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Kapitalmarkt Kompakt

Zu viel Optimismus?

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- Die US-Geldpolitik und der Haushaltstreit verhagelten die Stimmung für den US-Dollar, wenngleich signifikante Verluste ausblieben. Euro und US-Dollar werden wohl zunächst im Patt verharren. Erst 2014 dürfte die US-Währung von einer weniger expansiven Fed-Politik einen spürbaren Schub bekommen.
- Der nachlassende Rückenwind aus den USA hat deutschen Renten zuletzt zu schaffen gemacht. Da sich jedoch an der geldpolitischen Ausrichtung vorerst wenig ändern wird, sind die Kursrisiken überschaubar. Nennenswerte Kursgewinne sind angesichts der zyklischen Erholung jedoch ebenfalls nicht absehbar.
- Aktien haben inzwischen viel Positives vorweggenommen. Auch die Stimmung unter den Anlegern ist bereits sehr optimistisch. Damit besteht vorerst wenig Potenzial, zumal eine Verbesserung der Unternehmensgewinnperspektiven bislang auf sich warten lässt.

Devisen: Fehlende politische Rückendeckung für den US-Dollar

Aus Sicht des US-Dollar liefen die letzten Wochen nicht gerade optimal. Die US-Notenbank verweigerte sich entgegen der allgemeinen Erwartung, die Rückführung ihres Wertpapierkaufprogramms einzuleiten. Und die US-Politik sah sich einmal mehr nicht in der Lage, einen ordnungsgemäßen Haushalt zu beschließen sowie die Verschuldungsobergrenze anzuheben. Als Folge wurden die Regierungsbehörden teilweise geschlossen, am Kapitalmarkt drohen Zahlungsausfälle. Vertrauen in eine Währung baut man damit nicht auf. Dennoch wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro und vielen anderen Devisen nur leicht ab.

Die relative Ruhe an den Finanzmärkten signalisiert, dass kaum mit einem Zahlungsausfall der USA gerechnet wurde. Solch ein Ereignis könnte theoretisch zu erheblichen Marktturbulenzen führen. Ob eine ausbleibende Zinszahlung aber wirklich zu einer großen Kapitalflucht aus den USA führte, darf bezweifelt werden. Im Haushaltsstreit zwischen den Demokraten und den oppositionellen Republikaner wurde dann doch eine temporäre Lösung gefunden, die den US-Dollar jedoch eher belastete. Auch darüber hinaus wird die US-Währung zunächst nicht groß auftrumpfen, zumal ja die Streitigkeiten wieder auf die Tagesordnung zurückkehren. Das Wachstum wird von vorübergehenden Ausgabekürzungen wohl nur marginal belastet, dennoch wird die Federal Reserve allein deswegen ihr bisheriges Kaufprogramm fortfahren. Außerdem ist die konjunkturelle Situation derzeit etwas vernebelt, da angesichts der Behördenschließungen einige Indikatoren gar nicht veröffentlich wurden. Auf Basis von den veröffentlichten Stimmungsindikatoren sieht die wirtschaftliche Entwicklung in den USA keineswegs so schlecht aus.

Aus der Eurozone kamen zuletzt wenig Marktimpulse. Die Konjunktur scheint sich weiter zu fangen. Die Risikoaufschläge für Peripherieanleihen engten sich ein. Trotz der Krisenentspannung herrscht noch nicht wieder Normalität in der Eurozone, selbst wenn sich Irland vom Rettungsschirm verabschieden wird. Die EZB steht bereit, im Zweifelsfall weitere expansive Maßnahmen zu ergreifen. So könnte sie in den kommenden Monaten die zuletzt rückläufige Liquidität an den Geldmärkten wieder ausweiten. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich damit vorerst noch im Patt befinden und um 1,35 schwanken. Erst mit Blick auf 2014 sollten sich divergierende Entwicklungen bemerkbar machen. Die US-Wirtschaft ist im Konjunkturzyklus stärker vorangeschritten als die Eurozone. Daher wird die Fed früher als die EZB den Fuß vom Gas nehmen, auch wenn der Tritt auf die Zinsbremse in den USA noch recht weit entfernt ist. Spätestens 2014 wird die USNotenbank ihre Anleihekäufe sukzessive reduzieren. Der US-Dollar dürfte davon zunehmend Auftrieb erhalten, insbesondere wenn im Jahresverlauf langsam Zinsfantasien aufkommen und sich auch bei kürzeren Laufzeiten der Renditevorsprung von US-Papieren ausweitet. Der Euro-Dollar- Kurs dürfte bis Mitte 2014 auf 1,30 und bis Ende 2014 in Richtung 1,20 zurückgehen. Bis es aber soweit kommen wird, gilt es aus Sicht der US-Währung, die politischen Störmanöver in Griff zu bekommen.

Renten: Wenig Potenzial

Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen konnte sich zuletzt zwar noch unter der psychologisch wichtigen 2 %-Marke halten. Die Charttechnik hat sich, im Gegensatz zu der am Aktienmarkt, jedoch eingetrübt. Der fehlende Rückenwind vom US-Rentenmarkt machte sich besonders bemerkbar.

In Europa stehen, nachdem sich die politische Lage in Italien wieder beruhigt hat und die Bundestagswahl gelaufen ist, wieder konjunkturelle Themen im Vordergrund. Im August hat die aggregierte Produktionszahl aus dem Euroraum einen deutlichen Anstieg verzeichnet. Vor allem der Zuwachs der deutschen Industrieproduktion im Vormonatsvergleich um 1,8 % war hierfür verantwortlich. Positive Werte wurden auch aus Frankreich, Spanien und den Niederlanden gemeldet. Der zweite Rückgang in Folge wurde hingegen für Italien bekannt gegeben. Mit insgesamt fünf negativen Monatsraten in diesem Jahr bildet Italien zusammen mit Frankreich derzeit die konjunkturelle Achillesferse des Währungsraums. Die Jahresrate der Euro-Industrieproduktion liegt zwar noch mit rund 2 % im negativen Bereich. Mit den Zahlen für den September, spätestens aber mit den Oktober- Werten, dürfte jedoch erstmals nach fast zwei Jahren wieder ein Anstieg vermeldet werden.

Da die Teuerung sowohl in den USA als auch im Euroraum mit etwa 1 % auf einem historisch sehr niedrigen Niveau liegt, dürfte der Druck auf Renten auch von fundamentaler Seite überschaubar bleiben. Die Rohstoffpreise bewegen sich per Saldo immer noch in dem mehr als zwei Jahre alten Abwärtstrend. Die moderaten Inflationserwartungen geben der EZB Spielraum ihren lockeren geldpolitischen Kurs trotz der Konjunkturerholung fortzusetzen. Die Bemerkung von EZB-Chef Mario Draghi, möglicherweise einen weiteren Dreijahrestender zu platzieren, hat den Blick auf das Bankensystem gelenkt. Dieses befindet sich in Teilen Europas immer noch in einer kritischen Verfassung. Die EZB will offensichtlich in ihrer neuen Rolle als Bankenaufseher strenge Kapitalauflagen durchsetzten, damit die Risiken beherrschbar bleiben. Höhere Eigenkapitalpuffer bedeuten jedoch auch, dass das aktuell immer noch sehr schwache Kreditwachstum im Euroraum nicht so schnell auf die Beine kommt, wie dies in früheren Zyklen der Fall war.

Nach der Nominierung von Janet Yellen zur Fed-Chefin ist davon auszugehen, dass sich an der expansiven geldpolitischen Ausrichtung der US-Notenbank vorerst wenig ändert. Dies sollte den Anleihemärkten beiderseits des Atlantiks zum Jahresende etwas Ruhe verschaffen. Für Rückhalt sorgt zudem die pessimistische Stimmung, worauf u.a. das Put-Call-Verhältnis bei Optionen auf den Bund-Future hindeutet. Auch steht mit dem November der durchschnittlich ertragsstärkste Monat vor der Tür. Seit 1980 war die Performance bei Bundesanleihen mehr als dreimal so hoch wie im Februar, dem schwächsten Monat. Die Kurschancen sind in diesem Konjunkturellen Umfeld gleichwohl nicht besonders ausgeprägt.

Aktien: Bereits viel Positives vorweggenommen

Haushaltsstreit und Tauziehen um die Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA haben Aktien erstaunlich gut weggesteckt. Während die US-Indizes eine kleine Verschnaufpause einlegten, konnten DAX und EURO STOXX 50 weiter zulegen. Die seit Jahresmitte zu beobachtende Outperformance von Euro-Titeln hält somit an. Nachdem die Eurozone zuvor insbesondere von ausländischen Investoren zu Unrecht bereits abgeschrieben worden war, profitierten Euro-Aktien angesichts mehrheitlich positiver Konjunkturüberraschungen in den vergangenen Monaten von der Aussicht auf eine Erholung der Wirtschaft. Allerdings haben inzwischen auch europäische Dividendentitel viel Positives vorweggenommen. Der Anteil institutioneller Investoren, die Euro-Aktien übergewichten, ist mittlerweile so hoch wie zuletzt im Juni 2007. Generell deuten die Stimmungsindikatoren auf einen inzwischen recht ausgeprägten Optimismus unter den Anlegern hin, was im Sinne der Kontraindikation eher zur Vorsicht mahnt.

Neue Impulse könnten von den anstehenden Zwischenergebnissen der Unternehmen ausgehen. In den USA ist Berichtssaison über das dritte Quartal bereits angelaufen. Aufgrund deutlich reduzierter Gewinnschätzungen im Vorfeld liegt die Messlatte nicht sonderlich hoch. Angesichts des deutlichen Anstiegs des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den vergangenen Monaten dürften die positiven Gewinnüberraschungen bei den Q3-Ergebnissen überwiegen. Ähnliches gilt für die etwas später in die Berichtssaison startenden deutschen und europäischen Unternehmen.

Wichtiger für die mittelfristige Kursperspektive ist allerdings die Frage, ob der negative Revisionstrend gestoppt werden kann. Bislang werden die Konsensschätzungen für die Nettoergebnisse der kommenden 12 Monate weltweit mehrheitlich nach unten revidiert. Angesichts der sichtbaren Erholung wichtiger konjunktureller Frühindikatoren ist dies relativ ungewöhnlich. Ohne eine baldige Verbesserung der Gewinnperspektive wird die Luft zunehmend dünner. Schließlich sind Dividendentitel inzwischen alles andere als billig. Dies gilt in besonderem Maße für US-Aktien. Mit einem KGV von 14 auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate hat der S&P 500 inzwischen ein Bewertungsniveau erreicht, das in der jüngeren Vergangenheit nur während der New Economy Blase sichtbar übertroffen wurde. Alternative Kennziffern wie das um zyklische Gewinnschwankungen bereinigte KGV (Shiller-KGV) kommen zum selben Ergebnis.

Zwar ist Bewertung in erster Linie ein Instrument, um langfristige Kurspotenziale auszuloten. Kurzfristig kann es durchaus zu teilweise deutlichen Abweichungen kommen. Nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit ist jedoch nicht davon auszugehen, dass Anleger dauerhaft deutlich höhere Bewertungsniveaus akzeptieren. Somit beschränkt sich das Kurspotenzial im Wesentlichen auf das Ausmaß der Unternehmensgewinnzuwächse, die im Trend mit rund sieben Prozent steigen. Angesichts nur noch durchschnittlicher Ertragsperspektiven sollten Aktien lediglich in Höhe des angestrebten Normalmaßes dotiert werden.
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