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Drei für Bologna: Qualität, Mobilität und Transparenz

Schavan: "Ziel ist Gestaltung von Vielfalt, nicht Harmonisierung" / Konferenz in London bringt europäischen Hochschulraum voran

(lifePR) (Berlin, )
Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat zum Abschluss der Bologna-Konferenz in London davor gewarnt, bei der Reform des europäischen Hochschulraums zu starren Regelungen zu folgen: "Ziel des Bologna-Prozesses ist die Gestaltung von Vielfalt, nicht Harmonisierung", sagte die Ministerin am Freitag. Sie sei davon überzeugt, dass der Bologna-Prozess eine große Chance für die Integration Europas sei. "Die Hochschulen in den jetzt 46 beteiligten Ländern stehen in einem für sie anstrengenden und zugleich viel versprechenden Prozess der Weiterentwicklung", so Schavan.

Die Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder Ute Erdsiek-Rave sagte: "Wir brauchen einen intensiveren Dialog mit allen beteiligten Verbänden und Institutionen, und wir wollen den Bologna-Prozess in Deutschland und auf der europäischen Ebene zum Erfolg führen und einen europäischen Hochschulraum zu erreichen."

Die Vielfalt in der Hochschulbildung und insbesondere bei der Promotion soll erhalten bleiben. Schavan und Erdsiek-Rave stellten klar: "Die Promotion ist und bleibt Sache der Universität. Es wird aber in Europa einen Wettbewerb verschiedener Promotionsmodelle geben."

Die 46 Ministerinnen und Minister der am Bologna-Prozess beteiligten Staaten, sowie Vertreter der Hochschulen und Studierende, haben sich in London auf wichtige Maßnahmen geeinigt, um die 1999 im italienischen Bologna angestoßene Reform des Europäischen Hochschulraums weiter umzusetzen. Zentrale Themen waren hier Mobilität, Qualitätssicherung und Beschäftigungsfähigkeit.

So wurden konkrete Schritte vereinbart, um die Mobilität von Studierenden, Wissenschaftlern und Lehrenden in den Bologna-Staaten zu verbessern. Dazu gehören gemeinsame Studiengänge mit ausländischen Hochschulen (joint degrees), flexiblere Curricula während des Bachelor-Studiums. Mehr Mobilität, sagte Schavan, heiße auch, "dass es Bachelor-Studiengänge geben wird, die mit Auslandsaufenthalt dreieinhalb oder vier Jahre dauern." Um die Mobilität in Europa zu verbessern wollen die Bologna-Staaten konkrete Mobilitätsziele formulieren, so wie dies Deutschland bereits tut. "Unser Ziel in Deutschland sind 50 Prozent Studienmobilität, davon 20 Prozent wenigstens für ein Semester", so die Bundesministerin für Bildung und Forschung Schavan und die KMK-Vizepräsidentin Erdsiek-Rave übereinstimmend. Die Ministerinnen kündigten außerdem an zu prüfen, ob das Auslands-BAföG und die Begabtenförderung für ein gesamtes Studium im Ausland gewährt werden kann.

Ein Bologna-weites Netzwerk nationaler Experten soll in beratender Funktion dafür sorgen, dass Ausbildungsförderung in Form von Stipendien und Darlehen von einem Land ins andere mitgenommen werden kann. Zudem sollen die Daten zur Mobilität gesammelt und ausgewertet werden. "So können Fortschritte besser beobachtet und mögliche Mobilitätshindernisse besser korrigiert werden", sagte Schavan.

Erdsiek-Rave betonte: "Mobilität der Studierenden und der Mitarbeiter der Hochschulen bleibt ein Hauptanliegen des Bologna-Prozesses. Wir haben daran ein gesellschaftliches ebenso wie volkswirtschaftliches Interesse und werden unsere Anstrengungen verstärken, um dies zu erreichen."

Um die Attraktivität der Hochschulen zu steigern, sprach sich Schavan für ein besseres Betreuungsverhältnis an den deutschen Hochschulen aus: "Nur wenn die Bachelor-Phase durch ein Tutorensystem begleitet wird, wird ein gutes Studium möglich. Das kostet mehr, aber das ist es uns wert", so Schavan. Deutschland müsse als Investition in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit eine Hochschulbildung bieten, die mit den Besten auf der Welt mithalte. Die Ministerin sprach dabei auch die Frage der Finanzierung an: "Das ist eine wichtige öffentliche Aufgabe, aber darüber hinaus müssen die Hochschulen selbst auch neue Finanzierungsquellen erschließen."

Ein Qualitätsregister wird in den Bologna-Staaten für mehr Transparenz bei der Beurteilung von Studiengängen sorgen: In diesem Register sind in Zukunft Agenturen verzeichnet, die in den Bologna-Staaten dazu berechtigt sind, Studiengänge zu akkreditieren. Mit einem solchen Register wird die Bedeutung der Qualitätssicherung im Bologna-Prozess gestärkt: "In Deutschland müssen wir alle Möglichkeiten zu einer hochwertigen Qualitätssicherung nutzen", betonte Schavan. Neben der Programmakkreditierung, also der Akkreditierung einzelner Studiengänge, sprach Schavan auch die Möglichkeit einer Prozess- oder Systemakkreditierung an, bei der größere Einheiten wie Hochschulen akkreditiert werden.

Die Bologna-Staaten wollen in Zukunft auch die Beschäftigungsfähigkeit - also employability - der Absolventen stärker in den Fokus rücken. "Wenn wir 40 Prozent eines Altersjahrgangs an die Hochschule bringen, müssen die Hochschulen auch auf den Arbeitsmarkt vorbereiten", sagte Schavan.

Bei der bisherigen Umsetzung der Bologna-Reformen steht Deutschland besonders bei der Mobilität und Qualitätssicherung im internationalen Vergleich gut da. So ist die Anzahl der deutschen Studierenden im Ausland von 1991 bis 2004 kontinuierlich gestiegen: von 34.000 auf 69.000 Studierende. "Das ist vor allem der Förderung des BMBF über den DAAD und über das Auslands-BAföG zu verdanken", so Schavan. Als Bereiche, in denen noch aufgeholt werden müsse, nannte die Ministerin die Umsetzung der Bachelor-Master-Struktur und die Ausgabe aussagekräftiger Diploma-Supplements.

Bologna will auch in die Welt außerhalb Europas vordringen: Die am Bologna-Prozess beteiligten Minister haben in einem Strategiepapier Vorschläge erarbeitet, um außereuropäische Staaten besser über den europäischen Hochschulraum zu informieren und gezielter dafür zu werben. "Der Bologna-Prozess muss aktiv nach außen, also auch über Europa hinaus, vermittelt werden und offen für die Welt bleiben", forderte Schavan. Dazu gehöre auch "die faire Anerkennung von Abschlüssen, die außerhalb des europäischen Hochschulraums erworben werden."
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