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Hass auf alles Fremde

"Kriegerin" nach dem gleichnamigen, preisgekrönten Film von David Wnendt eröffnet die Spielzeit in der BOXX

(lifePR) (Heilbronn, )
Gegenwärtig beobachten wir ein Erstarken des Rechtsextremismus, der längst in ganz Deutschland und in vielen Teilen Europas zur Gefahr geworden ist. Soziale Unsicherheit und Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bevölkerung sind der Nährboden für die Ressentiments gegenüber allem Fremden. Im Zuge der Flüchtlingskrise haben rassistisch motivierte Gewalttaten massiv zugenommen. Rechtsextreme nutzen die Situation aus, um Stimmung zu machen und einen Anschluss in der „Mitte der Gesellschaft“ zu finden.
Das Eröffnungsstück der Theatersaison in der BOXX „Kriegerin“ von Tina Müller, nach dem gleichnamigen Film von David Wnendt, untersucht den Weg junger Menschen in den Rechtsextremismus. Es erzählt die Geschichte zweier junger rechtsextremer Frauen, deren Entwicklung gegenläufig ist. Während die eine, Svenja, in die Szene einsteigt, durchlebt die Ältere, Marisa, einen Weg, der sie schließlich zum geplanten Ausstieg führt. Das Stück zeichnet ein Psychogramm dieser Figuren, fragt nach dem Warum ihrer Entwicklungen und betrachtet gleichzeitig die derzeitige Situation von Flüchtlingen in Deutschland.
Premiere ist am 24. September um 20 Uhr. Regie führt Adewale Teodros Adebisi, der schon 2015 mit seiner Inszenierung „Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ von Janne Teller ein brisantes Thema überzeugend auf die Bühne brachte. Wiederum ist Gesine Kuhn für Bühne und Kostüme verantwortlich. Ein Großteil des mittlerweile vierköpfigen Jungen Ensembles stellt sich mit „Kriegerin“ erstmals dem Publikum vor: Helene Aderhold spielt Marisa, Sascha Kirschberger verkörpert Sandro und Giulia Weis die Svenja. Henry Arturo Jiménez, der bereits seit einem Jahr zum BOXX-Ensemble gehört, spielt Rasul.

Zum Inhalt
Marisa und ihre Freunde sind Neonazis. »Wir mögen Deutschland gern deutsch und wir mögen keine Flüchtlingsheime«, sagt sie. Sie träumt von einem Leben mit Sandro, der in einer rechtsradikalen Partei Karriere machen will. Sie würde unterdessen die Kinder großziehen. Marisa macht eine Ausbildung zur Erzieherin und jobbt im Supermarkt. Als dort eines Tages die beiden Brüder Rasul und Jamil aus dem Flüchtlingsheim einkaufen wollen, weigert sie sich, die beiden zu bedienen.
Die 15jährige Svenja fühlt sich von der Gruppe um Marisa und Sandro magisch angezogen, schon allein um ihre gutbürgerlichen Eltern zu provozieren: Den überstrengen Stiefvater, dem es noch nicht mal reicht, dass Svenja die zweitbeste Schülerin der Klasse ist. Und ihre schwache Mutter, die alles macht, was der Stiefvater will. Svenja beschmiert ihr Zimmer mit Nazisymbolen, klaut einen Haufen Geld und haut von zu Hause ab.
Die Neonazi-Gruppe ist der Schrecken des Ortes. Sie pöbeln herum und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Eines Tages laufen Rasul und Jamil den Neonazis über den Weg. Rasul wehrt sich gegen deren gemeine Provokationen, spuckt Marisa vor die Füße und flieht mit seinem Bruder auf dem Fahrrad. Wütend verfolgt Marisa die beiden mit dem Auto, es kommt zu einem Unfall. Jamil wird schwer verletzt.
Nach diesem Vorfall hat Marisa schwere Gewissensbisse. Sie fängt mehr und mehr an, ihr Verhalten und das ihrer Gruppe zu hinterfragen. Während sie nach außen hin weiter die Nazi-Braut spielt, trifft sie sich heimlich mit Rasul und unterstützt ihn  ̶  mit dem gestohlenen Geld von Svenja. Je weiter Marisa sich von ihren alten Freunden distanziert, umso tiefer gerät Svenja in die Szene hinein. Sie bemerkt zu spät, was das bedeutet. Und für Marisa wird der Bruch mit ihrem alten Leben, der Ausstieg aus der Szene, schwerer, als sie je gedacht hätte.

Preisgekrönter, gründlich recherchierter Film ist Vorlage der Bühnenfassung
»Kriegerin« beruht auf dem gleichnamigen und vielfach preisgekrönten Film von David Wnendt aus dem Jahre 2011. Der Regisseur hat dafür zwei Jahre in der Neonazi-Szene recherchiert und zahlreiche Interviews geführt. Die Figur der Marisa ist von einem realen Vorbild inspiriert.
„Der Film soll aufklären, ohne vordergründig pädagogisch zu sein. Er soll Stellung beziehen, ohne auf Klischees zurückzugreifen. Er soll provozieren und unterhalten, ohne nach billigen Effekten zu haschen. Man wird den Figuren nahekommen, sie verstehen können, ohne ihre Taten zu entschuldigen. Der Film gibt keine abschließenden, einfachen Antworten. Er beleuchtet aber die für den Rechtsextremismus ursächlichen Faktoren und macht klar, dass es nicht um ein Jugendphänomen geht, sondern dass rechte Tendenzen ein Problem sind, das weit in alle Gesellschafts- und Altersschichten vorgedrungen ist.“ (David Wnendt)
Tina Müller hat die Bühnenfassung erstellt und dafür die Thematik des Films noch intensiver mit der derzeitigen Situation von Flüchtlingen in Deutschland verwoben. Das Stück wurde 2015 in Berlin uraufgeführt. Für das Theater Heilbronn hat die Autorin eine aktualisierte Fassung für 4 Spieler erarbeitet. Regisseur Adewale Teodros Adebisi interessiert sich bei der Inszenierung dieses Stücks besonders dafür, wie das rechtsradikale Gedankengut seinen Weg in die Köpfe der jungen Menschen findet.

Die enthemmte Mitte
In der aktuellen Leipziger Mitte-Studie 2016 (Studie der Universität Leipzig in Kooperation mit der Heinrich- Böll-Stiftung, der Otto-Brenner-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung) wurden unter der Überschrift „Die enthemmte Mitte“ autoritäre und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland untersucht. Zusammenfassend heißt es, dass seit Sommer 2014 zunehmend antidemokratische Parolen artikuliert werden. Vorher wurden rechtsextreme Einstellungen in der Öffentlichkeit von den einschlägigen Parteien wie der NPD vertreten. Mit der Gründung von AfD und Pegida sind sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen, werden unverhohlen nach außen getragen und stoßen auf breiten Konsens in der Bevölkerung.
So gaben bei der Studie 50 Prozent der Befragten an, sich wie Fremde im eigenen Land zu fühlen. Über 40 Prozent wollen Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen. 32,1 Prozent der Befragten vertreten die Auffassung, dass die Ausländer nur nach Deutschland kämen, um vom Sozialstaat zu profitieren. 26,1 Prozent wollen Ausländer wieder in ihr Heimatland zurückschicken, wenn die Arbeitsplätze knapp werden. 33,9 Prozent sind der Ansicht, dass Deutschland in gefährlichem Maße überfremdet sei. 21,9 Prozent pflichten der Aussage bei, dass Deutschland jetzt eine einzige, starke Partei braucht, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpere. Und 12 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen seien.

Premiere am 24. September 2016, 20 Uhr, Boxx
Kriegerin
nach dem Film vom David Wnendt
Für die Bühne bearbeitet von Tina Müller
Inszenierung: Adewale Teodros Adebisi
Ausstattung: Gesine Kuhn
Musik: Sola Plexus
Dramaturgie: Bianca Sue Henne
Es spielen: Helene Aderhold (Marisa), Henry Arturo Jiménez (Rasul), Sascha Kirschberger (Sandro), Giulia Weis (Svenja)

die nächsten Vorstellungstermine: 26.09. (20 Uhr); 27.09. (11 Uhr); 06.10. (20 Uhr); 07.10. (11 Uhr); 24.10. (20 Uhr); 25.10. (11 Uhr), 27.10. (20 Uhr); 28.10. (11 Uhr)

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