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Wochenausblick "Ungemütlicher Herbst"

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
1 Die Woche im Überblick

1.1 Chart der Woche

Während der Euro-Dollar-Kurs trotz einiger Schwankungen letztlich auf der Stelle tritt, spielt am Devisenmarkt die wirkliche Musik in den Schwellenländern. Die mittlerweile auf 2 % geschrumpfte Abwertung des Chinesischen Yuan verblasst im Vergleich und entspricht kaum einer Tagesbewegung bei einigen anderen Wechselkursen. Die Talfahrt einiger Währungen begann schon Mitte 2014, manche haben gegenüber dem US-Dollar 40 bis 50 % nachgegeben. Allen voran stehen die Ölexporteure von Russland bis nach Kolumbien unter Druck. Die Baisse an den Rohstoffmärkten belastet ebenfalls die Währungen aus Brasilien und Südafrika. Hinzu kommen politische Probleme, unter denen auch die Devisen aus der Türkei und Malaysia leiden. Aber selbst die Indische Rupie, vom Rohstoffpreisverfall oder akuten politischen Sorgen wenig berührt, neigt – wenn auch weniger ausgeprägt – zur Schwäche. Die allgemeine Stimmung gegenüber Schwellenländerwährungen bleibt wohl bis auf weiteres eingetrübt, der Chinesische Yuan wirkt da wie ein Hort der Stabilität.

1.2 Wochen-Quartals-Tangente

Nein, keine neuen Hiobsbotschaften aus China – auch feiertagsbedingt. Allein dadurch hellte sich die Laune an den hiesigen Finanzmärkten auf. Aber als größte Stimmungskanone erwies sich einmal mehr EZB-Chef Mario Draghi. Nicht, dass die Notenbank wichtige Maßnahmen beschloss oder konkret in Aussicht stellte. Draghi betonte nur, die EZB könne im Zweifelsfall ihre Instrumen-te, vorrangig ihr Anleihekaufprogramm, ausweiten bzw. verlängern – was angesichts der bisherigen EZB-Taten eigentlich niemanden überraschen sollte. Konkret beschloss die EZB eine Anhebung der Anteilbegrenzung bei Emissionen von 25 % auf 33 %, was der Notenbank mehr Spielraum schon im Rahmen des bisherigen Kaufprogramms gibt. Mit der Abwärtsrevision bei den Inflationsprojektionen war vor dem Hintergrund der gefallenen Rohölpreise zu rechnen. Mit Hinweis auf die schwächeren Schwellenländer wurden jedoch zudem – trotz niedrigerer Ölpreise – die Wachstumsprognosen reduziert. Alles in allem verbreitete die EZB die Botschaft, expansiver werden zu können. Mit tatsächlichen Maßnahmen, einer Ausweitung der Käufe, ist dennoch nicht zu rechnen. Die Frage nach der Verlängerung über den September 2016 hinaus stellt sich wohl erst nächstes Jahr. Der Euro reagierte deutlich negativ auf die EZB-Worte, die Rentenkurse konnten die Verluste der Vortage mehr als ausgleichen, die Aktienmärkte profitierten ebenfalls. Die stärkste Wochenbewegung verzeichnete der Rohölpreis, der sich von seinem Tief um rund 20 % verteuerte.

Ganz so hilfsbedürftig zeigt sich die Konjunktur in der Eurozone gar nicht. So stieg der gesamte Einkaufsmanagerindex auf ein zyklisches Hoch, die Arbeitslosenquote fiel auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Die sehr zögerlichen Investitionen unterstreichen aber das bislang begrenzte Wachstum (S. 5). In den USA irritierten die leicht rückläufigen Einkaufsmanagerindizes kaum. In der Berichtswoche herrscht vergleichsweise Datenarmut. Die Bank of England wird auf ihrer turnusgemäßen Sitzung im Gegensatz zu manch anderen Notenbanken Ruhe bewahren. Dagegen könnten neue Konjunkturdaten aus China für Bewegung an den Finanzmärkten sorgen. Während dieses Thema den deutschen Rentenmarkt bislang wenig beeindruckte, könnten die Aktienkurse erneut schwanken. Zumindest gibt es durchaus Gründe, weshalb an den Aktienmärkten noch nicht alles ausgestanden ist (S. 4). Davon würde auch die derzeitige „Fluchtwährung" Euro profitieren – unabhängig von weiteren EZB-Äußerungen.

2 Im Fokus

2.1 Aktien: Noch keine Entwarnung

Mit dem Kursrutsch haben sich kritische Faktoren wie die zu hohe Bewertung und die massive Positionierung entschärft. Um bei Aktien deutlich offensiver zu werden reicht dies aber nicht aus.

Lange Zeit wirkten Aktien immun. Weder die geopolitischen Spannungen im Zuge des Ukraine- Konflikts noch ein zeitweilig drohender Grexit konnten den Risikoappetit der Anleger zügeln. Das Platzen der Spekulationsblase am chinesischen Aktienmarkt hat das Fass aber nun offensichtlich zum Überlaufen gebracht. Der DAX hat zeitweilig sogar mehr als 20 % verloren und damit die Bärenmarktschwelle überschritten. Der Crash am chinesischen Aktienmarkt ist lediglich Auslöser auch der hiesigen heftigen Kursrückgänge. Ursachen waren vielmehr eine deutliche Abkoppelung der Kurse von den fundamentalen Gegebenheiten und eine ausgeprägte Sorglosigkeit der Anleger. Durch den jüngsten Kursrutsch hat sich die Lücke zwischen Konjunkturdaten und Aktiennotierungen zwar wieder geschlossen. Die Historie zeigt aber, dass die Märkte häufig in beide Richtungen übertreiben. Auch die zeitweilig völlig überzogene Bewertung hat sich inzwischen sichtbar abgebaut. Auf Basis der gängigsten Kennziffern sind deutsche Standardwerte nun weitgehend fair bewertet. Wirklich günstig sind sie in der Breite jedoch noch nicht.

Auch Stimmungsindikatoren liefern derzeit noch kein Kaufsignal. Zwar ist die implizite Aktienvolatilität zuletzt sprunghaft angestiegen. Frühere „Krisenniveaus" wurden bislang jedoch nicht erreicht. Von Panik, die im Sinne der Kontraindikation ein Einstiegssignal bei Aktien liefern würde, kann derzeit somit nicht gesprochen werden. Dies belegen auch Umfragen zur Positionierung der Anleger. So wurden zuletzt lediglich die Überquoten abgebaut. Bei einer „normalen" Korrektur reicht dies meist aus. Bärenmärkte enden jedoch in der Regel mit einem Ausverkauf und einer Kapitulation der Anleger. Dies hat bislang nicht stattgefunden. Im Übrigen betrugen die durchschnittlichen Verluste des DAX in den Bärenmärkten seit 1960 rund 41 %. Sie erstreckten sich über einen Zeitraum von durchschnittlich 19 Monaten und gingen meist mit einer Rezession einher. Günstiger stellt sich die Situation dar, wenn die Wirtschaft insgesamt robust bleibt, wie es die meisten konjunkturellen Frühindikatoren derzeit auch signalisieren. In Jahren, in denen es nicht zu einer Rezession kam (1987, 1998 und 2011), fiel der Rückgang beim DAX mit rund 37 % zwar auch sehr deutlich aus. Nach etwa vier Monaten war allerdings der Boden erreicht. Übertragen auf die aktuelle Situation könnte es somit bis weit in den Herbst hinein ungemütlich bleiben. Allerdings wären danach die Chancen auf eine rasche Erholung gut. Orientiert man sich an den langjährigen Bewertungsbändern, ergibt sich im Basisszenario für den DAX auf Sicht der kommenden Monate ein Rückschlagrisiko bis in den Bereich um 9.000 Punkte. Dem stünde ein Erholungspotenzial bis gut 11.000 Punkte gegenüber. Um bei Aktien deutlich offensiver zu werden, reicht dies u.E. nicht aus.1

1 Ausführlicher hierzu siehe unser heutiges Aktienmarkt Aktuell.

2.2 Eurozone: Lebhafter Konsum – zögerliche Investitionen

Die Eurozone hat sich konjunkturell weiter von der Krise wegbewegt. Strukturelle Schwächen bleiben allerdings. Wirtschaftspolitischer Stillstand ist deswegen nicht ratsam.

In der Berichtswoche wird die zweite Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone das neunte Quartalswachstum in Folge von voraussichtlich real 0,3 % bestätigen. Die detaillierten Ergebnisse dürften zeigen, dass vor allem die Konsumausgaben hierzu beigetragen haben. Die niedrige Inflationsrate von jeweils 0,2 % in den vergangenen drei Monaten hilft den Konsumenten. Die für Energie eingesparten Mittel können anderweitig verwendet werden. Obwohl in einzelnen Mitgliedsländern die Tarifanhebungen sehr verhalten ausfallen, steigen die Realeinkommen. Hinzu kommt, dass die Fiskalpolitik in den meisten Ländern inzwischen neutral ausfällt und somit die Verbraucher nicht oder kaum belastet. In der gesamten Eurozone steigt die Beschäftigung, zuletzt mit einer Vorjahresrate von 0,8 %. Besonders hoch ist das Plus in Spanien mit knapp 3 %. In Frankreich und Italien hingegen werden kaum Stellen aufgebaut. Die Arbeitslosenquote der Eurozone sinkt seit Mitte 2013, sie ist aber mit aktuell 10,9 % immer noch hoch.

Weniger erfreulich ist die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen. Diese dürften in der Eurozone in Q2 nur minimal höher ausgefallen sein. Während Spanien hier erneut eine deutliche Dynamik aufwies, legten die Ausrüstungen in Deutschland nur wenig zu. Frankreich und Italien mussten sogar einen kleinen Rückgang hinnehmen. Verunsicherungen wie die Staatsschuldenkrise im Euroraum einschließlich der Probleme in Griechenland, die strukturellen Defizite in vielen Schwellenländern sowie zuletzt die Schwäche in China bremsen die Unternehmen bei ihren Investitionen. Immerhin erreicht die Kapazitätsauslastung in der Eurozone in etwa den langjährigen Durchschnitt. Eine steigende Industriegüternachfrage sollte allmählich die Notwendigkeit für Erweiterungsinvestitionen verstärken, zumal die Finanzierungsbedingungen günstig sind. Die konjunkturelle Erholung der Eurozone hilft auch dem Außenhandel. Besonders Deutschland konnte seine Exporte in die Länder der Eurozone zuletzt wieder deutlich erhöhen. Außerhalb des Währungsverbundes hat der niedriger bewertete Euro die Schwäche in wichtigen Schwellenländern abgepuffert. Allerdings hat nicht jedes Mitgliedsland im gleichen Maße profitiert. Insbesondere Deutschland hat seine Nettoexporte (Exporte minus Importe) im zweiten Quartal deutlich gesteigert. In Frankreich fiel das Plus bescheiden aus, in Italien und Spanien waren sogar kleine Rückgänge festzustellen. Mit der Normalisierung der Konjunktur stiegen dort zuletzt auch wieder die Importe in stärkerem Maße.

Die verbesserte konjunkturelle Situation sollte jedoch nicht zur wirtschaftspolitischen Tatenlosigkeit führen. So haben insbesondere Italien und Spanien Nachholbedarf bei Forschung und Entwicklung. In Frankreich ist die Staatsquote weit über dem deutschen Niveau und der zu hohe Mindestlohn hemmt die Besserung am Arbeitsmarkt. Auch in Deutschland steigen mittlerweile die Löhne erheblich stärker als die Produktivität, so dass die Lohnstückkosten deutlich zunehmen.

3 Charttechnik

Bund-Future: Erholung

Der Bund-Future hat sich erholt und einen neuen Aufwärtstrend etabliert. Die Unterstützungslinie verläuft heute bei 152,92. Positiv hervorzuheben ist der problemlose Anstieg über die 100-Tagelinie (153,79). Inzwischen ist es zum Test des Widerstands bei 154,52 gekommen. Sollte selbst diese Hürde überwunden werden, entsteht Raum bis in den Bereich um 155,50. Die Indikatoren im Tageschart mahnen aber noch zur Vorsicht. Zwar sind Stabilisierungsansätze erkennbar, das MACD-Kaufsignal steht aber noch aus und der ADX verharrt auf sehr niedrigem Niveau.

Euro: Lage trübt sich ein

Die technische Verfassung des Euro hat sich im Wochenverlauf weiter eingetrübt. So wurden wichtige Unterstützungen unterschritten, unter anderem die 200-Tagelinie (1,1276) und das 61,8 %-Retracement des letzten Aufwärtsimpulses von Juni bis August (1,1153). Sollte nun noch die 100-Tagelinie (1,1113) nachhaltig durchbrochen werden, entsteht Abwärtspotenzial bis in den Bereich 1,1015/20. MACD und DMI stehen im Verkauf und die Durchschnittslinien (5/15) haben diese Signale inzwischen bestätigt.

DAX: Risiken überwiegen

Der DAX handelt aktuell in einer kurzfristigen Trading-Range, deren Begrenzungen bei 10.382 und 9.930 Zählern zu finden sind. Weitere beachtenswerte Marken lassen sich darüber hinaus bei 10.247 (Verbindung von Strukturpunkten) und 10.143 Punkten definieren. Da sich der DAX insgesamt in einem übergeordneten Abwärtstrend befindet, muss davon ausgegangen werden, dass sich die Abwärtsbewegung spätestens mit einem Unterschreiten der 9.930er-Marke nochmals deutlich beschleunigen wird. Das erste Kursziel findet sich dann bei 9.674 Zählern.

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