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Wochenausblick: Noch einige Stolpersteine

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Nachdem die Bewältigung der Griechenland-Krise voranschreitet, besteht - unabhängig von der Frage, ob ein Grexit vielleicht sogar besser für das Land gewesen wäre - durchaus eine Chance, dass der jüngste Schock für Griechenland ein Umdenken bewirkt. Möglicherweise gibt es nach all den Irrungen und Wirrungen letztlich doch eine größere Bereitschaft, Strukturreformen anzupacken. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise sind in vielen Volkswirtschaften im Euroraum Schwachpunkte sichtbar geworden. Der dramatische Einbruch des Wirtschaftswachstums in Griechenland sollte allerdings vor dem Hintergrund des langjährigen Konjunkturbooms zuvor betrachtet werden. Angetrieben durch die Euro-Einführung und deutlich günstigere Finanzierungsbedingungen hatte sich die griechische Wirtschaft sehr weit vom Wachstumspfad der 80er und 90er Jahre entfernt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Wirtschaftsleistung nun wieder nahe dem Niveau wie bei der Einführung des Euro im Jahr 2001 liegt.

Wochen-Quartals-Tangente

Mit Erleichterung haben die Aktienmärkte weltweit auf die sich abzeichnende Lösung im Schuldenstreit mit Griechenland reagiert. Der deutsche Leitindex DAX legte in der abgelaufenen Handelswoche 6,6 % zu. Nicht einmal US-Notenbankchefin Janet Yellen vermochte die wiedererwachte Risikofreude der Anleger zu dämpfen. Sie werde die Zügel der Geldpolitik allmählich und umsichtig straffen und stellte dem US-Kongress ebenso wie den Investoren eine Zinswende noch in diesem Jahr in Aussicht. Darauf haben die US-Rentenmärkte allerdings kaum reagiert, die 10-jährigen USTreasuries traten auf Wochensicht mehr oder weniger auf der Stelle. Deutlicher hingegen waren die Kursverluste am deutschen Rentenmarkt: die Verzinsung 10-jähriger Bundesanleihen kletterten 11 Basispunkte nach oben. Gleichzeitig büßte der Euro an Wert gegenüber dem US-Dollar ein, der Euro-Dollar-Kurs rutschte unter die Marke von 1,10 (S. 5). Während sich die transatlantische Zinsdifferenz verringert, setzt nun der Devisenmarkt auf eine Ausweitung der Zinsdifferenz am Geldmarkt.

Insgesamt belegt die abgelaufene Handelswoche, dass das Gesamtbild durchaus vielschichtig ist.

So bleibt neben der Fed das Thema Griechenland virulent. In der Berichtswoche beginnen die Verhandlungen über das dritte Hilfsprogramm. Nachdem das griechische Parlament den Forderungen der Gläubiger zugestimmt hat, werden wohl auch die Euro-Länder ihre Zustimmung zur Aufnahme von Verhandlungen über ein ESM-Hilfsprogramm geben. Zwischenzeitlich soll Griechenland mit einer Brückenfinanzierung aus dem EFSM-Topf über Wasser gehalten werden, die bis Ende August reichen soll. Ob und wie das neue Hilfspaket zum Abschluss kommt, bleibt spannend.

Nicht nur zwischen den Gläubigern und Griechenland gibt es einiges an ungelösten Konflikten, sondern auch zwischen IWF und den Euro-Ländern. Griechenland ist nicht von den Reformauflagen überzeugt, mit Widerstand ist insbesondere bei den Privatisierungsvorgaben zu rechnen.

Der IWF wiederum plädiert für einen Schuldenschnitt, da sich die Schuldentragfähigkeit massiv verschlechtert habe. Das lehnen die Euro-Länder ab. Je mehr die Euro-Länder Griechenland entgegen kommen, umso eher wandelt sich die Wirtschaftsunion in eine Transferunion. Dies könnte sich in steigenden Risikoprämien am europäischen Rentenmarkt niederschlagen. In der datenarmen Berichtswoche werden die europäischen Einkaufsmanagerindizes (S. 5) dahingehend untersucht werden, ob Griechenland hier Spuren hinterlassen hat.

Im Fokus

Devisen: Euro noch nicht am Ende

Trotz Griechenland-Entspannung gab der Euro nach. Für einen weiteren Kursrückgang gibt es jedoch kaum neue Argumente, daher dürfte sich der Euro-Dollar-Kurs mittelfristig wieder erholen.

"Grexit" vermieden

Griechenland ist gerettet, aber der Euro tot? Der Freudenschrei über die Vereinbarung der Institutionen mit Griechenland währte nur Minuten, im Anschluss fiel der Euro-Dollar-Kurs von knapp 1,12 bis zuletzt unter 1,09. Auch wenn diese Einigung noch von einigen Gremien und Parlamenten abgesegnet werden muss, so zweifeln die Finanzmärkte kaum daran: Die Aktienkurse kletterten, die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie sanken spürbar. Jenseits der Frage, wie die Ergebnisse zu bewerten sind, gaben die Streitigkeiten innerhalb der Eurozone gerade in den letzten Wochen nach außen hin kein gutes Bild ab. So dürfte nicht jeder Investor aus Amerika oder Asien Verständnis für die Feinheiten der Verhandlungstaktik aufbringen, auch wenn die regelmäßigen Diskussionen über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze nicht weniger bizarr wirken. Mancher politische Riss in der EU könnte noch nachhaltig belasten. Vorerst ist damit aber der "Grexit" vermieden, die Währungsunion wird also nicht aufgelöst. Dass die Eurozone nun zu einer breit angelegten Transferunion wird, ist ebenfalls nicht ausgemacht. Aber selbst dies müsste sich nicht zwangsläufig negativ auf den Euro auswirken.

Der Grund für den jüngsten Rückschlag des Euro liegt wohl mehr in der nachlassenden Risikoaversion an den Finanzmärkten, die derzeit einen positiven Zusammenhang mit dem Euro-Dollar- Kurs aufweist. Womöglich haben Anleger bei ihren Euro-Aktienkäufen gleich den Wechselkurs gesichert. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinswende in den USA hat sich nicht nennenswert geändert, der Renditevorteil von zwei- bzw. zehnjährigen Treasuries gegenüber Bundesanleihen schwankte kaum. Die Fed-Chefin Janet Yellen untermauerte, dass die Notenbank eine Zinsanhebung anstrebt, wenn die wirtschaftliche Erholung voranschreitet. Die letzten Konjunkturdaten fielen eher uneinheitlich aus, widersprechen damit jedoch nicht den Fed-Plänen.

Erholung des Euro noch nicht beendet

Die Zinswende der Fed preist der Devisenmarkt seit etwa einem Jahr ein. Da die US-Notenbank gerade in der ersten Phase sehr vorsichtig vorgehen wird, ist das positive Überraschungspotenzial für den US-Dollar sehr begrenzt - unabhängig vom Zeitpunkt des ersten Schrittes -, zumal sich weder ein äußerst kräftiges Wirtschaftswachstum noch eine sich klar beschleunigende Inflation abzeichnen. Die Hoffnungen auf ein abermaliges Ausweiten des EZB-Kaufprogrammes werden voraussichtlich auch enttäuscht werden, da sich das Wachstum in der Eurozone verstetigt. Bewertungsindikatoren signalisieren eindeutig einen höheren Euro-Dollar-Kurs. Die Spekulanten, die ohnehin schon vorsichtiger geworden sind, dürften, wenn eine neuerliche Euro-Abwertung ausbleibt, ihre Wetten gegen die Gemeinschaftswährung weiter auflösen. Der Euro-Dollar-Kurs wird davon profitieren und könnte bis auf 1,20 ansteigen.

Eurozone: Industrieaufschwung noch kraftlos

Die deutsche und europäische Industrie weist wenig Dynamik auf. Zuletzt hat der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) seine Produktionsprognose für 2015 von 2 % auf Stagnation gesenkt. Die gesamte deutsche Industrieproduktion dürfte mit 1,7 % in etwa nur wie das deutsche Bruttoinlandsprodukt wachsen.

Aufschwung in der Eurozone hilft deutscher Industrie

Auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise 2012 hatten auch die Einkaufsmanagerindizes des Verarbeitenden Gewerbes ihren Tiefpunkt erreicht. Die Ankündigung des EZB-Präsidenten Draghi, alles zu tun, um den Euro zu erhalten, führte nicht nur zu einem Rückgang der Spreads der Krisenländer.

Auch die Industriekonjunktur verbesserte sich. Die Krise mit Russland trug ab 2014 zu einer erneuten Stimmungseintrübung in der deutschen und europäischen Industrie bei, die stärker ausfiel als in den USA. Beide geopolitische Verunsicherungen haben insbesondere in Europa zur Investitionszurückhaltung beigetragen. Auch wenn der Konflikt mit Russland noch nicht ausgestanden ist, dürfte die Industriekonjunktur in den nächsten Monaten allmählich besser werden.

Entscheidend hierfür ist der mittlerweile regional breit fundierte Aufschwung der europäischen Konjunktur. Ehemalige Krisenländer wie Spanien weisen jetzt ein hohes Wachstumstempo mit deutlicher Investitionsdynamik auf. Erfreulich ist, dass die Kapitalbildung auch in Frankreich und in Italien zuletzt etwas an Fahrt gewonnen hat. Die Kapazitätsauslastung in der Eurozone hat den langjährigen Durchschnitt erreicht. Dies macht Erweiterungsinvestitionen bei steigender Nachfrage zunehmend notwendiger. Auch scheinen die bislang gesunkenen Erzeugerpreise nun eine Trendwende auszubilden. Zudem sind die Finanzierungsbedingungen positiv und der schwache Euro verbessert die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen.

Keines der großen Eurozonenländer hat das Vorkrisenniveau der Ausrüstungsinvestitionen von 2007 bislang erreicht. In diesem und im nächsten Jahr ist hier mit moderaten Zuwächsen zu rechnen. Insbesondere die auf Investitionsgüter spezialisierten deutschen Unternehmen werden hiervon profitieren. Dem Verarbeitenden Gewerbe kommt auch zugute, dass die Bautätigkeit in der Eurozone bereits seit zwei Quartalen wieder zunimmt.

Einkaufsmanagerindizes stabil

Für die Einkaufsmanagerindizes des Verarbeitenden Gewerbes bedeutet dies, dass sie auch im weiteren Jahresverlauf einen moderaten Wachstumspfad signalisieren sollten. Mit den ersten Schritten zu Lösung der Griechenlandkrise sollte die hiervon ausgehende Verunsicherung der Unternehmen allmählich aus dem Weg geräumt werden und die Einigung bezüglich des iranischen Atomprogramms hilft vor allem den deutschen Unternehmen. Ein industrieller Boom steht allerdings nicht an. Hiergegen spricht schon die weiterhin schwierige Situation in wichtigen Schwellenländern wie Russland und Brasilien. Auch in China ist mit einem tendenziell schwächer werdenden Wirtschaftswachstum zu rechnen. Im Juli dürften die industriellen PMIs stabil geblieben sein. Die Einkaufsmanagerbefragungen in den Dienstleistungsbranchen fallen voraussichtlich ebenfalls stabil aus, liegen aber auf deutlich höherem Niveau.

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