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Wochenausblick - EZB dirigiert

Die Woche im Überblick

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Die Wirtschaftsentwicklung innerhalb Deutschlands verlief 2013 sehr unterschiedlich. Sechs der zehn Bundesländer mussten eine Stagnation oder sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verkraften. Weitere zwei Bundesländer verzeichneten nur einen Zuwachs bis zu 0,3 %. Überdurchschnittliches Wachstum verbuchten immerhin acht Bundesstaaten. Spitzenreiter war Berlin mit 1,2 %, das besonders starke Impulse von den Dienstleistungsbranchen erhielt. Genau diese Wirtschaftszweige sorgten auch in Deutschland insgesamt für das Wachstum von 0,4 %. Das Produzierende Gewerbe stagnierte dagegen in vielen Bundesländern. Für 2014 ist eine deutliche Beschleunigung des Wachstums zu erwarten. Das Ende der Rezession in der Eurozone, real steigende Einkommen und der Beginn des Investitionszyklus ermöglichen eine Steigerungsrate des BIP von 2 % in Deutschland. Damit ergibt sich für alle Bundesländer die Chance, das laufende Jahr mit einer positiven Zuwachsrate abzuschließen.[1]

Wochen-Quartals-Tangente

Deflationsrisiken bzw. unerwünscht niedrige Inflationsraten bleiben scheinbar auf der EZB-Agenda.

Die EZB hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen und sich auf verbale Interventionen beschränkt. Dabei entstand an den Märkten der Eindruck, dass sie die Tür für unkonventionelle Maßnahmen und/oder den Ankauf von Staatsanleihen (QE-Programm) geöffnet habe. EZBPräsident Draghi verdeutlichte eindrucksvoll, dass die Notenbank bereit sei zu handeln und die Hürde dafür setzte er sogar runter: Es reiche bereits aus, wenn die Inflation zu lange zu niedrig bleibe, eine Deflation (rückläufige Preise) sei dafür nicht notwendig.

In einer ersten Reaktion hielt an den Märkten eine QE-Prämie Einzug: Die Aktienmärkte (S. 4) - insbesondere in der Peripherie - verbuchten Kursgewinne und der Euro wertete ab. Die Kurse an den Rentenmärkten gerieten zwar unter Druck, allerdings ist das mehr den negativen USVorgaben zuzuschreiben. Mit einer Verzinsung von 1,6 % rentiert die 10-jährige Bundesanleihe nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit ist die "Forward Guidance" der EZB weitgehend aufgegangen, was wohl auch die Stoßrichtung der verschärften Rhetorik war. Sie hat es verbal geschafft, den Euro in ihre Richtung zu lenken und die Zinsen für Staatsanleihen auf niedrigem Niveau zu verankern. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank in den kommenden Monaten ihren Expansionsgrad tatsächlich erhöht, ist u. E. mit der jüngsten Sitzung nicht gestiegen. Die Inflation wird ab April schon aufgrund von Basiseffekten wieder zulegen. In diesem Jahr rechnen wir mit einer Preissteigerungsrate von 1,1 %, die sich 2015 vor dem Hintergrund der Konjunkturerholung im Euroraum auf 1,6 % beschleunigen dürfte. Dies entspricht in etwa dem Szenario der EZB, so dass es für ein - auch verfassungsrechtlich bedenkliches - Ankaufprogramm von Staatsanleihen trotz der niedrigeren Hürden eigentlich keinen Grund gibt.

In einem zu festen Euro sieht die EZB ein Deflationsrisiko. Nun hängt es von der Fed ab, inwieweit sie nicht doch zum Handeln gezwungen wird. In der Berichtswoche stehen kaum wichtige Indikatoren zur Veröffentlichung an. Die neuen Regierungen in Frankreich und Italien (S. 5) lassen hoffen, dass der Konjunkturzug in Europa weiterrollt. An den Kapitalmärkten dürften die USArbeitsmarktdaten verdaut werden, was Bundesanleihen ebenso zusetzen sollte, wie dem Euro.

Im Fokus

Aktien: Gewinnberichtssaison als Lackmustest


Die Mehrheit der Marktteilnehmer scheint sich bislang von der hohen Bewertung nicht abschrecken zu lassen. Dies könnte sich ändern, wenn es den Unternehmen im Zuge der nun anlaufenden Quartalsberichtssaison nicht gelingt, die recht ambitioniert wirkenden mittelfristigen Gewinnprognosen zu untermauern.

Der US-Leitindex S&P 500 strebt schier unaufhaltsam nach oben. Was liegt da näher, als auf die gut alte Börsenweisheit "the trend is your friend" zu setzen. Wahre Freunde erkennt man aber meist erst dann, wenn es einmal etwas ungemütlicher wird. Ein solcher "Belastungstest" könnte in Form der nun anlaufenden US-Quartalsberichterstattung ins Haus stehen. Schließlich sind Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die kommenden 12 Monate so hoch bewertet wie seit zehn Jahren nicht mehr. Wenn eine weitere Bewertungsexpansion somit keine wirkliche Option ist, können die Kurse nur noch im Gleichschritt mit den Unternehmensgewinnen zulegen. Überwiegend negative Gewinnrevisionen haben aber auch in den USA die mittelfristigen Ergebnisziele mit Fragezeichen versehen.

Dabei sind es weniger die Ergebnisse für das erste Quartal, die im Feuer stehen. Abwärtsrevisionen haben dafür gesorgt, dass die Messlatte nicht allzu hoch hängt. Im Vergleich zum Vorjahr gehen die Konsens-Schätzungen von einem Zuwachs von lediglich einem Prozentpunkt aus. Kritisch wird es dagegen, wenn man die Raten für die Folgequartale und die Geschäftsjahre 2014 und 2015 unter die Lupe nimmt. So werden für die Nettoergebnisse 2014 und 2015 Steigerungen von 8 % bzw. 11 % unterstellt. Dies liegt nicht nur über dem langfristigen Durchschnitt von 7 %. Es ist auch deutlich mehr als das nominale Wirtschaftswachstum (4 % bis 5 %). Um dies zu erreichen, müsste die Gewinnquote (Anteil der Unternehmensgewinne am nominalen BIP) weiter ansteigen. Langfristig schwankt diese um einen Wert von rund 6 %. Mit gut 10 % wurden in den vergangenen Quartalen historische Spitzenwerte markiert. Eine weitere Verschiebung der Einkommensverteilung zugunsten des Faktors Kapital ist angesichts der fortscheitenden Erholung des US-Arbeitsmarktes nicht zu erwarten. Die Unternehmensgewinne dürften daher mittelfristig deutlich weniger zulegen als dies die Mehrheit der Marktteilnehmer derzeit unterstellt.

Zwar ist es allein auf Basis fundamentaler Bewertungszusammenhänge kaum möglich, den Kursgipfel genau zu bestimmen. Allerdings lässt sich klar ableiten, dass auf dem inzwischen erreichten Niveau die Kursrisiken überwiegen. Auch marktpsychologische Indikatoren deuten auf eine bevorstehende Schwächephase bei Aktien hin. Während Privatanleger ihre Positionen zuletzt noch einmal aufgestockt haben, werden institutionelle Investoren zunehmend vorsichtiger. In der Vergangenheit war dies häufig ein Hinweis auf eine bevorstehende Korrektur. Wir raten daher, steigende Notierungen zu nutzen, um den Aktienanteil zu reduzieren.

Frankreich/Italien: Hoffnung auf Bewegung

Sowohl Frankreich als auch Italien wachsen zurzeit nur im Schneckentempo. Reformen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sind deswegen gerade für diese wichtigen europäischen Staaten vordringlich. Die neuen Regierungen sind hierdurch herausgefordert.

Mit dem Regierungswechsel in Frankreich und in Italien keimt neue Hoffnung auf Reformen auf. Dass die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit tatsächlich Früchte tragen kann, zeigt das Beispiel Spanien. In Frankreich hingegen ist bislang wenig in diese Richtung umgesetzt worden. Der neue Premierminister Manuel Valls allerdings hat sich bereits vor geraumer Zeit für Strukturreformen ausgesprochen, um wieder einen europäischen Führungsanspruch für Frankreich erheben zu können. Erste wichtige Aufgabe wird es sein, den geplanten "Pakt für Verantwortung" umzusetzen. Es wird sich zeigen, ob er sich gegen den Globalisierungsgegner und dirigistisch eingestellten neuen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg durchsetzt. Ziel der Reformpolitik ist die Entlastung der Unternehmen von Sozialabgaben und die Kürzung der staatlichen Ausgaben. Beides ist essentiell. So betragen die Staatsausgaben rund 57 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), 12 Prozentpunkte mehr als in Deutschland. Auch wenn es den Anschein hat, dass die französische Politik nur widerwillig die notwendige Angebotspolitik angeht, zeigt sich allmählich eine konjunkturelle Besserung. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie ist in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Mit 1 % dürfte Frankreich 2014 trotz allem weniger stark wachsen als die Eurozone mit 1,2 % oder gar Deutschland mit 2 %.

In Italien ist seit Februar eine neue Regierung im Amt, die sich mit großem Reformeifer den Problemen des Landes annehmen will. Immerhin ist Ende 2013 die mehr als zweijährige Rezession mit einem Miniwachstum zu Ende gegangen. 2014 dürfte das BIP mit nur 0,6 % noch schwächer als in Frankreich zunehmen. Zu stark belasten immer noch Bürokratie, unflexible Märkte, zu wenig Forschung und Entwicklung sowie das Bildungssystem die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Matteo Renzi verspricht hier grundlegende Änderungen. Selbst wenn sie erfolgreich sein sollten, dürfte auf kurze Sicht kein substantiell höheres Wirtschaftswachstum zu erwarten sein. Priorität genießt die Wahlrechtsreform, die zu mehr politischer Stabilität führen soll. Das Abgeordnetenhaus hat bereits zugestimmt, der Senat soll folgen. Zudem ist geplant, Steuern um 10 Mrd. € bzw. gut 0,6 % des BIP besonders für niedrige Einkommen zu senken. Darüber hinaus sind zusätzliche Investitionsausgaben u.a. für Schulgebäude in Höhe von 5 Mrd. € geplant. Demgegenüber dürften Einsparungen im öffentlichen Haushalt von 7 Mrd. € stehen. Eine Entlastung der Unternehmen soll über eine Gewerbesteuersenkung erreicht werden. Allerdings ist vorgesehen, hierfür die Steuer auf Finanzerträge von 20 % auf 26 % zu erhöhen. Zudem sind weitere Schritte der Liberalisierung des verkrusteten Arbeitsmarktes geplant. Auch an den Kapitalmärkten ist das Vertrauen zurückgekehrt. Das Land hat mittlerweile keine Probleme mehr, seine Staatsschulden zu finanzieren. Der Zins für 10-jährige Anleihen ist deutlich auf 3,3 % gesunken. 2011 lag dieser zeitweise noch über 7 %.

Charttechnik

Der Bund-Future hat sich im Wochenverlauf abgeschwächt und ein Tief bei 142,49 markiert. Vor diesem Hintergrund hat sich die Tagestechnik eingetrübt, denn MACD und Stochastic richten sich unterhalb ihrer Signallinien gen Süden. Noch ist der im Februar begonnene flache Aufwärtstrend nicht unterschritten, das Risiko dafür ist aber deutlich gestiegen. Die Unterstützungslinie sehen wir heute bei 142,53. Die nächsten Haltemarken finden sich im Falle eines Durchbruchs bei 142,10 und 141,80, den jüngsten markanten Tiefpunkten.

Der Euro setzte sein Schwächephase fort und hat jüngst die Unterstützung bei 1,3706 durchbrochen. Damit scheint der Weg frei zu sein für einen Test des 61,8 %-Retracements des Euroanstieges von Anfang Februar bis Mitte März. Das große Korrekturlevel findet sich bei 1,3664. Auf dem Weg dorthin trifft der Euro auf die Unterstützungslinie eines breiten Aufwärtskanals (seit Juli 2013), die wir aktuell um 1,3680 lokalisieren. Die Indikatoren im Tageschart stehen auf Verkauf und auch im Wochenchart hat sich das Bild eingetrübt. Mithin bleiben dem Euro die Risiken erhalten.

Der deutsche Leitindex hat sich weiter befestigt und dabei Widerstände im Bereich 9.500/600 überwunden. Begleitet wurde die Bewegung von einem leichten Anstieg der Umsatztätigkeit, die gleichwohl noch auf niedrigen Niveaus liegt. MACD, DMI und Stochastic sind im Kauf und so spricht wenig dafür, dass die laufende Aufwärtsbewegung bereits wieder ein Ende findet. Die nächsten Widerstände finden sich nun an den zurückliegenden Hochs bei 9.720 und 9.751 Punkten. Noch ist der Sprung auf ein neues Allzeithoch aber nicht gelungen.

Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse. Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.

[1] Vgl. dazu: Helaba Volkswirtschaft/Research Regionalfokus „Zahlen & Fakten: Die Bundesländer Hessen und Thüringen“ (2. April 2014) und Regionalfokus „Konjunktur aktuell: Hessen, Thüringen, NRW, Brandenburg“ (Erscheinungstermin KW 15/16)

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