Betroffen sind rund 120.000 Lkw mit D26-Euro-6c-Motoren, gebaut zwischen November 2016 und August 2019. Bereits 2024 hatte MAN eine freiwillige Rückrufaktion gestartet – doch selbst nach Werkstattbesuchen kam es zu weiteren Bränden. Zahlreiche Fahrer und Unternehmer berichten von fehlender Kommunikation, unerklärten Verzögerungen und wiederkehrenden Schäden. Nach Medienberichten von auto motor und sport vom 5. Juli 2025 sowie eurotransport vom 16. April 2025 häufen sich die Hinweise, dass der Mangel nicht ausreichend behoben wurde. Die Kanzlei Dr. Stoll & Sauer prüft im MAN-Brände-Online-Check kostenfrei, ob Betroffene Ansprüche auf Schadensersatz oder Rückabwicklung haben.
Rückruf 14254R: Technische Mängel mit Sicherheitsrisiko
Im Zentrum der Rückrufaktion steht der Motortyp D26 in den Varianten D2676LF51–53 und D2676LOH35–37. Diese Motoren nutzen bleifreie Pleuellager, die laut Herstellereingeständnis anfälliger für Ölverschmutzungen sind. Kommt es zum Lagerbruch – meist am vierten Zylinder – tritt Öl aus, das sich auf heißen Motorteilen entzünden kann. Infolge dieser Defekte kam es laut MAN zu mindestens 170 Bränden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da viele Vorfälle nicht erfasst oder Fahrzeuge ins Ausland verkauft wurden.
Besonders brisant: Viele der betroffenen Fahrzeuge hatten bereits Werkstatttermine im Rahmen der Rückrufaktion wahrgenommen – und brannten dennoch. In einigen Fällen erhielten Halter trotz vorliegender Fahrgestellnummer keine Benachrichtigung über die Rückrufpflicht.
Die vom KBA überwachte Maßnahme gilt seit Oktober 2024 als verbindlich. Wer den Rückruf ignoriert, riskiert die Stilllegung seines Fahrzeugs durch die Zulassungsbehörde.
Ein Fall, dere Fragen aufwirft
Am 25. November 2024 ging ein MAN TGS 33.420 (Baujahr 2018) nach nur 150.000 gelaufenen Kilometern auf einer Bundesstraße an der deutsch-polnischen Grenze in Flammen auf. Der Fahrer konnte sich retten, das Fahrzeug brannte vollständig aus. Laut Halter war das Fahrzeug korrekt gewartet und hatte am 23. Februar 2024 an einer Rückrufaktion teilgenommen. Am zweiten Rückruf konnte er dann nicht mehr teilnehmen, weil das Fahrzeug ausgebrannt war. (Quelle: eurotransport, 16. April 2025) MAN will sich laut eurotransport nicht zu „konkreten Schadensereignissen“ äußern. „Werden die vorgeschriebenen Ölwechsel und Wartungsintervalle eingehalten, sehen wir keine übermäßige Häufung von Motor- und gegebenenfalls Folgeschäden“, zitiert eurotransport MAN weiter.
Brandgefahr bei MAN-Lkw: Die wichtigsten Fakten im Überblick
- Rückrufnummer: 14254R (Codes: 7979TW, 8062TW)
- Betroffene Baureihen: MAN TGS und TGX
- Motor: D26 Euro 6c (D2676LF51–53 / D2676LOH35–37)
- Baujahre: 11/2016 bis 08/2019
- Fehlerbild: Bruch bleifreier Pleuellager, Ölverlust, Motorschaden, Brand
- Schadensmuster: häufig Zylinder 4 betroffen
- Brandfälle: mindestens 170 dokumentiert
- Zustand vieler Fahrzeuge: auch nach Rückrufmaßnahmen weiter brandgefährlich
- Betroffene Laufleistungen: teils schon ab 150.000 km, gehäuft ab 400.000 km
- Maßnahme: verbindlich durch das KBA seit Oktober 2024
- Konsequenz bei Missachtung: behördliche Stilllegung
Die Rückrufaktion 14254R zeigt, dass es sich um ein schwerwiegendes und sicherheitsrelevantes Problem handelt. Dennoch haben die Werkstattmaßnahmen in vielen Fällen offenbar nicht ausgereicht, um die Brandgefahr zu beseitigen. Daraus ergeben sich rechtlich bedeutsame Fragen:
- Wurden die Rückrufmaßnahmen fehlerhaft oder unvollständig durchgeführt?
- Hat MAN zu spät oder unzureichend über die Gefahren informiert?
- Bestehen Ansprüche auf Rücktritt, Schadensersatz oder Nutzungsausfall?