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Continental Aktiengesellschaft

Bedeutung von Reifen für Fahrzeugsicherheit wird immer noch unterschätzt

Einziges Bindeglied zwischen Fahrzeug und Straße / Rasante technische Entwicklung / Unsicherheitsfaktor bleibt der Mensch

(lifePR) (Hannover, )
Wohl kaum ein Bauteil am Fahrzeug wird dermaßen unterschätzt wie der Reifen. Für die Meisten ist er einfach nur ein schwarzes, rundes Stück Gummi. Doch das ist ein großes Missverständnis. Schließlich sind die Reifen das einzige Bindeglied zwischen Fahrzeug und Straße. Auf einer Fläche, die bei Pkw-Reifen gerade mal der Größe von vier Postkarten entspricht, übertragen sie alle Kräfte, die am Fahrzeug auftreten. Ihre Tragfähigkeit entscheidet über das zulässige Gesamtgewicht, sie bestimmen die maximale Kurvengeschwindigkeit und den kürzest möglichen Bremsweg. Und damit entscheiden sie nicht selten auch darüber, ob es zu einem Unfall kommt, oder ob dieser vermieden werden kann.

Immer schneller, immer breiter, immer intelligenter: moderne Pkw-Reifen

Entsprechend trug die Reifen-Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zur Steigerung der Verkehrssicherheit bei. So verkürzte sich zwischen 1975 und 2000 der Bremsweg von Pkw aus 100 km/h auf trockenen Fahrbahnen dank modernster Entwicklungs- und Produktionstechniken von 55 auf 36 Meter, auf nasser Fahrbahn von 85 auf 65 Meter. Auch die Handling-, Aquaplaning- und Nassbremseigenschaften wurden deutlich verbessert. Ausschlaggebend dafür ist eine inzwischen sehr gleichmäßige Kraftübertragung zwischen Reifen und Straße. Die wesentlichen Einflussfaktoren für deren bemerkenswerte Leistungssteigerung sind in Größe und Gleichmäßigkeit stark verbesserte Bodenaufstandsflächen, ein möglichst hoher Positivanteil mit entwässerungsförderndem Profil, eine permanent weiterentwickelte Mischungstechnologie in der Lauffläche sowie ein stabiler Unterbau, kombiniert mit einer speziell für das Bremsen optimierten flachen Kontur. Im Bereich Forschung und Entwicklung Continental gehen die Experten davon aus, dass die Verzögerungswerte bis 2015 um weitere 15 Prozent reduziert werden können.

Doch damit nicht genug. Moderne Pkw und auch Lkw-Reifen können ihren Luftdruck eigenständig überwachen, kleinere Schäden selbst reparieren und erhalten auch im Pannenfall die Mobilität bis zur nächsten Werkstatt. Letzteres nennt sich bei Continental SSR-Technologie, basiert auf einer verstärkten, sich bei Druckverlust selbsttragenden Seitenwand und ermöglicht bei einem Reifenschaden die Weiterfahrt bis zu 80 Kilometer mit einer Geschwindigkeit bis zu 80 km/h. Der Druckabfall wird von hochsensiblen Sensoren registriert und auf das Display des Fahrers gemeldet. Ergänzend dazu wurde die so genannte ContiSeal-Technologie (siehe Grafik) entwickelt, die Laufflächenverletzungen durch Gegenstände bis 5 mm Durchmesser mit Hilfe einer speziellen Innenbeschichtung selbst abdichtet, damit den Druckverlust verhindert und die Leistungsfähigkeit eines Standardreifens im Normalbetrieb aufrecht erhält.

Während die Weiterentwicklung in Sicherheitsbelangen von Pkw-Reifen vor allem den Aspekten Bremsvermögen (nass/trocken), Aquaplaning und Höchstgeschwindigkeit gerecht werden musste, bestehen die Herausforderungen bei Nutzfahrzeugreifen (Lkw/Busse) aufgrund niedrigerer Geschwindigkeiten an anderen Stellen. Das hohe Fahrzeuggewicht relativiert zudem die Gefahr des Aufschwimmens. Die Entwickler legen ihr Hauptaugen- merk daher neben dem Bremsvermögen vielmehr auf die Attribute Nassgriff und Spurtreue. Die auf diesen Gebieten realisierten Verbesserungen sind signifikant und resultieren aus einer zunehmenden Spezialisierung der Reifen für die verschiedenen Achsen und Einsatzgebiete. Insgesamt bietet Continental heute optimierte Empfehlungen für 25 verschiedene Einsatzbedingungen unter Berücksichtigung verschiedener regionaler Gegebenheiten.

Während Reifen für die Antriebsachse für die Aufgaben Bremsvermögen und Traktion optimiert wurden, gilt dies an der Lenkachse für Spurtreue, Bremsstabilität (Richtung halten beim Bremsen) und Nassgriff. Hängerreifen erfüllen besonders die Aufgaben Spurtreue und Bremsstabilität. Während bei Lenk- und Antriebsachsen erhebliche Weiterentwicklungen durch intelligente Profilierungen erreicht werden konnten, die sich mit zunehmendem Abrieb dem Reifenzustand im Sinne größtmöglicher Sicherheit anpassen, wurden bei Hängerreifen zuletzt bemerkenswerte Erfolge mit der innovativen Anordnung der Gürtellagen erzielt. Bei Bus-Reifen verweisen die Entwickler auf Niveauverschiebungen zugunsten der sicherheitsrelevanten Eigenschaften Nässeperformance und Spurtreue, die im Wesentlichen auf kombinierte Verbesserungen bei Mischungen, Seitenwandstruktur und Profildesign begründet sind.

Noch eine Spur spezieller als Reifen für Pkw, Lkw und Busse sind Industriereifen. Sie müssen spezifische Eigenschaften für verschiedenste Fahrzeugtypen in vielfältigsten Einsatzbereichen gewährleisten - vom Anhänger im innerbetrieblichen Einsatz über Radlader, Gabelstapler, Hubwagen, Industrieschlepper und Mobilkrane bis zu Zugmaschinen. Um die entsprechende Betriebssicherheit durch die Reifen zu erzielen, kommt es auf die Auswahl der für den jeweiligen Einsatzzweck richtigen Bauart an: Luftreifen in radialer oder diagonaler Bauweise, Vollgummireifen als leicht zu montierende Super Elastics oder hoch belastbare Bandagen.

Analog zu Nutzfahrzeug-Reifen erzielen die Entwickler hierbei durch konstruktive Maßnahmen und spezielle Mischungen eine hohe Pannensicherheit. Den höchsten Schutz bieten Vollreifen, da hier das Risiko von Stichverletzungen und folgendem Luftverlust konstruktiv ausgeschlossen werden kann. So vermeidet der Anwender, das das transportierte Gut durch eine Reifenpanne beschädigt wird. Sie eignen sich besonders für harte Einsätze an langsam fahrenden oder gezogenen Fahrzeugen auf befestigtem Boden. Herausfordernd ist die Gefahr von Anprall- und Schnittverletzungen an ihren vorwiegenden Einsatzbereichen in Logistikzentren, an Flug- und Seehäfen, Werften und Hüttenwerken aber auch in der industriellen Produktion und der Lebensmittelindustrie. Selbst wenn plötzlicher Luftverlust ausgeschlossen ist, können solche Verletzungen dennoch zu vorzeitigen Ausfällen von Vollreifen führen, die als wartungsfrei gelten. Der spezielle Aufbau des Continental-Reifens SC20 verfügt im Flankenbereich über eine robuste Laufstreifenmischung, sodass hier die Verletzungsresistenz sehr hoch ist.

Da Industriereifen meistens beim Transport und dem Verladen schwerster Lasten zum Einsatz kommen, spielt der Aspekt der Standsicherheit eine besondere Rolle. CSE-Reifen und Bandagen bieten höchste Standsicherheit, zeichnen sich durch hohe Tragfähigkeiten aus und sind sehr wirtschaftlich. Sie werden bei Staplern aller Art eingesetzt. Die Super Elastics können dabei auf Luftreifenfelgen montiert werden, haben eine robuste Seitenwand und sind - als Snap-in Tires (SIT) - durch den speziellen Haltewulst vergleichsweise leicht zu montieren. Die Bandagen und Vollreifen werden mit einer Montagepresse montiert. Bandagen können bei geringen Abmessungen vergleichsweise höhere Lasten tragen als Luftreifen.

Egal, ob für Pkw, Nutzfahrzeuge oder den industriellen Einsatz: die technische Weiterentwicklung von Reifen vollzieht sich mit rasanter Geschwindigkeit. Immer häufiger werden Reifen aller Bauarten als Systemreifen im komplexen Kontext mit anderen Fahrwerkskomponenten entwickelt. Immer intensiver werden sie für spezielle Einsatzzwecke optimiert. Damit einher geht die Realisierung ausgefeilter Sicherheitsmerkmale, die dem jeweiligen Einsatzzweck bestmöglich entsprechen. Als Unsicherheitsfaktor übrig bleibt letztlich der Mensch. Denn die zunehmende Produktspezialisierung erhöht den Beratungsbedarf durch Fachleute ebenso signifikant wie den Wartungsbedarf. Und genau hier ist mittlerweile das schwächste Glied in der Kette zu finden. Zwar haben gewerbliche Nutzer längst realisiert, dass Ausfallzeiten die Renditen und damit die Überlebensfähigkeit im Wettbewerb schmälern, doch der "Normalfahrer" interessiert sich noch immer zu wenig dafür, dass es sich bei seinen Reifen um äußerst komplexe Hightech- Bauelemente handelt, die entsprechend gepflegt werden müssen. Und gerade diese individuelle Mobilität macht den mit Abstand größten Anteil im Straßenverkehr aus. Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen durch Reifenhersteller, Verbände und Automobilclubs beschränkt sich die Pflege der Pneus durch nicht gewerbliche Fahrzeugführer noch überwiegend auf das Durchfahren der Waschanlage. Der für die Reifensicherheit so bedeutende Luftdruck wird häufig nicht öfter als zweimal im Jahr überprüft - nämlich im Zuge der Umrüstung von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt. Der systematische Einsatz von Luftdruck-Überwachungssystemen könnte die Unfallzahlen deutlich reduzieren. Doch noch sind diese technischen Helfer zu wenig verbreitet.

Häufig registrieren die Experten Restprofiltiefen nahe der gesetzlichen Mindestanforderungen oder darunter. Und das, obwohl Fachleute schon seit Jahren mit Nachdruck auf die damit verbundenen Sicherheitsrisiken hinweisen. Sie raten zu einem Austausch der Reifen ab einer Restprofiltiefe von 3 mm (bei Winterreifen 4 mm). Ersatzräder werden dabei leider meist völlig außer Acht gelassen.

Um Fahrzeughaltern die Beurteilung der Profiltiefe zu erleichtern, werden in die Profile von Continental-Produkten Indikatoren eingebracht, die das Erreichen der vom Hersteller empfohlenen Restprofiltiefe ebenso anzeigen wie das Erreichen der gesetzlich definierten Mindestprofiltiefe. Diese Indikatoren erlauben zusätzlich auch Rückschlüsse auf die korrekten Einstellungen des Fahrwerks.

Solange aber viele Autofahrer ihr Geld im Zweifel lieber für andere Dinge ausgeben, als es in ihre eigene Sicherheit im Straßenverkehr zu investieren, bleibt der Bedarf an Aufklärung hoch unverändert hoch.
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