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Wachstum trotz Krise: Der demografische Vorteil der USA

(lifePR) (Sankt Augustin, )
Seit dem Platzen der Finanzblase 2008 ist der "Westen" im Krisenmodus: Das gilt für beide Seiten des Atlantiks, nicht nur für die Eurokrisenzone, sondern auch für die Vereinigten Staaten. Zwar hat sich die Wirtschaft in den USA deutlich besser entwickelt als in der Eurozone, vor allem in Südeuropa und Frankreich, aber auch in den USA hat sich der Arbeitsmarkt noch nicht erholt: Die Erwerbstätigenquote, insbesondere die der Männer, ist nach wie vor deutlich niedriger als vor Ausbruch der Finanzkrise (1). Dass die Arbeitslosenquote zuletzt wieder gesunken ist, hat nur zum Teil mit einer verbesserten Wirtschaftslage zu tun. Ein Grund für diesen Rückgang ist auch, dass viele Arbeitslose in der Statistik nicht mehr auftauchen, weil sie die Jobsuche aufgegeben und sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Verschlechtert haben sich besonders die Chancen der Jugendlichen, deren Arbeitslosenquote stark gestiegen ist. Sie ist (mit 16%) deutlich höher als in Deutschland (8%), aber niedriger als z. B. in Frankreich oder Schweden (25% bzw. 24%) (2).

In Frankreich und den nordischen Ländern wie Schweden sind bekanntlich die Sozialsysteme großzügiger ausgebaut als in den USA. Das betrifft nicht nur das Renten- und Gesundheitssystem, sondern auch die Leistungen für Arbeitslose und Familien. Arbeitsmarktkrisen treffen junge Eltern deshalb in Frankreich oder Schweden weniger hart als in den USA, wo es kaum Leistungen für Familien gibt (3). Für die Familienplanung junger Menschen hat das Folgen, die sich in der Geburtenstatistik zeigen: Während die Geburtenraten in Frankreich und Schweden seit 2008 stabil blieben, sind sie in den USA deutlich, von 2,12 (2007) auf 1,88 (2012), zurückgegangen. Dieser Rückgang ist ein Grund dafür, dass sich das Bevölkerungswachstum der USA abgeschwächt hat: Im Jahr 2012 lebten in den USA 2,3 Mio. Menschen weniger (313 statt 316,3 Mio. ) als das U.S. Census Bureau noch 2008 vorausberechnet hatte (4). Ein anderer, noch wichtigerer Grund für diese Differenz ist allerdings die Zuwanderung, die sich schwächer entwickelt hat als zuvor erwartet. Ihre Vorausberechnungen für die Zukunft haben die US-Statistiker deshalb insgesamt nach unten korrigiert: Für das Jahr 2050 erwarten sie nun statt einer Bevölkerung von 439 Mio. "nur" 399 Mio. Einwohner in den USA (5).

Auch diese Vorausberechnung bleibt für Korrekturen offen: Wenn sich die Zuwanderungszahlen ändern, wird sie wieder nach oben oder noch weiter nach unten korrigiert werden. Diese Prognoseunsicherheiten berühren aber nicht den säkularen Trend, das anhaltende starke Bevölkerungswachstum in den Vereinigten Staaten: Noch in den 1960er Jahren gab es weniger als 200 Mio. US-Amerikaner - bis 2050 wird sich ihre Bevölkerungszahl in etwa verdoppeln. Neben der Zuwanderung trägt dazu auch das "natürliche" Bevölkerungswachstum bei, das durch den Überschuss der Geburten über die Sterbefälle entsteht (6). Darin unterscheiden sich die USA von Deutschland, das seit den 1970er Jahren "Sterbeüberschüsse" aufweist. Der Grund dafür ist die niedrigere Geburtenrate (TFR ca. 1,4): In Deutschland ersetzt sich jede Elterngeneration nur zu zwei Dritteln durch eigene Kinder, während die US-Amerikaner - trotz des Rückgangs in der Krise - immer noch annähernd den Generationenersatz von zwei Kindern pro Frau erreichen. Für eine (post-)moderne Industrienation sind die Geburtenraten in den USA ungewöhnlich hoch, obwohl es im Gegensatz zu Frankreich keine aktive Bevölkerungspolitik gibt. Der bekannte Kinderreichtum der "Hispanics" trägt dazu bei, erklärt das Phänomen aber nicht allein. Denn auch die Geburtenraten der "weißen Amerikanerinnen" sind relativ hoch, vor allem in konservativ-religiös geprägten Regionen wie den "Rocky Mountains" (z. b. Utah und Idaho) (7).

Dieser Kinderreichtum hat zur Folge, dass die Bevölkerung in den USA weniger stark altert als in anderen Industrieländern: Zwar wächst die Zahl der Senioren auch in den USA stark an, ihnen stehen aber (relativ) mehr Junge gegenüber als in Deutschland, Italien, Japan, Südkorea und sogar als in China (8). Auch in den USA wachsen langfristig die Lasten, die die Jungen für die Versorgung der Alten zu schultern haben. Die Schultern der Jungen bleiben aber demografisch breiter als in anderen Industrieländern. Diese demografische Lage übersehen jene Diagnostiker, die angesichts der vielen Krisensymptome vorschnell den "Niedergang" der USA (als Weltmacht) prophezeien.

(1) Siehe: Männererwerbstätigkeit nach der der Finanzkrise (Abbildung).

(2) Zur Jugendarbeitslosigkeit in Europa: iDAF-Nachricht der Woche, 2013 / 27-29, http://www.i-daf.org/.... Die zugrundeliegenden Statistiken zeigen auch die entsprechenden Zahlen für die USA.

(3) Zu den Familienleistungen im internationalen Vergleich: "Übersichtstabelle Familienförderung in OECD-Staaten", in: Geburtendefizit: Familienleistungen bremsen den Absturz, iDAF-Newsletter der Wochen 47-48 / 2010, http://altewebsite.i-daf.org/....

(4) U. S. Census Bureau: What a Difference Four Years Make: U.S. Population Projected to Grow at a Slower Pace Over the Next Five Decades, December 2012, http://blogs.census.gov/....

(5) Vgl. ebd.

(6) Vgl. dazu: Bevölkerungswachstum und Geburtenfreudigkeit in den USA, iDAF-Newsletter 3/2009, http://altewebsite.i-daf.org/....

(7) Eingehender dazu: Bevölkerungswachstum und Geburtenfreudigkeit in den USA, a.a.O. Zu den Diskussionen um die Integration der (hispanischen) Bevölkerung und die ethnisch-kulturelle Zusammensetzung der US-Bevölkerung: USA - Zuwanderung, Integration und Zivilgesellschaft, iDAF-Newsletter 4/2009, http://altewebsite.i-daf.org/....

Siehe hierzu: Ergrauende Industrieländer in Ost und West (Abbildung). Im Blick auf die militärische und politische Machtverteilung zwischen den USA und China ist es bemerkenswert, dass sich das derzeitige demografische Übergewicht Chinas künftig verringert. Siehe: Bevölkerungsentwicklung der "Großmächte (Abbildung).

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