ASF-Geschäftsführerin Jutta Weduwen sagt dazu:
Wir gedenken besonders in diesen Tagen aller Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Ihr Schicksal lehrt uns, das Recht auf Asyl gerade in Deutschland zu schützen. Das Wissen um Auschwitz mahnt uns, für Demokratie und Menschenwürde zu kämpfen. Wir treten Menschenfeindlichkeit und Geschichtsrevisionismus vehement entgegen. Dank zivilgesellschaftlicher Initiativen und innerhalb der internationalen Gemeinschaft ist es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, die Demokratie in Deutschland zu festigen, sich kritisch mit der eigenen Gewaltgeschichte auseinanderzusetzen und Rechtsextremismus wirkungsvoll die Stirn zu bieten. Mich erschüttert, dass das alles nun ins Wanken gerät.
Wir beobachten in den letzten Wochen einen weiteren Rechtsruck und eine fortschreitende rassistische Verrohung des politischen Diskurses, der auch in der Mitte der Gesellschaft angefeuert wird. Über die jüngsten Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, Anträge zur Verschärfung der Migrationspolitik mit den Stimmen aller im Parlament vertretenen Parteien durchsetzen zu wollen, sind wir zutiefst besorgt. Auch wenn die CDU beteuert, eine Zusammenarbeit mit der AfD weiter auszuschließen, bedeutet die Inkaufnahme von AfD-Stimmen einen weiteren Schritt beim Einreißen der Brandmauer gegen die extreme Rechte.
Wir sind besorgt, wenn tragische Anschläge gegen unschuldige Menschen instrumentalisiert werden, um pauschal gegen Musliminnen, Geflüchtete und Migranten zu hetzen, mit unmenschlichen Maßnahmen gegen sie vorzugehen und ihnen Schutz und Teilhabe zu verwehren.
Millionen Menschen fliehen weltweit vor Verfolgung, Kriegen und Klimakatastrophen. Sie bringen sich in Gefahr und verdienen unseren Schutz und dass ihnen zugehört wird. Migrantinnen bereichern unsere Gesellschaft und bringen sich mit ihren Perspektiven, ihren Fertigkeiten und ihrer Kunst ein.
So wie der Schriftsteller Saša Staniši?, der 1992 mit seinen Eltern aus Bosnien floh und heute für ASF im Kuratorium sitzt:
In Deutschland ist Unsägliches wieder sagbar, Unglaubliches wieder salonfähig, die Lehren der Vergangenheit werden ignoriert, für Probleme nicht Lösungen angeboten, sondern Schuldige gesucht. Und die Schuldigen sind einmal wieder – „die Anderen“. Die Migranten, die Geflüchteten, diejenigen, die auf den finanziellen Leitern oft auf der untersten Sprosse stehen, die ohne Stimme und damit ohne Macht.
(Vollständiger Kommentar auf ASF-Website: Zur ASF-Website)
Zum Hintergrund:
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste organisiert internationale Freiwilligendienste und Begegnungsprogramme in Europa, Israel und in den USA. Vor dem Hintergrund einer kritischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte setzt die Organisation seit 1958 Zeichen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit.