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Eine Suchende wird zur Süchtigen

"Madame Bovary" - Flauberts Meisterwerk kommt in der Fassung von Tine Rahel Völcker auf die Bühne

(lifePR) (Heilbronn, )
"Flaubert ist einer der größten Seelenkenner der Weltliteratur", würdigte Carl von Ossietzky den berühmten Literaten zu dessen 100. Geburtstag. Für seinen ersten veröffentlichten Roman "Madame Bovary" (1857) wurde ihm in Frankreich wegen "Unmoral" der Prozess gemacht. Zugleich begann "Madame Bovarys" Ruhm als der Gründungsroman der literarischen Moderne. Tine Rahel Völcker hat mit ihrer Bühnenbearbeitung den Konflikt der Emma Bovary ins Heute übertragen. Die Situation der Frau habe sich zwar gewandelt, die Bilder aber wenig, beschreibt sie ihre Motivation. Auch heute seien die Frauen unfrei und in ein Korsett von gesellschaftlichen Spielregeln gezwungen - welche Rolle sie auch immer einnehmen.

Der Heilbronner Intendant Axel Vornam liebt Flauberts Roman und er war von der Bühnenfassung regelrecht elektrisiert. Am 19. September 2014 hat seine Inszenierung von "Madame Bovary" Premiere im Großen Haus. Juliane Götz, die das Heilbronner Publikum schon als eigensinnige Prinzessin in "König Drosselbart" kennengelernt hat, spielt die Emma Bovary. Eigentlich sollte diese Inszenierung bereits im Mai 2013 Premiere gehabt haben, musste aber wegen eines Krankheitsfalls abgesagt werden. Gleichwohl versprach Axel Vornam, dass diese Inszenierung so bald als möglich zu sehen sein werde. Nun wird also die Saison 2014/15 mit "Madame Bovary" eröffnet.

Emma ist eine Bauerntochter aus einfachsten Verhältnissen. Ihre Mutter hat ihr alles beigebracht, was es braucht, um einen Mann von guter Stellung zu erobern. So begegnet sie Charles Bovary, dem Landarzt, der sich in die junge und äußerst schöne Frau verliebt und sie nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet. Er liebt sie wirklich, sie ist das "Beste, was ihm je passiert ist". Sie erhofft sich von dieser Ehe gesellschaftlichen Aufstieg, Freiheit und Glück. Aber Emmas Sehnsucht nach einem Leben in Leidenschaft, wie sie es sich erträumt, ist groß. Als Arztgattin im kleinbürgerlichen, ländlichen Umfeld vermag sie sie nicht zu stillen. Immer mehr verfällt Emma in Phasen von Lethargie und Depression. Ein Umzug in die Stadt soll ihrem Leben wieder einen neuen Sinn geben. Dann bekommen sie ein Kind - ein Mädchen. Dabei hatte Emma so sehr auf einen Jungen gehofft. Denn Frauen, so sieht sie es, sind auf das "Leben einer Stubenfliege reduziert".

Emma will raus aus diesem öden, normierten Leben, flüchtet sich in die Arme ihrer Liebhaber Rodolphe und Leon. Und kehrt doch immer wieder zurück, konditioniert sich als gute Ehefrau und Mutter - es gelingt nicht. Sie betäubt ihre Sehnsucht mit immer neuen Luxuseinkäufen bei der Händlerin Lheureuse. Eine Suchende wird zur Süchtigen und Emmas Leben endet in der Katastrophe. Der Freitod ist ihre erste und letzte selbstbestimmte Entscheidung.

Tine Rahel Völckers Bühnenbearbeitung von Gustave Flauberts "Madame Bovary" orientiert sich in der Fabel am Original und ist in der Sprache sehr heutig. Sie zeigt, wie gegenwärtig dieser Stoff geblieben ist. Der Niedergang von Madame Bovary wird hier nicht unter dem Blickwinkel der moralischen Schuld verhandelt. Emma Bovary ist vielmehr ein Mensch, der nicht weiß, in welche Rolle er gehört und darum verschiedene probiert, um darin etwas Lebenswertes zu finden: Die Gattin, die Mutter, die Liebhaberin, die Duldende, die Trotzige, die Mutige. Keine der Rollen ermöglicht ihr die Erfüllung, nach der sie sucht. Völcker betrachtet die Entwicklung der Hauptfigur aber nicht aus Perspektive des Kampfes um die Befreiung der Frau, sondern vielmehr desillusioniert in Zeiten des Postfeminismus. Emma wird eine Suchende nach ihrem ganz persönlichen Glück, die zwischen eigenen Sehnsüchten und Fremdbestimmung zerrieben wird.

Tine Rahel Völcker

* 1979 in Berlin, studierte dort Szenisches Schreiben an der Universität der Künste. Im Rahmen des Uraufführungstheaters des Staatsschauspiels Dresden kamen 2001 und 2002 ihre ersten Stücke "Fünf Kerzen für M." und "Kreuzotter" in einer szenischen Lesung zur Aufführung. Für "Kreuzotter" erhielt Tine Rahel Völcker den Förderpreis der Kulturstiftung der Dresdner Bank. In der Spielzeit 2005/2006 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Hier kamen die Stücke "Frau Vivian bestellt eine Coca" und "Charlotte sagt: Fliegen" zur Uraufführung. Im Januar 2007 wurde "Steppenglut", ein Auftragswerk der Landesbühne Niedersachsen Nord, in Wilhelmshaven uraufgeführt.

2009 erarbeitete sie gemeinsam mit Nora Schlocker, Hausregisseurin am Weimarer Nationaltheater, in einem Autoren-/Regieprojekt zwei Inszenierungen zur Deutschen Seele.

2010 schrieb Tine Rahel Völcker im Auftrag des Maxim Gorki Theater Berlin eine Bühnenbearbeitung des Romans "Madame Bovary", die Nora Schlocker 2011 zur Uraufführung brachte, ebenso wie das in enger Zusammenarbeit entstandene Stück "Kein Science-Fiction" und "Eine Orestie", die das Duo am Düsseldorfer Schauspielhaus realisierte. Seit dem Sommer 2011 lebt Tine R. Völcker in Düsseldorf.

Premiere am 19. September 2014, 19.30 Uhr, Großes Haus

Madame Bovary
nach Gustave Flaubert
für die Bühne bearbeitet von Tine Rahel Völcker


Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch
Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf / Andreas Frane

Mit: Juliane Götz (Emma Bovary/Berthe Bovary), Sabine Unger (Mutter Bovary), Katharina Voß (Madame Lheureuse), Nils Brück (Homais), Oliver Firit (Charles Bovary), Ferdinand Seebacher (Léon), Sebastian Weiss (Rodolphe)

Weitere Vorstellungstermine: 24. 09.; 27.09; 07.10.; 15.10.; 17.10.; 24.10.; 29.10.; 08.11.; 13.11.; 05.12.; 09.12.; 11.12.; 17.12.; 28.12. – jeweils um 19.30 Uhr

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