Als Hauptgründe wurden angegeben, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen (67 Prozent) und dass es grundsätzlich an Bewerbern mangelte (33 Prozent). Über elf Prozent der Jugendlichen haben ihren Ausbildungsplatz nicht angetreten.
„Deshalb fordert die Wirtschaft, dass die Jugendlichen im Elternhaus und in der Schule besser auf das Berufsleben vorbereitet werden“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler. Um Defizite in der Ausbildungsreife auszugleichen, leiste die IHK bereits einen intensiven Beitrag, indem sie Bildungspartnerschaften zwischen allgemeinbildenden Schulen und den Unter-nehmen auf den Weg bringe und begleite. Zusätzlich informieren die IHK-Ausbildungsbotschafter, dies sind geschulte Auszubildende, die Schüler der allgemein bildenden Schulen auf Augenhöhe über das duale Ausbildungssystem und werben für ihre jeweiligen Berufe.
Den Umfrageergebnissen zufolge sehen 82 Prozent der Betriebe die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger als ein wesentliches Ausbildungshemmnis an, gefolgt von den unklaren Berufsvorstellungen vieler Jugendlicher (44 Prozent). Weitere Barrieren seien die teilweise zu großen Entfernungen zwischen Berufsschule, Betrieb und Wohnort (26 Prozent).
Was die Betriebe bei Bewerbern besonders vermissen, sind mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen sowie elementare Rechenfähigkeiten (jeweils über die Hälfte). Besonders hapere es auch an Leistungsbereitschaft und Motivation (55 Prozent), Disziplin, Umgangsformen und Belastbarkeit. Auch mangelndes Interesse und wenig Aufgeschlossenheit wurden von vielen Unternehmen beanstandet. Angesichts dieses Befunds reagieren inzwischen fast die Hälfte der Betriebe mit eigenen Nachhilfeangeboten im Unter-nehmen, mehr als ein Drittel nutzen zusätzlich die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Agentur für Arbeit. Als Folge daraus fordert die Wirtschaft vor allem eine bessere schulische Vorbildung der Bewerber. Viele Unternehmen bieten dazu Lehrer- und Schülerpraktika an.
Trotz einem Übernahmeangebot entscheiden sich 26 Prozent der Auszubildenden für einen anderen Bildungsweg. Mehr als 83 Prozent der Unternehmen beabsichtigen deshalb, die Attraktivität der dualen Ausbildung zusätzlich durch finanzielle Anreize und ein verbessertes Ausbildungsmarketing zu fördern. Auch die Erschließung neuer Bewerbergruppen wie Studienabbrecher sowie die Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland werden von den Unternehmen als Alternative gesehen.
„Als eine von 17 Inklusionskammern freuen wir uns und schätzen es sehr, dass 32 Prozent der Befragten einen zusätzlichen Platz für lernschwächere Jugendliche einrichten, sofern Leistungsbereitschaft, Sozialkompetenz und mehr Informationen über Stärken und Schwächen der Bewerber vorhanden sind“, so Georg Milo von der IHK Nordschwarzwald. Wichtig sei in diesem Zusammenhang eine gezielte Förderung der sozialpädagogischen Betreuung während der Ausbildung. Vor allem kleine und mittelgroße Ausbildungs-betriebe seien hier oft überfordert, weil diese spezielle Zielgruppe von Jugendlichen häufig sehr individuelle Betreuung benötige.
Über 60 Prozent der Unternehmen nutzen das Internet und verstärkt auch die sozialen Medien zur Gewinnung von Auszubildenden. Die IHK-Lehrstellenbörse mit über 50 Prozent und die Ausbildungsmessen mit 48 Prozent spielen bei der Akquise von Azubis eine wichtige Rolle. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sind die Printmedien, persönlichen Kontakte und die Schulen erfolgreiche Vermittlungsplattformen.
Auf den zunehmenden Fachkräftemangel reagieren 66 Prozent der Unter-nehmen mit gezielter betrieblicher Weiterbildung. 45 Prozent wollen mehr Ausbildungsplätze anbieten. Eine weitere Alternative sehen 22 Prozent der Unternehmen in der Bindung älterer Mitarbeiter über den Rentenbeginn hin-aus. Zusätzlich ist die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland für elf Prozent der Befragten vorstellbar.
Die Ergebnisse der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage für die Region Nordschwarzwald finden Sie im Internet unter www.nordschwarzwald.ihk24.de.