"In unserer Studie 'Bio, Öko, fairer Handel - was zählt und wer zahlt?' konnten wir feststellen, dass die Begriffe Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit für den Konsumenten zusammenhängen und oftmals vermischt werden", kommentiert Studienleiterin Bettina Willmann. "So wird Bio-Lebensmitteln der Aspekt der Klimafreundlichkeit häufig zugeschrieben, obwohl diese oftmals ebenfalls lange Transportwege zurücklegen."
Bio-Siegel in den Medien: 70 Prozent schalten ab
Ein Grund für die Unwissenheit liegt offenbar darin, dass aktuell 70 Prozent aller Befragten angeben, sich derart mit dem Thema Bio-Siegel überfrachtet zu fühlen, dass die Medienberichterstattung zu diesem Thema nicht mehr aufmerksam verfolgt werde. Diesen Eindruck unterstützen auch aktuelle Daten der Studie "Bio, Öko, fairer Handel - was zählt und wer zahlt?". 85 Prozent der befragten Verbraucher geben demnach an, dass sie in der Vielzahl an Siegeln inzwischen schlicht den Überblick verloren haben. Dementsprechend verwundert es wenig, dass aktuell etwa jeder Zweite (53 Prozent) der Meinung ist, das neue Siegel sei überflüssig, da es bereits eine ausreichende Anzahl an Bio-Siegeln gebe.
Wunsch nach Regionalität: EU-Siegel genießt weniger Vertrauen als das deutsche
Schwierigkeiten haben die Deutschen zudem mit der Vertrauenswürdigkeit des EU-Siegels. Mehr als Knapp zwei Drittel der Befragten (59 Prozent) schenken einem europäischen Siegel aktuell weniger Vertrauen als dem deutschen. Diese Vorliebe für den räumlich nahen Verantwortlichen zeigte sich bereits in der Einschätzung von Lebensmitteln im Allgemeinen - das Vertrauen der Bürger stößt offenbar schnell an (nationale) Grenzen. Wie die Ergebnisse der Studie "Bio, Öko, fairer Handel - was zählt und wer zahlt?" belegen, beeinflusst die regionale Herkunft von Lebensmitteln bei der Mehrzahl der Befragten die Entscheidung für oder gegen ein Produkt deutlich stärker als jede Bio-Zertifizierung. Ein deutlicher Abfall der Attraktivität von Lebensmitteln lässt sich darüber hinaus feststellen, sobald diese außerhalb Deutschlands produziert wurden.
Studienleiterin Bettina Willmann kommentiert: "Die selbe Denkweise scheint auch bei der Beurteilung des Bio-Siegel aus Brüssel Anwendung zu finden. Es ist offensichtlich leichter, einer nationalen Vergabestelle Vertrauen zu schenken, als einem internationalen Gremium, das sich durch unterschiedliche kulturelle Mentalitäten und unterschiedliche Maßstäbe auszeichnet."