"Das Ding kann nicht sagen, wann und wo es entstanden ist ... Nein das Ding ist einfach irgendwann da. Ungefragt... Es ist Teil von einem Strauch." Angebaut vom Afrikaner Siwa und dem Schweizer Beat, der den Afrikanern ökologische Baumwollwirtschaft beibringen will. Von dort wurde es nach China verschifft zu einem aufstrebenden Jungunternehmen. Hier wird das Ding in einem T-Shirt verarbeitet, nach Deutschland geflogen und dort Patrick, dem talentierten Nachwuchsfußballer mit der Nummer 10, ausgehändigt. Der trägt es als Glückstrikot bis der Fußballtraum ein jähes Ende findet und Patrick das Shirt seiner Schwester Katrin schenkt, die es ebenfalls heiß und innig liebt.
Warum Katrin Eheprobleme mit ihrem Mann Thomas, dem Chef einer Reststoffverwertungsfirma, hat? Und was das alles mit der schnellen Internetverbindung des Chinesen Li und gleichzeitig mit der rumänischen Schweinezucht zu tun hat? Auch das sind Fäden dieses wunderbaren Geschichtengespinstes um Liebe, Eifersucht, Lebensträume und die Weltwirtschaft.
Das Ding sieht alles, beschreibt alles, versteht aber nicht alles - sieht die Welt fast so rührend naiv und ohne Falsch wie ein Kind. Dafür begreift der Zuschauer, wie alles auf der Welt mit allem zusammenhängt. Eine Riesenleistung von einem Stück, das so leicht und unterhaltsam daherkommt.
"Wer sich nach einer intelligenten, zeitgemäßen, kritischen Komödie sehnt, die zudem pures Schauspielerfutter bietet: Hier ist sie", schrieb die Frankfurter Rundschau nach der UA 2011 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen.
»Es wird immer behauptet, im Zuge der Globalisierung rücke die Welt näher zusammen. Diese Darstellung unterschlägt die Entfernung der einzelnen Orte zueinander, behauptet sogar deren Verschwinden. Als ich letztes Jahr in Argentinien einem Bauern gegenüber stand, dem von Sojabaronen auf halblegalem Weg die Anbaufläche entwendet wurde, sah ich eine direkte Verbindung von seiner kargen Hütte zu dem Schnitzel auf meinem Teller im Prenzlauer Berg. Das bestätigt das alte Bild vom armen Bauern als winziges Zahnrädchen im riesigen Getriebe. Aber darin liegt auch eine große Hoffnung, denn wenn das so ist, heißt das in seiner Umkehrung, dass die Macht dieses kleinen Bauern weltweit ist, weil einem riesigen Getriebe aus vielen Zahnrädern auch etwas fehlt, wenn das kleinste Rädchen fehlt. Oder anders gesagt, je komplexer das System, umso anfälliger seine Konstruktion. Wenn wirklich alles zusammenhängt, bedingt sich auch alles und das heißt, jedes Ereignis ist als das Ende einer Kette von Ereignissen bis ins letzte Detail erklär- und veränderbar, was wiederum heißt, es gibt keinen Zufall mehr!« PHILIPP LÖHLE
Rodrigo Umseher ist Puppenspieler, darstellender Künstler und Regisseur. Er wurde 1977 in Santiago de Chile geboren. Von 2003-2007 studierte er Puppenspiel und Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Von 2007 bis 2009 war er Ensemblemitglied am Puppentheater Magdeburg und Gastspieler am Puppentheater Meiningen, von 2009-2011 war er Ensemblemitglied und Mitbegründer der Figuren- und Puppenspielabteilung am Konstanzer Stadttheater und Gastspieler am Staatstheater Braunschweig. Seit 2012 ist er selbständig. Er gründete das "KREATurtheatrales" (www.kreat.net) und entwickelte eigene Produktionen wie "Delirium Digital" und "Pink Pills for Pale People" in Koproduktion mit Drifting Underground & Das fliegende Groschentheater, "Goldoni fix und fertig" für das Staatstheater Cottbus, "Die Schneekönigin" für das Puppentheater Krambambuli und "Der kleine Hobbit", "Das Feuerzeug" und "Peterchens Mondfahrt" für das Staatstheater Meiningen.