Otto Piene nimmt in der Geschichte des ZKM eine besondere Rolle ein: als Kuratoriumsmitglied war er 1990 maßgeblich an der Gründung des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe beteiligt. Bereits 1974 hatte er von György Kepes die Leitung des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) am MIT in Boston übernommen und bis 1994 zu einem der weltweit wichtigsten Zentren für Kunst und Technik ausgebaut. Heute lässt sich über Kepes, den Bauhaus-Schüler und Nachfolger von Moholy-Nagy in Chicago, und Piene am CAVS eine direkte Entwicklungslinie zum ZKM ziehen.
Nach seinem Studium an der Kunstakademie in München und Düsseldorf sowie einem Philosophiestudium in Köln gehörte Piene Ende der 1950er- Jahre mit Heinz Mack und Günther Uecker zu den Gründern der ZEROBewegung in Düsseldorf. Seine intensive Auseinandersetzung mit den Naturelementen Licht, Luft, Rauch und Feuer zeigt sich ab Mitte der 1950er-Jahre. In zahlreichen Texten bezeichnet er das Licht als die primäre Bedingung alles Sichtbaren. Bekannt wird er in den 1960er- Jahren mit seinen lichtkinetischen Arbeiten, insbesondere mit seinen Lichtballetten, in denen er sich auf performative Weise mit den Themen Licht, Bewegung und Raum auseinandersetzt. Kunst ist für Piene nicht so sehr ein konzeptuelles als vielmehr ein energetisches Phänomen. Der Einbezug von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen sowie die intensive Verbindung von Kunst, Technologie und Natur liegen allen seinen Arbeiten zugrunde. Piene gehört außerdem zu den Begründern der Environmental Art.
Ausgehend von seinen Rauch- und Feuerbildern der 1960er-Jahre zeigt die Ausstellung im ZKM Inflatables [aufblasbare Skulpturen], Lichtinstallationen, Gouachen, bislang noch nie ausgestellten Zeichnungen, neuere Keramiken und Reliefs. Erstmals wird dabei die Vielfalt an Medien, in denen der Künstler im Laufe seines Schaffens gearbeitet hat, in den Mittelpunkt einer Ausstellung gerückt. Zentrale Werke der Ausstellung sind neben den frühen Bildern die mit einem Stroboskop beleuchtete, mehrteilige Luftplastik Fleurs du Mal und die aktuellen, das Element Feuer wieder aufnehmenden Keramiken. Sie sind es, die das Malerische mit dem Skulpturalen und dem Lichtwerk Otto Pienes verbinden.
Weitere Informationen: http://on1.zkm.de/...