Aktuell sind wie bereits im Frühjahr viele Betreuungsgruppen und Tagespflegestätten geschlossen. Ambulante Pflegedienste können mancherorts pandemie- und krankheitsbedingt nur noch allernotwendigste Versorgungen, zum Beispiel bei alleinstehenden Pflegebedürftigen, übernehmen. Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz leisten schon in „normalen“ Zeiten Enormes. Nun sind sie nicht selten komplett auf sich gestellt und meistern alle notwendigen Pflege- und Betreuungsleistungen allein.
Trotzdem werden sie im Positionspapier der gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der STIKO, des Deutschen Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina[1] noch nicht konkret als zu priorisierende Personengruppe für eine Impfung gegen Covid-19 benannt. Momentan sieht die Empfehlung eine Impfung für Personen mit dem Risiko für einen schweren Verlauf (z.B. aufgrund des hohen Alters oder Grunderkrankungen), für Menschen mit einem besonderen Infektionsrisiko (z.B. Personal in stationären oder ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Altenpflege) sowie für Personen mit relevanten Funktionen für das Gemeinwesen vor. „Pflegende Angehörige insgesamt müssen endlich als eine solche systemrelevant Personengruppe anerkannt und dementsprechend in der zu erwartenden Impfempfehlung prioritär behandelt werden.“, fordert Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG. „Fallen die pflegenden Angehörigen aus, ist die Versorgung von vielen tausend Pflegebedürftigen in Deutschland nicht mehr gesichert. Deshalb müssen auch sie vorrangig die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen, wenn sie das möchten.“
[1] https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Ad-hoc-Empfehlungen/deutsch/gemeinsames-positionspapier-stiko-der-leopoldina-impfstoffpriorisierung.pdf
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.