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Continental Aktiengesellschaft

Globales Netz - Teststrecken spielen zentrale Rolle bei der Reifenentwicklung

(lifePR) (Hannover, )
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- Vom Hochgeschwindigkeitsoval bis zur Geländestrecke
- Vergleichbare Testbedingungen rund um die Welt
- Automated Indoor Braking Analyzer läutet neue Reifentest-Ära ein


Obwohl in der Reifenentwicklung schon sehr viele Schritte über Computersimulationen abgewickelt werden, gibt es keinen gleichwertigen Ersatz für die Messdaten von den Versuchsstrecken und die subjektiven Beurteilungen der Testfahrer mit ihrer langjährigen Erfahrung. Die Lösungsansätze diverser Techniker und Chemiker für das Überwinden von Zielkonflikten sowie die daraus abgeleiteten Konturkonzepte mögen noch so genial sein - am Ende bleiben sie ohne Tests reine Theorie. Materialtests im Labor und zahlreiche Simulationen können zwar vielversprechende Hinweise auf die Praxistauglichkeit geben, doch die Stunde der Wahrheit schlägt auf der Strecke. Erst dort zeigt sich wirklich, was die neuen Ideen wert sind. So stehen am Anfang jeder Testserie für ein neues Produkt regelmäßig diverse Versuche mit unterschiedlichen Profilen, um die Stärken und Schwächen der einzelnen Kandidaten herauszuarbeiten. Die besten Profile werden ausgewählt, weiter optimiert und immer wieder mit hohem Aufwand getestet.

Im Wesentlichen finden die Reifentests von Continental auf dem Contidrom statt. Die konzerneigene Teststrecke in Jeversen, einem kleinen Ort nördlich von Hannover, ist die "Mutter aller Konzern-Teststrecken". Sie wurde bereits 1967 in Betrieb genommen und seit dem kontinuierlich modernisiert, um den stetig steigenden technischen Anforderungen an Reifenversuche Rechnung zu tragen. Vor 1967 fanden Brems- und Ausweichversuche noch im öffentlichen Verkehr, auf Flughäfen sowie abgesperrten Passstraßen statt. Das war aber nur möglich, so lange das am weitesten verbreitete Fahrzeug noch der VW Käfer war. Neue Modelle wie der Opel Kapitän, Ford 20 m und Mercedes-Benz W 108/109 stellten mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h jedoch ganz neue Anforderungen an die Bereifung und deren Erprobung. In Jeversen konnten die Tests nicht nur konzentriert, sondern erstmals auch nach einem einheitlichen Versuchsstandard abgebildet werden, was eine bis dahin nicht gekannte Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglichte.

Heute gehört das Contidrom zu den modernsten Teststrecken weltweit und wird deshalb auch von vielen Kunden aus der Automobilindustrie als Referenz betrachtet. Auf einer Gesamtfläche von 160 Hektar bietet das Testgelände alle erdenklichen Möglichkeiten der Reifenerprobung. Auf rund zehn Kilometern Strecke mit unterschiedlichsten, teils bewässerten Fahrbahnoberflächen kann mit Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h getestet werden.

Markanteste Einrichtungen sind das gut 2,8 Kilometer lange Hochgeschwindigkeits-Oval mit einer Kurvenneigung von 58 Grad, der 1.800 Meter lange "kleine" Nasshandling-Kurs und der 3,8 Kilometer lange "große" Handlingkurs. Hinzu kommen spezielle Strecken zur Erprobung von Geländeeigenschaften und von Fahrwerkselementen sowie für Geräuschmessungen. 80 Mitarbeiter sorgen permanent für einen reibungslosen Ablauf - darunter Testfahrer, Monteure, Techniker, Ingenieure, Datenverarbeiter, Feuerwehrleute und ein Verpflegungsteam. Seit der Gründung vor 47 Jahren wurden auf dem Contidrom rund zwei Millionen Pkw-, Lkw- und Motorradreifen nach immer ausgefeilteren Methoden getestet.

Insgesamt gliedern sich die Prüfungen im Rahmen der Fahrversuche in zwei Bereiche: die subjektiven Beurteilungen und die objektiv messbaren Standardprüfungen. Subjektiv beurteilen die Fahrer das Handlingverhalten des Reifens auf nasser und trockener Fahrbahn, den Komfort und die Reifengeräusche. Die Standardprüfungen erfassen einen Großteil der Eigenschaften des Reifens, die messbar sind. Dazu gehören:

-das Nassgriffverhalten auf feuchter Fahrbahn, geradeaus und in Kurven,
-das Bremsverhalten auf trockenen Fahrbahnoberflächen,
-das Aquaplaningverhalten bei Geradeausfahrt und in Kurven,
-diverse Wintertests - die natürlich nicht auf dem Contidrom stattfinden können,
-die Abwerfsicherheit des Reifens.

Beide Testansätze werden benötigt, um später eine vollständige Bewertung des neuen Reifens vornehmen zu können. Der Aufwand für diese Versuchsfahrten ist trotz standardisierter Verfahren immens. Deshalb erstreckt sich der zeitliche Rahmen für ein neues Produkt über viele Monate, manchmal gar über Jahre. Da bleibt es nicht aus, dass manchmal widrige Witterungsbedingungen die Fortsetzung von Erprobungsreihen auf dem Contidrom unmöglich machen. Auch unter solchen Umständen darf der Reifenversuch mit seinem engen Zeitplan aber nicht ins Stocken geraten. Die Crew steigt dann ins Flugzeug und verlegt das Testprogramm komplett auf eine andere Strecke (immer begleitet von einem Teil der insgesamt 25 Tonnen Reifen, Testgeräten und Testwagen). Und die liegt häufig genug auf einem anderen Kontinent. Zu diesem Zweck unterhält Continental mehrere Testgelände weltweit. Die wichtigsten liegen in Brimley (US-Bundesstaat Michigan) und Uvalde (Texas) sowie in Jokkmokk und Arvidsjaur (Schweden).

Das nahe der kanadischen Grenze gelegenen Gelände in Brimley gehört seit 1998 zu Continental und bietet auf 218 Hektar Gesamtfläche auch Strecken für die Erprobung von Winterreifen. Die Teststrecke in Uvalde wurde 1959 von General Tire gebaut. 1997 baute Continental auf dem gut 2.000 Hektar großen Areal die wesentlichen Nassgriffstrecken des Contidroms im Sinne der Vergleichbarkeit von Testergebnissen mit denselben Materialien wie auf dem Contidrom nach, wo wegen des ganzjährig milden Klimas ausschließlich Sommerreifen erprobt werden.

Ganz anders in Skandinavien. Dort dreht sich regelmäßig alles um die Entwicklung von Winterreifen. Jokkmokk liegt im nördlichen Lappland, rund zehn Kilometer nördlich des Polarkreises. Nur 150 Kilometer nordöstlich davon liegt Arvidsjaur. Beide Gelände verfü gen über verschiedene Strecken für Fahrversuche auf Eis und Schnee und können – je nach gewünschtem Testportfolio und Witterungsbedingungen – ideal kombiniert werden. Das Besondere an diesen Teststrecken ist der Umstand, dass sie – zum Teil auf zugefrorenen Gewässern – alljährlich nach dem Wintereinbruch neu entstehen und täglich neu präpariert werden müssen, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.

Außerhalb von Europa und den USA nutzt Continental weitere Teststrecken in Südafrika, China, Indien, Japan und Neuseeland, die nur bei Bedarf angemietet werden. In Europa zählen beispielsweise der Nürburgring in Deutschland und die Teststrecke im süditalienischen Nardo dazu, auf denen regelmäßig Hochgeschwindigkeitsreifen erprobt werden.

Der neuester Meilenstein in der Entwicklung der Testtechnologie für Pkw-, 4x4- und Van-Sommer- und Winterreifen wurde 2012 auf dem Contidrom in Betrieb genommen. Es handelt sich um die weltweit einzige vollautomatische und wetterunabhängige Reifentestanlage – der Automated Indoor Braking Analyzer (AIBA). Die von außen recht unscheinbare Halle ist 300 Meter lang und bis zu 30 Meter breit. Vom Wetter unabhängig können darin bis zu 100.000 Testbremsungen jährlich mit vollautomatisch gesteuerten, unbemannten Fahrzeugen durchgeführt werden. Möglich sind Geschwindigkeiten bis 120 km/h. Die standardisierten Fahrbahnoberflächen sind hydraulisch auswechselbar. Tests auf trockener, nasser und sogar vereister Fahrbahn sind in der AIBA möglich. Auch die Umgebungstemperatur kann exakt gesteuert werden, woraus eine um 70 Prozent verbesserte Reproduzierbarkeit der Testergebnisse resultiert.

Selbstredend, dass sich die gesamte Continental-Reifen-Division im Jahre 2013 sehr über zwei internationale Auszeichnungen gefreut hat: Den „Development Tool of the Year 2013“-Award des Fachmagazins Vehicle Dynamics International für den AIBA und den „Testgelände des Jahres 2013“-Award des Fachmagazins Automotive Testing Technology International für das Contidrom.

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