Zahl der Pflichtarbeitsplätze nimmt zu
Gut 97.420 Arbeitsplätze waren in Hessen 2011 von Menschen mit Schwerbehinderungen besetzt, 2010 waren es noch rund 93.780. Von den Arbeitgebern mit 20 und mehr Arbeitsplätzen stellen die Öffentlichen Arbeitgeber prozentual gesehen die meisten Pflichtarbeitsplätze zur Verfügung. Die Quote beträgt dort 8,1 Prozent, während sie bei den privaten Arbeitgebern bei 4,5 Prozent liegt.
Hintergrund: Arbeitgeber, die im Jahresdurchschnitt monatlich über mindestens 20 Arbeitsplätze im Sinne des Sozialgesetzbuches IX (§§ 73 ff) verfügen, sind verpflichtet, auf wenigstens fünf Prozent dieser Plätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Solange Arbeitgeber die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen nicht einstellen, haben sie für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe zu entrichten.
RD Hessen geht mit gutem Beispiel voran
In den letzten drei Jahren konnte die Anzahl von Menschen mit Behinderungen bei den Beschäftigten in den Agenturen für Arbeit in Hessen und der Regionaldirektion gesteigert werden: von 9,2 Prozent im Jahr 2011 auf bisher 10,5 Prozent im Jahr 2013. Für Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, ist die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ein wichtiger Faktor guter Personalpolitik: "Viele Menschen mit Behinderungen sind gut qualifiziert und motiviert. Angesichts des sinkenden Fachkräfteangebotes wäre es wünschenswert, wenn sich diese Erkenntnis auch bei privaten Arbeitgebern herumspricht. Einen behindertengerechten Arbeitsplatz einzurichten ist kein Hexenwerk und in den meisten Fällen gibt es finanzielle Unterstützung".
Lisa Moog hat in diesem Jahr ihre dreijährige Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsförderung beendet. Die 23-Jährige ist seit der frühen Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen und an Osteogenesis imperfecta, der sogenannten Glasknochenkrankheit, erkrankt. In der Agentur für Arbeit Gießen arbeitet sie derzeit in der Personalabteilung und engagiert sich ebenfalls in der Jugend- und Auszubildendenvertretung.
Ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz hat für Lisa Moog lang gedauert und scheiterte unter anderem auch an der fehlenden Barrierefreiheit der Gebäude der Ausbildungsbetriebe. In der Agentur für Arbeit Gießen hat man für sie jetzt eine neue elektrische Eingangstür eingebaut, einen festen Parkplatz zur Verfügung gestellt und ihren Schreibtisch angepasst. "Eigentlich brauche ich nicht viel", sagt Lisa Moog. Positiv überrascht ist sie über die Reaktion der Kunden/innen und Kollegen/innen: "Ich fühle mich ernstgenommen und akzeptiert. Vorurteile habe ich bisher nicht zu spüren bekommen."
Aktionswoche und Initiative Inklusion
"Neben der Aktionswoche engagiert sich die RD Hessen zum Beispiel gemeinsam mit dem Hessischen Sozialministerium in der Initiative Inklusion, um unter anderem jungen Menschen mit Behinderungen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern und während der Ausbildung zu begleiten. Die Initiative sieht darüber hinaus die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen über 50 Jahren vor", so Frank Martin.
Die Bundesagentur unterstützt mit der Woche der Menschen mit Behinderung den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.