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Menschen mit Behinderungen das stille Potential

(lifePR) (Karlsruhe, )
Vier Beispiele aus der Praxis belegen: Ein Handicap steht Leistungsfähigkeit nicht entgegen

"Die Arbeitslosigkeit in unserer Region ist deutlich zurück gegangen. Sie erreicht derzeit den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Eine Gruppe profitiert noch nicht von dieser günstigen Entwicklung: Menschen mit Behinderung. Die Folge ist, dass sie auf dem Arbeitsmarkt immer noch zu den Benachteiligten zählen, obwohl sie oftmals gut ausgebildet und hochmotiviert sind. Sie sind ein stilles Potential, dem mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf noch mehr Aufmerksamkeit zukommen muss", sagt Ingo Zenkner, der Vorsitzende der Karlsruher Arbeitsagentur.

Nach wie vor gibt es Zurückhaltung bei der Einstellung. Das Bild von behinderten Menschen wird oftmals mit erheblichen Einschränkungen im Arbeitsleben verbunden. Aber das stimmt in den meisten Fällen nicht. Ein Handicap steht Leistungsfähigkeit nicht entgegen. Behinderte Menschen sind - richtig eingesetzt - voll leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Behinderte Menschen in der Karlsruher Arbeitswelt

Beispiel Dentallabor:

Florica Cocis, ist von Geburt gehörlos. Sie ist in Rumänien aufgewachsen und 1974 mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Die ausgebildete Zahntechnikerin arbeitet seit Mitte Juli 2011 im Dentallabor am Ludwigsplatz GmbH. Zuvor war sie arbeitslos.

"Ich freue mich sehr, dass ich mit Hilfe der Agentur für Arbeit wieder einen Arbeitsplatz gefunden habe, bei dem ich mein Können unter Beweis stellen kann. Das war nicht einfach.

Denn ich gehöre zu den Menschen, die gleich zwei Handicaps mitbringen. Zum einen bin ich mit 60 Jahren schon eine ältere Arbeitnehmerin, zum anderen bin ich gehörlos", sagt sie und erklärt:

"Am Anfang hatte ich schon ein wenig Bedenken, da ich die erste gehörlose Mitarbeiterin in unserem Labor bin. Aber ich habe schnell gemerkt, dass für meinen Chef und das Team in erster Linie meine zuverlässige Arbeit zählt. Wenn ich schwierigere oder außergewöhnliche Aufträge zu erledigen habe, verständigen wir uns schriftlich, sonst reden wir einfach mit Händen und Füßen und das klappt prima".

Michael Stapf, Inhaber des Dentallabors am Ludwigsplatz mit derzeit 18 Beschäftigten ergänzt: "Ich arbeite schon seit Jahren mit behinderten Menschen zusammen und habe bisher immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie sind hochmotiviert, zuverlässig und arbeiten - was in unserem Beruf besonders wichtig ist - sehr genau. Diese Eigenschaften und natürlich die berufliche Qualifikation von Frau Cosic waren für meine Entscheidung maßgebend".

Das gilt, so Stapf weiter, auch für seinen Auslieferungsfahrer Wolfgang M. Auch er gehört mit seinen 61 Jahren zu den älteren Arbeitnehmern. Aufgrund einer rheumatoiden Arthritis konnte er seine frühere Tätigkeit - wegen zu hoher körperlicher Belastung - nicht mehr ausüben und wurde arbeitslos.

Er sagt: "Die Stelle hat mir die Agentur für Arbeit vermittelt, und diese Arbeit kann ich gut ausfüllen. So wie es bei mir gelaufen ist, finde ich es gut. Es ging alles relativ schnell. Ich war nur kurze Zeit ohne Beschäftigung".

Er findet, dass die Einstellung eines behinderten Menschen Vorteile für alle Beteiligten bringt. So hätte in seinem Fall die Arbeitsagentur nach kurzer Zeit die Zahlung des Arbeitslosengeldes einstellen können. Sein Arbeitgeber hat eine erfahrene Arbeitskraft erhalten. Das Wichtigste ist ihm aber, dass er wieder eine Aufgabe hat und seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.

Wer Fachkräfte sucht, sollte sich auch mal diesen Weg gehen, so der Tipp des Laborchefs an interessierte Arbeitgeber: "Einfach bei der Agentur für Arbeit anrufen und sich nach qualifizierten, behinderten arbeitsuchenden Menschen erkundigen. Für unseren Betrieb lief das bisher immer mit großer Fachkompetenz, schnell und reibungslos ab."

Beispiel Generallandesarchiv:

Der heute 52-jährige Fred Becher erkrankte im Alter von 7 Monaten an Polio (Kinderlähmung) mit bleibenden Einschränkungen im Bewegungsapparat.

Er ist Historiker und arbeitet seit 2007 im Generallandesarchiv (GLA). Sein Einstieg wurde zunächst durch die Arbeitsagentur finanziell gefördert. Zuvor war er arbeitslos.

Aktuell arbeitet er an einem spannenden Projektauftrag, welcher - vereinfacht ausgedrückt - mit dem Titel 'vom 19. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert' beschrieben werden kann.

Projektziel ist es, Verzeichnisse historisch bedeutender Urkunden und anderer Dokumente zur badischen Geschichte mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms eins zu eins ins 21. Jahrhundert zu übernehmen, zu sichern und internetfähig zu gestalten.

Zunächst hört sich das relativ einfach an. Aber das ist es keineswegs. Im. 19. Jahrhundert gab es noch eine ganz andere Schrift und viele Begriffe, die wir heute nicht mehr kennen. Und genau hier ist das Fachwissen und das korrekte und genaue Arbeiten von Becher gefragt.

"Die Schriften sind in 'Sütterlinschrift' verfasst. Das ist eine Schreibschrift, die nach dem Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) benannt wird. Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die diese Schrift erlernt haben. Sie wurde bis etwa 1940 in deutschen Schulen gelehrt. Es erfordert sehr viel Konzentration, sie zu 'übersetzen'. Ein falscher Satz oder falsches Wort kann Geschichte verändern. Deshalb ist es ganz wichtig, permanent Plausibilitätskontrollen durch zuführen", erklärt Becher.

"Der Arbeitsplatz ist für mich ideal. Die Atmosphäre im ganzen Haus ist sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl und habe das Gefühl, gebraucht zu werden. Als gelernter Historiker bringe ich das notwendige Hintergrundwissen mit; darüber hinaus hat mich die regionale Geschichte schon immer stark interessiert. Besonders schätze ich, dass ich die erforderliche Zeit erhalte und eindeutig Qualität vor Quantität gesetzt wird. Als große Erleichterung empfinde ich die Möglichkeit, dass ich zwei Tagen pro Woche meine Arbeit per Telearbeit, also von zu Hause, erledigen kann. Ich hoffe sehr, dass das Projekt weiterhin fortgeführt wird, denn ohne Archive gibt es keine Geschichtswissenschaft". Und mit einem Augenzwinkern sagt er: "Schließlich ist unsere Arbeit für die Ewigkeit".

Peter Ganz ist 2003 zum GLA gekommen. Auch er wurde zunächst durch die Arbeitsagentur gefördert. Im Erwachsenalter erlitt er eine Augenkrankheit und wurde sehbehindert.

Der Dipl.-Ingenieur für Kartografie hat bereits an unterschiedlichen Projekten mitgearbeitet. Sein erstes war - wie er es gerne selbst nennt - sein "Bahnprojekt". Rund 2.000 Bahnabschnittspläne hat er dokumentiert und für Interessierte zugänglich gemacht. Die Dokumente spielen heute beispielsweise bei Grenz- oder Besitzstreitigkeiten oft eine entscheidende Rolle.

Auch vom nächsten Projekt erzählt der 57-jährige mit Begeisterung. Über. 1.000 Architekturzeichnungen des bekannten Durlacher Künstlers Karl Weysser (1833 - 1904) hat er klassifiziert und fürs Internet aufbereitet. Hierzu waren tiefschichtige Recherchen erforderlich; oft gibt es die Gebäude nicht mehr, weil sie vom Krieg zerstört waren oder wurden völlig verändert.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Ganz am Buch 'Baupläne zum Heidelberger Schloss 1866 bis 1916' mitgewirkt hat.

"Ich bin ein Mensch, den die Vergangenheit mehr interessiert als die Zukunft. Genau deshalb ist dies eine Herausforderung, die mir große Freude macht. Wie meinem Kollegen kommt es mir sehr entgegen, dass genaues Arbeiten hier wirklich geschätzt wird, und da ich eher zu den introvertierten Menschen gehöre, genieße ich es sehr, in Ruhe arbeiten zu können".

Dr. Jürgen Treffeisen, stellvertretender Leiter des GLA unterstreicht die Aussage:

"Unser Grundsatz lautet: Klasse vor Masse. Unsere Arbeit erfordert Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und korrektes Arbeiten. Und genau diese Eigenschaften bringen behinderte Menschen oft verstärkt mit. Das Beispiel der beiden Mitarbeiter zeigt: Sie sind bei uns, weil sie gute Arbeit machen, ein hohes Engagement zeigen und eine extrem positive Lebenseinstellung und Lebenserfahrung mitbringen. Durch sie sehen Gesunde ihre eigenen Bedürfnisse und Probleme oft aus einem anderen Blickwinkel und das sorgt für ein gutes Klima".

"Mit großem Engagement und Durchhaltevermögen beantragen wir immer wieder zusätzliche Projekte. Um weitere Arbeitsplätze zu schaffen, die auch für behinderte Menschen geeignet sind", betont Verwaltungsleiterin Nina Erk.
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