Das Beurteilungsverfahren umfasst u. a. eine externe Überprüfung der Antragsunterlagen durch 8 -10 unabhängige Sachverständige und eine Vor-Ort-Besichtigung/Begehung. Dabei besucht ein IUCN-Sachverständiger die nominierte Stätte vor Ort und erörtert die Nominierung mit den zuständigen staatlichen und kommunalen Stellen, lokalen Gemeinschaften, NGOs und sonstigen Beteiligten. Allerdings ist dem IUCN-Sachverständigen nicht gestattet, vor Ort öffentliche Erklärungen darüber abzugeben, ob die Stätte für eine Eintragung in die Welterbeliste zu empfehlen ist oder nicht.
Über die Aufnahme der deutschen Buchenwälder entscheidet das Welterbekomitee auf seiner Sitzung im Sommer 2011.
Mit Hilfe der UNESCO-Welterbekonvention aus dem Jahr 1972 sollen Teile des Kultur- und Naturerbes der Welt als Erbe der gesamten Menschheit erhalten werden. Entscheidende Auswahlkriterien hierfür sind die Einzigartigkeit, die Unversehrtheit und der nationale Schutzstatus. In Deutschland wurden bisher erst zwei Stätten als Weltnaturerbe ausgezeichnet, die Grube Messel und das Wattenmeer.
Die "Alten Buchenwälder Deutschlands" sollen das seit bereits 2007 bestehende Weltnaturerbe der slowakischukrainischen "Buchenurwälder der Karpaten" ergänzen. Für die Nominierung der deutschen Buchenwälder wurden der UNESCO ausgewählte Bereiche aus fünf Schutzgebieten in vier Bundesländern vorgeschlagen. Neben dem hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee sind die Nationalparks Jasmund und Müritz (beide in Mecklenburg-Vorpommern), der Nationalpark Hainich (in Thüringen) und das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin dabei.
Alle Nominierungsgebiete repräsentieren die wertvollsten Relikte großflächiger natürlicher Buchenwälder in Deutschland. Der Status als Weltnaturerbe wäre eine besondere Auszeichnung und ein enormer Imagegewinn für die betroffenen Regionen, würden doch damit ihre Buchenwälder auf die gleiche Stufe gestellt wie der Grand Canyon in den USA oder das Große Barriereriff in Australien.
Doch was zeichnet die deutschen Buchenwälder aus, was macht sie zu etwas ganz Besonderem? Für die Bewohner Nordhessens ist das sich verändernde Waldbild von bunten Farben im Herbst bis hin zu erfrischenden Grüntönen im Frühjahr und Sommer selbstverständlich. Die sommergrünen Laubwälder gibt es nicht nur in Europa sondern auch in anderen Erdteilen. Die Buchenart "Fagus sylvestris", die Rotbuche, ist aber ausschließlich in Europa verbreitet. Der Wiederbewaldungsprozess Mitteleuropas nach der Eiszeit ist ein einzigartiges Phänomen. Ohne menschlichen Einfluss bestünde Deutschland zu 2/3 aus Buchenwald. Natürliche und große zusammenhängende Buchenwälder sind in Deutschland selten, "Buchen-Urwälder" bis auf kleinste Relikte in den nominierten Gebieten verschwunden. In diesen Schutzgebieten können sich örtlich wieder naturnahe Wälder, die über die Jahrhunderte immer "wilder" werden, entwickeln. Eine weitere Besonderheit ist, dass die zur Nominierung ausgewählten deutschen Teilgebiete die wichtigsten Buchenwaldtypen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes repräsentieren, von den Bergen bis zur Küste, und gemeinsam mit den Gebirgswäldern der Karpaten den mitteleuropäischen Buchenwald vertreten.
Hintergrund zum Verfahren:
Auf dem Weg zur Welterbe-Nominierung
- Deutsche Screening-Studie 2005
- Machbarkeitsstudie 2006
- Lenkungsgruppe auf Bund-Länder-Ebene (Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg & Hessen)
- Anmeldung in Paris (deutsche Tentativliste 1.2.2007)
- Trilaterale Treffen mit Slowakei und Ukraine
- 9. Internationale Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Artenvielfalt (COP 9) 2008 in Bonn
- Kommunikationsstrategie "Weltnaturerbe": Internetseite, Broschüre, Ausstellung...
- Arbeiten am Antragsdossier
Nominierungsprozess aktuell - Evaluierung
- September 2010: Evaluierung
- Prüfung des Antrags durch die IUCN
- Sachverständiger/ Evaluator (David Mihalic) + 8-10 externe Gutachter
- Vor-Ort-Bereisung
- Welterbe-Ausschuss, Schlussempfehlung
- Sommer 2011:Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees