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Berufliche Bildung in Baden-Württemberg

Hohe Abbrecherquoten, viele nicht bestandene Abschlussprüfungen und fehlende Fördermaßnahmen

(lifePR) (Stuttgart, )
Siegfried Lehmann: Misere ist nicht hinnehmbar.

Obwohl die Abbrecherquote der Auszubildenden bei einzelnen Ausbildungsberufen bei über 30% liegt, sieht die Landesregierung keinen Handlungsbedarf, kritisierte der jugendpolitische Sprecher der Grünen im Landtag Siegfried Lehmann. Es wäre aber dringend notwendig in den Landkreisen als zentrale Anlaufstelle "Regionale Ausbildungsbetreuungen" einzurichten und den Schulen Ressourcen für eine bessere Individualförderung der Schülerinnen und Schüler bereit zu stellen.

Die Abbrecherquoten mancher Ausbildungsbereiche sind aus Sicht Siegfried Lehmanns alarmierend: "Die Quoten der abgebrochenen Berufsausbildungen in den vergangenen fünf Jahren lag im Bereich von Industrie und Handel durchschnittlich bei über 15 Prozent, im Bereich des Handwerks bei über 20 Prozent. Dies bedeutet, dass nahezu jeder fünfte Auszubildende seine Berufsausbildung wieder an den Nagel hängt. Etwa 40 Prozent der Ausbildungsabbrecher verlieren den Anschluss an das berufliche Ausbildungssystem. Ein Ausstieg aus der Qualifizierung bedeutet oftmals den Einstieg in die Langzeitarbeitslosigkeit.

Ein besonders erschreckendes Bild ergibt sich bei dem Ausbildungsberuf Einzelhandelskaufmann/-frau mit einer Abbrecherquote von durchschnittlich 25 Prozent sowie in dem Ausbildungsberuf Hotelfach¬mann/-frau mit einer Abbrecherquote von durchschnittlich über 38 Prozent. Diese Zahlen sind nach Ansicht des grünen Landtagsabgeordneten nicht hinnehmbar. "Derartige Abbrecherquoten machen deutlich, dass wir dringend Maßnahmen zur Unterstützung der Jugendlichen benötigen. Offensichtlich fühlen sich viele Auszubildende überfordert oder schlecht über die gewählte Ausbildung informiert."

Die Gründe für Ausbildungsabbrüche sind vielschichtig. Bei der Interpretation von Ursache-Wirkung-Zusammenhängen ist zu beachten, dass die verschiedenen Konflikte sich häufig wechselseitig bedingen. Ein Ergebnis ist, dass Fehlverhalten von Auszubildenden und mangelnde Motivation oftmals durch eine falsche Berufswahl und/oder durch Probleme mit den Ausbildern entstehen. Weitere Ursachen, wie fehlende Schlüsselqualifikationen, sind häufig im familiären und sozialen Umfeld der Jugendlichen begründet.

"Allgemein lässt sich sagen, dass viele Jugendliche ungenügend auf den Übergang Schule - Betriebsalltag (vom "Schonraum" in die "Schocksituation") vorbereitet sind", sagte Siegfries Lehmann. Fehlende Information und Orientierung, keine klaren Berufsvorstellungen, mangelnde Konfliktfähigkeit und fehlende Unterstützung durch das Elternhaus sind weitere Risiken. Die Grünen fordern daher, dass in den Landkreisen als zentrale Anlaufstelle "Regionale Ausbildungsbetreuungen" für die Auszubildenden eingerichtet werden mit dem Ziel, die hohe Anzahl von Ausbildungsabbrüchen zu verringern und eine schnelle Reintegration von Ausbildungsabbrechern in das berufliche Bildungssystem zu gewährleisten.

Die Regionale Ausbildungsbetreuung sollte einen ganzheitlichen Beratungs- und Betreuungsauftrag haben:
- Konflikt- und Krisenintervention
- Langfristige und individuelle Beratung
- Aufsuchende und mobile Beratung
- Unterstützung bei der Berufsbildungs- und Lebenswegplanung
- Beratungsintensives Einzelfallmanagement
Darüber hinaus sollte nach Ansicht der Grünen auch die Berufsvorbereitung und Berufsorientierung an den Schulen zielorientierter ablaufen. "Wenn sich die Jugendlichen nach Abschluss ihrer Schulzeit über die unterschiedlichen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt umsehen, ist es in der Regel bereits zu spät. Die Information muss bereits spätestens während der letzten zwei Schuljahren angeboten werden", fordert der Grüne Bildungspolitiker Lehmann.

"Selbstverständlich benötigt diese individuelle Förderung Zeit und entsprechende Angebote der Schulen." Der grüne Landtagsabgeordnete fordert daher von der Landesregierung, Ressourcen für die Förderung einer beruflichen Orientierung an Schulen bereitzustellen. "Es reicht nicht aus zu sagen, die Schulen könnten die Unterrichtsstunden flexibel einsetzen. Die Feststellung von Fähigkeiten und Interessen einzelner Schülerinnen und Schüler kann im Schulalltag nicht ausreichend erfolgen. Dies zeigen ja gerade die Zahlen der Ausbildungsabbrecher."

Aber auch im vollzeitschulischen Bereich der Berufsschulen ist nach Auskunft des Kultusministeriums eine sehr hohe Anzahl von Ausbildungsabbrüchen und nicht bestandenen Prüfung festzustellen. Während in dem Technischen Gymnasium und dem Wirtschaftsgymnasium eine Abbrecherquote von ca. 4% festzustellen ist, brechen bei den Berufskollegs, Berufsfachschulen, Technischen Oberschulen und Wirtschaftsoberschulen über 10% der Schülerinnen und Schüler die Ausbildung vorzeitig ab und weitere 10% fallen durch die Abschlussprüfung in diesen Schularten. Lehmann fordert daher eine Verbesserung der Förderkultur an beruflichen Schulen: "Der Hinweis des Kultusmi¬nisters in diesem Zusammenhang auf die Verwaltungsvorschrift 'Eigenständigkeit der Schulen und Unterrichtsorganisation' (Organisationserlass) ist ein hilfloser Versuch, die Misere der prekären Unterrichtsversorgung an den beruflichen Schulen zu überdecken."

Die Unterrichtsversorgung an den beruflichen Schulen liegt seit Jahren unter 100%. Bereits jetzt fallen an den beruflichen Schulen 4,3 % des Pflichtunterrichts wegen Lehrermangels aus. Darüber hinaus schieben die Lehrerinnen und Lehrer an den beruflichen Schulen einen Überstundenberg von 850.000 Unterrichtsstunden vor sich her, den sie in den vergangenen Jahren zur Vermeidung von Unterrichtsausfall bisher ohne Entgelt oder Freizeitausgleich geleistet haben. "Für ein dringend notwendiges zusätzliches Förderangebot fehlen an den beruflichen Schulen die Lehrerdeputate", beklagt der Grüne Bildungspolitiker.

Info:

Drucksache 14/1177 "Förderkultur an den beruflichen Schulen"
http://www3.landtag-bw.de/...
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