" Wir hoffen, dass sich am kommenden Freitag diese Zahl noch weiter steigern wird", so Claudia Orth, Geschäftsbereichsleiterin Berufliche Bildung der Handwerkskammer. "Wir können noch über 300 freie Ausbildungsstellen anbieten." Um die Stellen möglichst schnell an interessierte Bewerber und Bewerberinnen weitergeben zu können, beteiligt sich die Handwerkskammer Mannheim auch in diesem Jahr wieder an der Last-Minute-Lehrstellenbörse in Mannheim bei der Agentur für Arbeit.
Natürlich wird nicht für jeden der zuvor ausgemalte Traumberuf mehr dabei sein. "So kurz vor Torschluss sollte man bereit sein, sich auch Angebote anzuhören und gründlich zu überdenken, die vielleicht zu Beginn der Suche noch nicht auf der Wunschliste standen", empfiehlt Claudia Orth. Oftmals entpuppten sich die weniger trendig klingenden Berufe für die Auszubildenden viel spannender als gedacht und entwickelten sich nicht selten zum Traumberuf.
In diesem Jahr ist für Spätentschlossene die Situation auf dem Ausbildungsmarkt so günstig wie nie zuvor. Zahlreiche Ausbildungsstellen auch in Berufen, die in der Top-Ten der Ausbildungsberufe zu finden sind, sind noch im Angebot.
Das sieht die Vertreterin der Handwerkskammer auch mit einer gewissen Sorge: "Täglich bekommen wir von unseren Betrieben Meldungen, dass Lehrstellen nicht angetreten wurden", berichtet Claudia Orth. "Hier wurden oftmals mehrere Ausbildungsverträge unterschrieben und über die Sommerferien überlegt, welche Ausbildung man nun antritt". Für den, der die Wahl hat, sicherlich eine gute Sache, aber hier werden, so berichtet die Ausbildungsexpertin, Lehrstellen blockiert, die dann keinen Bewerber mehr für dieses Jahr finden.
Während europaweit das duale Ausbildungssystem Deutschlands als das Instrument gegen Jugendarbeitslosigkeit gewürdigt wird, kämpfen Betriebe hierzulande um Bewerber. Dies liegt zum einen an den geringer werdenden Zahlen von Schulabgängern, aber auch an dem ungebrochenen Trend, immer länger die Schulbank zu drücken. "Die Noten werden in vielen Fällen auf der weiterführenden Schule nicht unbedingt besser", stellt die Ausbildungsexpertin fest. "Und die Chancen auf dem späteren Ausbildungsmarkt damit auch nicht."
"Es werden Lehrstellen abgesagt, weil man nun doch weiter auf die Schule gehen will", so Claudia Orth. "Und drei Jahre später bewirbt man sich dann auf den gleichen Ausbildungsberuf." Das Ziel Abitur mit anschließendem Studium sei natürlich grundsätzlich nicht verkehrt, so Claudia Orth. "Als reiner Selbstzweck aber ein bedenklicher Weg." Dabei sieht die Vertreterin der Handwerkskammer bei vielen Abiturienten die Gefahr, dass ein Studium nur aus Gründen der gesellschaftlichen Akzeptanz angestrebt werde. "Eine Karriere bis in die Chefetage oder die Gründung eines eigenen Unternehmens ist über viele Wege, auch über die duale Ausbildung, möglich. Leider ist der Eindruck weit verbreitet, dies wäre nur mit einem abgeschlossenen Studium möglich. Bei den Zahlen an jungen Menschen, die das Studium vorzeitig abbrechen, ist ein Umdenken dringend erforderlich", fordert Claudia Orth.
Dabei gibt es für engagierte Auszubildende zahlreiche Zusatzqualifikationen, um auch während einer Ausbildung weiter zu kommen. So können während einer Ausbildung der mittlere Bildungsabschluss mit dem Modell "9 plus 3" erreicht werden, für Interessenten mit mittlerem Bildungsabschluss ist durch Zusatzunterricht das Erlangen der Fachhochschulreife möglich. Abiturienten bietet das Handwerk zahlreiche Zusatzangebote, wie beispielsweise Management im Handwerk MiH als Teilqualifikation zur Meisterprüfung, oder Ausbildungsmodelle mit weiteren Zusatzqualifikationen. "Wir werden am Freitag auch über das Modell "Abi und Auto" informieren", so Claudia Orth, "Hier werden Ausbildung, Fortbildung und Meisterprüfung eng miteinander gekoppelt, die dem Absolventen viel Zeit erspart und bis zur Meisterprüfung führt.
Für den kommenden Freitag appelliert die Vertreterin der Handwerkskammer an Bewerberinnen und Bewerber, sich auf die Veranstaltung vorzubereiten. Wer noch gar keine oder vielleicht nur eine sehr schwammige Vorstellung davon habe, was die berufliche Zukunft angehe, der habe es auch auf der Last-Minute-Börse schwer. ""Wir suchen diejenigen, die jetzt in eine Ausbildung starten wollen und sich - zumindest über die Richtung - im Klaren sind", so Claudia Orth.
Um Betriebe und Bewerber jetzt schnell zusammen bringen zu können, empfiehlt die Handwerkskammer den Bewerbern, nach Möglichkeit am kommenden Freitag eine Bewerbungsmappe oder zumindest das letzte Zeugnis mitzubringen.
Wer sich jetzt bereits nach einer Lehrstelle für 2014 umschauen möchte, dem empfiehlt Claudia Orth, sich mit den Lehrstellenvermittlerinnen der Handwerkskammer in Verbindung zu setzen und die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer unter www.hwk-mannheim.de zu nutzen.