindruck machen. Süffisant kommentierte der Dichter Martial damals: "Beschnüffelt dann die Bronze, ob sie auch so rieche, wie die echte von Korinth."

Wer sich heute Marmor aus der Toskana, Pralinen aus Belgien oder gar einen echtes Bild von Andy Warhol kommen lässt, dürfte die Verzückung der antiken Kunstsammler und -liebhaber beim Anblick der importierten Luxusware verstehen. Doch genau wie heute waren Originale auch in der Antike ausgesprochen rar. Nur wenigen war es vergönnt, einen "echten Griechen" zu erwerben und damit Haus und Garten zu bestücken. Diese "Marktlücke" wusste eine Reihe von griechischen Werkstätten für sich zu nutzen, indem sie die seltenen Originale in größerer Zahl imitierten und so die Nachfrage nach Werken mit dem Siegel "Made in Greece" bedienen konnten.

Später begann auch vor Ort in Italien die Produktion von Prunkgefäßen, Skulpturen und anderen prächtigen Kunstwerken.

Die Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern lässt den regen Kunsthandel der Antike wieder aufleben und zeigt unter anderem wertvolle importierte Skulpturen und ein Prunkgefäß, das die Inschrift der griechischen Künstler aufweist und demnach erwiesenermaßen "echt griechisch" ist.

Pompejanische Wandmalereien als Spiegelbild des Luxus

"Iphigenie auf Tauris" - Goethes Bühnenstück von 1786 haben Generationen von Schülern in langen Deutschstunden interpretiert und mühsam in seine Einzelteile zerlegt. Was manchen Deutschschüler vor Verzweiflung die Haare raufen lässt, hat den Dichterfürsten Goethe in den Bann gezogen: die Geschichte von Agamemnons Tochter Iphigenie, deren Schicksal zuvor dem antiken Dichter Euripides den Stoff für seine Erzählung geliefert hat. Nicht weniger fasziniert von dem mythischen Verwirrspiel waren die wohlhabenden Römer, die sich vor 2000 Jahren am Golf von Neapel niederließen, um der Muße und dem Genuss, aber auch der Kunst zu frönen.

Sich in der griechischen Kultur auszukennen und dies auch zu zeigen, stand bei den antiken Kunstliebhabern hoch im Kurs. So wurden die großflächigen Wände der Prachtvillen oft mit Wandmalereien verziert, die mythologische Themen behandelten und damit das Wissen der Villenbesitzer über die griechische Kultur demonstrieren sollten.

Mit prächtigem Anstrich

Iphigenie auf Tauris oder Szenen aus dem Leben des Herkules an die Wand zu malen, war vor 2000 Jahren also durchaus in Mode. Nicht selten übernahmen die römischen Künstler die Motive dabei aus Musterbüchern, aus denen sich die betuchten Kunden ihre Bilder wie aus einem Katalog aussuchen konnten. Es gab darunter auch profane Motive: Da sich die Räume mit Wandmalereien auf relativ preiswerte Weise verschönern und künstlich vergrößern ließen, fanden sich an vielen Wänden farbenfrohe Szenerien, etwa von idyllischen Landschaften, geselligem Leben oder Fantasiebauwerken.

Wie sich vor 2000 Jahren Wände mit Malereien verschönern ließen, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum anhand eines Filmes sowie mehr als 40 frisch restaurierten Fresken wie z.B. das Fresko eines liegenden Flötenspielers, das im oberen Bereich mit einem Stuckfries verziert ist. Einige der Fresken sind zum ersten Mal überhaupt in Deutschland zu sehen.

Zahme Rehe und plätschernde Brunnen

Die üppige Natur dem menschlichen Willen zu unterwerfen, stand bei der Gartengestaltung der Superreichen vor 2000 Jahren hoch im Kurs. Ausdruck fand dies in geradlinig geschnittenen Hecken, kunstvoll arrangierten Blumenbeeten und efeuberankten Wänden. Für die Pflege der Prachtgärten wurde Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eigens der Beruf des "topiarius", des Kunstgärtners, erfunden.

Wege und Beete flankierten Skulpturen aus Marmor und Bronze, aus Brunnenfiguren plätscherte unablässig Wasser. Der enorme Verbrauch spielte keine Rolle, wie der Dichter Martial spöttisch bemerkte: "Überall rauscht Flut vom verströmenden Wasser." Die grüne Pracht der Gärten bot den Hausbesitzern reichlich Gelegenheit zum Philosophieren und Lustwandeln - aber auch zur Demonstration ihres Wohlstands.

Dass mit süßer Musik auch die wildesten Kreaturen bezwungen werden können, war bei den wohlhabenden Römern am Golf von Neapel eine beliebte Vorstellung - so wie es Orpheus, dem berühmtesten Sänger der griechischen Mythologie, gelang, durch sein Spiel mit der Leier, die wilden Höllenhunde in der Unterwelt zu besänftigen.

Wilde Tiere zu zähmen und als Haustiere in Parks zu halten, galt in Italien als besonders exklusiv. So ist zum Beispiel von dem römischen Redner Hortensius überliefert, dass er bei einem Bankett in einem seiner Lustgärten einen Sklavenin der Rolle des Orpheus auftreten ließ. Dieser blies in sein Horn und lockte damit "wilde" Rehe und Hirsche aus dem Garten an. Ein Schauspiel, das die Gästeschar beeindruckt und den Gastgeber als Kenner der griechischen Sagenwelt ausgezeichnet haben dürfte.

Wie sich in der Gartengestaltung die römische Luxuswelt widerspiegelte, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum. Gemälde und Wandmalereien mit idyllischen Motiven sowie zahlreiche Gartenskulpturen machen deutlich, welche Rolle die Inszenierung und Bezähmung der Natur in der betuchten Gesellschaft spielte.

Tafelluxus: Bankett und Unterhaltung

Der römische Feldherr Lucius Licinius Lucullus war kein Kind von Traurigkeit, ganz im Gegenteil: Sein Name steht heute sprichwörtlich für Genusslust. In der römischen Oberschicht der Antike waren Überfluss und Völlerei keine Seltenheit. Sich fleischlichen und sinnlichen Genüssen aller Art hinzugeben, galt besonders bei Gastmählern und Banketten als schick. Nicht von ungefähr hat das aus der Barockzeit bekannte Bild der sich biegenden Tische seinen Ursprung in der Römerzeit.

Für das Wohl ihrer Gäste - und um sich deren Bewunderung zu sichern - ließen die betuchten Römer allerhand auffahren: Frische Austern und Eberbraten wurden serviert, zudem trugen unzählige Diener fragwürdige "Köstlichkeiten" wie gebackene Singdrosseln, Siebenschläfer in Honig, Muränen mit Krabben oder Flamingobraten herbei. Lucullus soll für ein Bankett bis zu 200.000 Sesterzen ausgegeben haben. Bissig kommentierte der Philosoph Plutarch: "Recht protzig war die tägliche Tafel, die Lucullus hielt und bei der er nicht nur durch purpurne Decken, edelsteinbesetzte Becher den Neid der törichten Menge erweckte."

Für jeden Handgriff bei Tisch wurde eigens ein Sklave abgestellt. Wer besonders nachhaltigen Eindruck machen wollte, besaß einen Sklaven, der nur für das Tranchieren der edlen Braten zuständig war. Anderen Dienern, den "analectae", oblag es dann, die Reste des Gastmahls zu entfernen. Die Gäste tafelten bei angeregten Gesprächen meist bis tief in die Nacht.

Dass die Schlemmer regelmäßig mit unappetitlichen Methoden im Magen Platz schafften, um die Speisemengen bewältigen zu können, ist allerdings eine Legende; der Griff zum Federkiel ist nur als Unsitte Einzelner überliefert. Unterhaltung während des Gelages boten Musiker, Dichter und Schauspieler. Leicht bekleidete Edelkurtisanen, zum Teil hochgebildete Frauen, brachten die Gemüter in Wallung und sorgten für erotische Stimmung. Je nach Niveau des Gastgebers unterhielten sie die Gäste mal vulgär, mal kultiviert.

Wie vor 2000 Jahren am Golf von Neapel geschlemmt wurde, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern unter anderem mit einem Film. Anhand von Szenen aus einem Speisesaal des Kaisers Claudius wird deutlich, in welch prunkvoller Umgebung es sich die betuchten Römer damals schmecken ließen.

Schmuck und Parfüm Gold und Silber lieb ich sehr

"Diamonds are a girl's best friend" - als Marylin Monroe ihre Hymne auf die edlen Steine ins Mikro-fon hauchte, traf sie den Nerv von Millionen von Frauen. Schmuck und Edelsteine faszinieren das weibliche Geschlecht von jeher. Auch die Damen der römischen Oberschicht ließen sich von kostbarem Geschmeide begeistern - und ihre Ehemänner dafür bezahlen.

Denn während für Männer der Besitz wertvoller Skulpturen und Möbel ein prestigeträchtiges Statussymbol darstellte, ließ frau es sich nicht nehmen, ihre Schönheit und ihren Reichtum mit Schmuck zu unterstreichen. Perlen standen zudem in dem Ruf, die erotische Ausstrahlung der Trägerin zu betonen. Sie waren die kostspieligsten Schmuckstücke, zumindest die echten Perlen aus dem Meer. Imitate aus Perlmutt hingegen waren so etwas wie der Modeschmuck der Antike.

Die Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern zeigt anhand von zahlreichen Schmuckstücken, womit die römischen Herrschaften sich verschönerten. Mehrfach geschlungene Goldketten, Armreifen, ein kostbares Perlendiadem und ein Siegelring geben einen Einblick in die gut gefüllten Schmuckschatullen der Antike.

Auch teure Parfums und edle Salben aus dem Mittleren und Fernen Osten galten den Frauen als Ausweis für Klasse und Stil. Finanziert wurde die duftende Liebhaberei aus dem Geldbeutel der Ehemänner, was den Dichter Lukian zu einem spöttischen Kommentar inspirierte: "Frauen verschwenden den Reichtum ihrer Männer für ihr Haar, und ganz Arabien duftet aus ihren Haaren".

In der Kritik stand die luxuriöse Körperpflege vor allem, weil sie das traditionelle römische Frauenbild in Frage stellte. Denn trotz Überschwang und Dekadenz am Golf von Neapel galt die genügsame Hausfrau - zumindest theoretisch - noch immer als der weibliche Idealtypus der Antike. In der Praxis aber hatten Schmuck und Geschmeide eine enorme Anziehungskraft auf Damen und Herren gleichermaßen. Plinius der Ältere kommentierte seinerzeit: "Das schlimmste Verbrechen an der Menschheit beging der, der sich zuerst Gold an den Finger steckte."

Sprudelnde Wasserwonnen

Ein heißes Bad mit duftenden Badezusätzen zu genießen - das ist auch heute noch pures Vergnügen. Dass die wohlhabenden Römer am Golf von Neapel bereits vor 2000 Jahren ähnliche Wasserwonnen genossen, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern. Sich in seinem Privatbad zu räkeln, galt als angenehmes Höhepunkt der Körperpflege. Wie es in der Antike gelang, das Badewasser zu erhitzen, demonstriert ein exklusives Ausstellungsstück: die weltweit einzige komplett erhaltene Kesselanlage aus einem römischen Privatbad.

Auf Körperpflege legte die betuchte Bevölkerung großen Wert. In zahlreichen und prunkvoll ausgestatteten öffentlichen Badehäusern frönte man dem entspannenden Wasserspaß. Der absolute Luxus aber war das Privatbad. Wer sich so einen Badetempel leisten konnte, ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste regelmäßig dorthin einzuladen und damit seinen Wohlstand zu demonstrieren.

Die Bodenheizung und die regulierbare Wassertemperatur dürften bei den Gästen großen Eindruck gemacht haben. Denn hinter den Annehmlichkeiten im Privatbad stand ein enormer technischer Aufwand. Den Boden heizte man etwa, indem man heiße Luft in Hohlräume, so genannte Hypokausten, unter den Ziegelboden pumpte. Ein kompliziertes Kesselsystem hinter der Wand sorgte für warme Luft und heißes Wasser. Sklaven hatten die Kesselanlage während des gesamten - oft mehrere Stunden andauernden - Badevorgangs zu befeuern.

Welch ausgereifte Technik und welch enormer menschlicher Kraftaufwand in dem antiken Heizsystem steckte, macht in Haltern eine erhaltene Kesselanlage deutlich. Die Besucher sehen zudem eine edle Marmorbadewanne mit Bleiboiler, in der man es sich bei angenehmer Wassertemperatur gut gehen ließ. Ob diese Wanne auch mit Eselsmilch gefüllt wurde, wie es Poppaea, die verwöhnte Gattin des Kaisers Nero, bei ihrem täglichen Bad zelebriert haben soll, ist nicht überliefert.

Wahlkampf auf römische Art

"Der blanke Stahl ist's, den sie lieben" - als der antike Autor Juvenal dies schrieb, wusste er, wovon die Rede war. Blanker Stahl, glänzende Rüstungen, tobendes Publikum, blutige Kämpfe - die Gladiatorenspiele der Römerzeit zogen die Menschen am Golf von Neapel in den Bann.

Die brutalen Kämpfe und Tierhetzen in den Arenen waren Höhepunkt der Unterhaltung, für die Oberschicht aber auch Mittel zum Zweck. Denn nach "Brot und Spielen" verlangte das Volk, wie Juvenal wusste, und nicht selten bezahlten politisch ambitionierte Römer die Spiele aus eigener Tasche, um sich damit Wohlwollen und Stimmen ihrer Wähler zu sichern. Das Amphitheater in Pompeji etwa, ein beliebter Austragungsort von Gladiatorenspielen, ließen die beiden höchsten Stadtbeamten 80 v. Chr. auf eigene Kosten errichten - eine Investition, die auch politisch motiviert war.

Maueraufschriften, die in ihrer Funktion heutigen Plakaten und Flyern nicht unähnlich waren, sorgten dafür, dass der Name des großzügigen Spenders bald in aller Munde war. Eine Inschrift aus Pompeji vermeldet beispielsweise, dass der Politiker Aulus Clodius Flacchus prachtvolle Spiele mit Stieren, Stierkämpfern und Fechterpaaren ausrichtete und obendrein 10.000 Sesterzen an das Publikum verteilte.

Dass es bei den Gladiatorenkämpfen höchst brutal zuging, ist unumstritten. Dennoch waren auch Frauen von den blutigen Spielen fasziniert, was nicht zuletzt an der erotischen Ausstrahlung der Kämpfer lag. Die muskelbepackten Männer standen bei den Damen der römischen Oberschicht hoch im Kurs. Denn auch bei der Ausstattung der Kämpfer ließen sich die Ausrichter nicht lumpen: Je prächtiger der bronzene Panzer, desto besser.

Wie stattlich - und manchmal wenig zweckmäßig - die antiken Gladiatoren gekleidet waren, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern: Reich verzierte Beinschienen sind zu sehen, zudem ein erhaltener Gladiatorenhelm. Die erotische Anziehungskraft der Kämpfer verdeutlicht zudem eine erhaltene Terrakottastatue, die einen Gladiator zusammen mit einem Fruchtbarkeitsgott darstellt.

Kooperation:

Als Länder übergreifende Kooperation wird die Ausstellung von 2007 bis 2009 nicht nur in Deutschland sondern auch in den Niederlanden zu sehen sein und schließlich nach Japan weitergehen. Kooperationspartner sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit seinem LWL-Römermuseum Haltern am See, das Focke-Museum Bremen, das Museum Het Valkhof Nijmegen und die Archäologische Staatssammlung München, die auch schon bei der Ausstellung "Die letzten Stunden von Herculaneum" zusammengearbeitet haben. Diese erfolgreiche Ausstellung thematisierte die Katastrophe des Jahres 79 nach Christus.

Ausstellungsdaten:

16. 08. 2007 - 25. 11. 2007 LWL-Römermuseum in Haltern am See

15. 12. 2007 - 08. 06. 2008 Focke-Museum Bremen

23. 08. 2008 - 04. 01. 2009 Museum Het Valkhof Nijmegen

06. 02. 2009 - 30. 08. 2009 Archäologische Staatssammlung München

Öffnungszeiten und Eintrittspreise im LWL-Römermuseum:

Dienstags bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 19 Uhr

Erwachsene 5 Euro

Kinder und Jugendliche 2,50 Euro
(6 bis 17 Jahre)

Familien 10 Euro
(Eltern mit Kindern bis 17 Jahre)

Gruppen pro Person 4 Euro
(Erwachsene ab 16 Personen)

Schülerinnen und Schüler 2 Euro
(zwei Begleiter frei) bei Teilnahme an Führungen oder museumspädagogischen Programm im Rahmen einer Lehrveranstaltung

Ermäßigungsberechtigte 3 Euro
(mit Nachweis)

Audioguide deutsch/englisch 4 Euro ermäßigt 3 Euro

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 35 Förderschulen, 19 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten deutschen Hilfezahler für behinderte Menschen erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 100 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.

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