DPAM Peter De Coensel: Umkehr in Richtung alte Normalität
(lifePR) (Brussels, )Anders als in Europa, wenden sich Anleger in den USA verstärkt festverzinslichen Anlagen zu. Die Renditekurve der US-Staatsanleihen ist deutlich inverser als vor viereinhalb Monaten. Wenn die US-Notenbank so handelt, wie es die Märkte einpreisen, und die Leitzinsen auf 5,50 % anhebt, könnte es zu einer harten Landung kommen.
Die Lehre aus dem Platzen der Dotcom-Blase lautet: Wenn die Fed einen Fehler macht, könnte sich eine Zinssenkung als unwirksam erweisen. Denn sobald sich die angespannten finanziellen Bedingungen auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen auswirken, setzt ein abwartendes Verhalten ein – zumal in den USA anständige risikofreie Renditen locken.
Angesichts der sanften quantitativen Straffung durch die EZB richten sich alle Augen auf den europäischen Bankensektor. Werden die nicht-öffentlichen Banken in der EU den Staffelstab übernehmen und für Kreditwachstum sorgen? Die EZB-gesponserte Party des Gratis-Geldes ist jedenfalls vorbei.
Die Energiemärkte sprechen für sinkende Inflation in diesem Jahr. Europas Gasspeicher sind gut gefüllt, in den USA wird eifrig gefördert. Beides wird die Erdgaspreise bis 2023 am unteren Ende der derzeitigen Preisspanne halten. Chinas Kohlebestände sind ebenfalls auf hohem Niveau. Eine erneute Energieknappheit lässt sich nur schwer begründen.
Auf die Inflationsängste im ersten Halbjahr 2023 folgen im zweiten Halbjahr Wachstumsängste. Anleihen dürften daher verstärkt nachgefragt werden, die langfristigen Renditen sinken. Wir kehren zu einer alten Normalität aus der Zeit vor der Finanzkrise zurück. Endlich.