Das ZDF bietet diesen Mehrwert bereits mit der "ZDF-Mediathek", die zur IFA in einer erweiterten, verbesserten Form vorgestellt wird, mit 7-Tage-Rückblick für zahlreiche Sendungen, Vorab-Abruf ausgewählter Angebote, Live-Streams und interaktiven Applikationen. "Das Mediathek-Angebot kann nicht nur auf dem PC, sondern auch auf dem Fernsehgerät oder über internetfähige Mobiltelefone abgerufen werden", erläuterte der Produktionsdirektor des ZDF, Andreas Bereczky, beim Presseforum der PTKO. Mit der hohen Bildqualität sei man bereits für die HD-Zukunft gerüstet. Die ARD präsentiert zur Funkausstellung ein neu gestaltetes Video- und Audioportal, das als virtuelle Eingangstür zu den Inhalten der ARD-Landesrundfunkanstalten führt.
In der digitalen Medienwelt kommt dem Alltagsbegleiter Radio eine besondere Rolle zu; es wird sich als eigenständiges Medium weiterentwickeln. Chris Weck vom Deutschlandradio (DLR) verwies auf die zusätzlichen Übertragungsmöglichkeiten für digitales Radio, die ein neues Frequenznutzungskonzept ab 2008/2009 in Deutschland ermögliche, und auf neue Perspektiven für Senderund Radiohörer, die sich aus den technologischen Möglichkeiten der Systemfamilie DAB, DAB+ und DMB ergäben.Eine gemeinsame Initiative von Programmanbietern, Herstellern, Automobilunternehmen und Netzbetreibern soll dem Digitalen Radio auf dieser Grundlage zu neuem Schwung verhelfen.
Dass bei 300 Millionen genutzten UKW-Empfängern der Umstieg von analog zu digital im Radio komplexer und langwieriger ist als beim Fernsehen, das veranschaulichte Rüdiger Malfeld vom WDR Hörfunk. Parallel zur weiter genutzten analogen Verbreitung werde die Audio-Distribution via Internet immer attraktiver, da sie dem Hörer die ganze Welt der Töne und Texte on demand anbiete. "'Podcast via broadcast' wird in allen digitalen Geräten möglich sein, natürlich auch übers Handy", so die Zukunftsvision Malfelds, visualisierte Zusatzinformationen dürften dabei nicht fehlen.
Auf der IFA sind in diesem Jahr bereits Multistandard-Empfangsgeräte zu sehen, die von der Größe und vom Preis mit einem iPod vergleichbar sind, und die neben der Wiedergabe von UKW und Internet-Podcasts auch Digitales Radio mit Radiotext und Bildern, einen Programmführer (EPG) und sogar Fernsehen nach dem DMB-Standard wiedergeben können.
Dass "Mobile Broadcast" mehr ist als "Handy TV" machte Helwin Lesch vom Bayerischen Rundfunk deutlich. Die Grenzen zwischen Rundfunk und Telekommunikation verschwimmen bei Inhalten wie bei Übertragungsnetzen, die vieldiskutierte Konvergenz wird Realität. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte bei Mobile Broadcast eine "Lokomotivfunktion" übernehmen.Allein mit Pay-Inhalten und kommerziellen Angeboten sei dies erwiesenermaßen nicht zu erreichen sei, betonte Lesch.
Wer in dieser multimedialen Welt als Programmanbieter in Zukunft noch wahrgenommen werden will, muss starke Marken haben, die Orientierung und ein Zuhause bieten. Daher seien "Tagesschau" oder "heute" in 100 Sekunden auf dem Handy erst der Anfang einer zielgerichteten Multiplattform-Strategie, erläuterte Fritz Frey, der als Chefredakteur des SWR-Fernsehens die künftige Informationsvermittlung der Rundfunkanstalten mitgestaltet.
IPTV, die Verbreitung von Rundfunk über das Internet, entwickelt sich dabei zur vierten Säule neben Radio, TV und Mobile Broadcast. Dass die technischen Möglichkeiten dabei nicht zur Abschottung, sondern im Dienste des Publikums zur Harmonisierung genutzt werden sollten, darauf machte der Direktor des Instituts für Rundfunktechnik (IRT), Klaus Illgner, aufmerksam. Nur offene technische Infrastrukturen, wie sie der öffentlich-rechtliche Rundfunk fordere und mitgestalte, sicherten dem Konsumenten die Nutzungshoheit über ein vielfältiges inhaltliches Angebot.
Herbert Tillmann, Vorsitzender der Produktions- und Technikkommission von ARD und ZDF zu den Perspektiven der technischen Entwicklungen: "Mit Blick auf die digitale Zukunft ist dieses umfassende Engagement des öffentlich rechtlichen Rundfunks vor allem ein Bekenntnis zu unserem Publikum - für uns werden Zuhörer und Zuschauer auch in der digitalen Medienwelt immer im Mittelpunkt des Geschehens stehen."