- MK 100 ESC Premium Hybrid ermöglicht bei Hybridfahrzeugen Kraftstoff- und CO2-Einsparung von 15 bis 20 Prozent.
- Kostengünstiges System legt den Grundstein für eine großserientechnische Marktdurchdringung der Energiespartechnologie.
- Zusammenspiel zwischen Reibungsbremse und Generatorbremse ist eine der wesentlichen Herausforderungen.
Der internationale Automobilzulieferer Continental hat gestern in Köln den Umweltpreis
ÖkoGlobe 2012 in der Kategorie "Energiegewinnung und Energiespeicher" erhalten. Die Juroren zeichneten damit das rekuperative Bremssystem MK 100 ESC Premium Hybrid aus, das speziell für den Einsatz in Hybridfahrzeugen entwickelt wurde.
Die Bremse ermöglicht es, die im Fahrzeug gespeicherte Bewegungsenergie beim Bremsen als elektrische Energie zum Laden der Batterie rückzugewinnen, also zu "rekuperieren". Der eingesetzte Elektromotor fungiert beim Bremsen als Generator; beim Beschleunigen unterstützt er den Verbrennungsmotor mit Hilfe der gewonnenen Energie. Fahrzeuge, die mit einem solchen System ausgestattet sind, können im Durchschnitt 15 bis 20 Prozent Kraftstoff und CO2 einsparen. Zusätzlich zur Bremse ist in diesem System auch die Elektronische Stabilitätskontrolle (ESC) integriert.
"Die Auszeichnung mit dem ÖkoGlobe honoriert unsere Anstrengungen, das Autofahren umweltfreundlicher und gleichzeitig sicherer zu machen. Mit der MK 100 ESC Premium Hybrid haben wir ein kostengünstiges Bremssystem entwickelt - damit legen wir den Grundstein für einen Einsatz dieser Energiespartechnologie in der Großserienfertigung für zahlreiche Märkte und Fahrzeugklassen", sagte Frank Jourdan, Leiter des Geschäftsbereichs Elektronische Bremssysteme der Continental-Division Chassis & Safety.
Zusammenspiel zwischen Reibungsbremse und Generatorbremse Neben der kostengünstigen Realisierung des Brems- und Fahrstabilitätsregelsystems hat Continental auch die Anforderung des sogenannten "Blendings" auf innovative Weise erfüllt: Die vom Fahrer beim Tritt auf das Bremspedal erwartete Abbremsung muss zwischen der Reibungsbremse und der Generatorbremse so verteilt werden (Blending), dass der Fahrer sein gewohntes, ungestörtes Pedalgefühl im Bremspedal spürt und den gewohnten Zusammenhang zwischen Pedalweg und Fahrzeugverzögerung erlebt.
Hierzu wurde das klassische ESC-Aggregat ohne Einfluss auf die äußeren Abmessungen schaltungs- und regelungstechnisch modifiziert. Ein zusätzlicher Pedalwegsensor erkennt und interpretiert den Fahrerbremswunsch und ermittelt so die erwartete Fahrzeug- verzögerung. Beim Tritt auf das Bremspedal wird die Bremsflüssigkeit zuerst in die vorhandenen Niederdruckspeicher umgeleitet und so zunächst von den Bremssätteln ferngehalten. Durch eine "Befederung" der Niederdruckspeicher entsprechen die im Bremspedal aufgebaute Pedalkraft und der zugehörige Pedalweg der üblichen, vom Standardfahrzeug gewohnten Charakteristik.
Die vom Fahrer erwartete Fahrzeugverzögerung wird dabei einzig vom Elektromotor (in Generatorschaltung) eingestellt. Der dabei erzeugte Strom wird in der Batterie gespeichert und kann dem verkleinerten Verbrennungsmotor beim nächsten Wieder- beschleunigen des Fahrzeugs vom Elektromotor als Unterstützung ("Beschleunigungshilfe") beigestellt werden.
Übersteigt das vom Fahrer angeforderte Bremsmoment die Leistungsfähigkeit der elektrischen Maschine, wird Reibungs- bremsmoment von der hydraulischen Bremse "zugefüttert".
Durch Verschaltung und Regelung der Druckregelventile im ESC- Bremsdruckmodulator geschieht dies so feinfühlig, dass der Fahrer es nicht wahrnimmt.
Wenn sich gegen Ende der Bremsung die Drehzahl der Räder und damit des angekoppelten E-Motors (in Generatorbetrieb) gegen Null nähert, kann der E-Motor konzeptionsbedingt kein generatorbasiertes Bremsmoment mehr erzeugen. Dann wird die in den Niederdruck- speichern "geparkte" Bremsflüssigkeit über die Hydraulikpumpe im ESC-Aggregat in die Reibungsbremse gefördert. Dadurch baut sich Reibbremsmoment an den Bremsscheiben auf und kompensiert den Verlust an generatorischem Bremsmoment kurz vor dem Stillstand des Fahrzeugs. All dies geschieht, während der Fahrer den gewohnten Zusammenhang zwischen Bremspedalweg und Fahrzeugverzögerung spürt.
Bremssystem ist kompatibel für Hybrid- und Verbrenner- Fahrzeuge
Mit Ausnahme von reinen Hybrid-Fahrzeugmodellen decken Hybridantriebe heutzutage oftmals nur einen bestimmten Teil einer Fahrzeugbaureihe ab. Daher ist es umso wichtiger, dass sowohl das Rekuperations-Bremsregelsystem in der Variante mit Hybridantrieb als auch das klassische, hydraulische Bremsregelsystem in einem Fahrzeug mit ausschließlich verbrennungsmotorischem Antrieb einbaukompatibel zueinander sind, da die Software- und Hardware- Komponenten, der benötigte Einbauraum sowie die benötigten Anschlüsse identisch sind.
Über ÖkoGlobe
Der ÖkoGlobe ist der erste internationale Umweltpreis für die Mobilitätsindustrie und wird durch die DEVK Versicherungen, den TÜV Rheinland und den finanzenverlag in Zusammenarbeit mit dem
ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen verliehen.
Schirmherr ist der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier. Ausgezeichnet werden nachhaltige Konzepte, Produkte und Prozesse der Mobilitätsbranche - in die Wertung fließen ausschließlich ökologische Kriterien ein.
Am 17. Oktober 2012 wurde der Preis bereits zum sechsten Mal vergeben; dabei gab es so viele Bewerbungen wie noch nie: Über 110 Innovationen für nachhaltige Mobilität wurden der unabhängigen Jury aus Wissenschaftlern, Künstlern, Mobilitätsexperten und Dienstleistern vorgestellt.