Kritik an neuem "Schnäppchen"-Tarif der Bahn

Das Angebot klingt verlockend: Ab 10. Juni bietet die Bahn pro Monat 750.000 Billigtickets ab 29 Euro pro Strecke an. Wie teuer die Fahrt am Ende ist, hängt nicht von der Entfernung, sondern von der Auslastung des Zuges ab. Die Preise können bis auf 69 Euro je Strecke steigen. Im günstigsten Tarif kostet die ICE-Fahrt von Rostock nach München und zurück theoretisch 58 Euro, wenn der Zug fast leer ist. Laut Stiftung Warentest werde das jedoch nur selten der Fall sein. Realistischer sei der Dauer-Spezialpreis von 138 Euro oder der Normalpreis von 238 Euro. In einem Vergleich rechnen die Warentester aus, dass mit Bahncard 25 und Sparpreis 50 die Fahrt hin und zurück nur 89,20 Euro koste. Lange Gesichter gebe es bei echten Schnäppchenjägern, weil das bisherige Surf&Rail-Angebot der Bahn ersatzlos entfällt. Jede Woche gab es im Internet auf 15 Strecken Tickets zu „un­schlagbar günstigen Preisen" - so zum Beispiel von Berlin nach Hannover und zurück für 39 Euro oder von Hamburg nach Augsburg und zurück für 59 Euro. Für Allein­reisende war dies meist die günstigste Möglichkeit für eine Bahnfahrt, billiger sogar als die Kombination aus Bahncard 25 und Sparpreis 50. Der neue Bahn-Spezial-Tarif ersetzt weitere Einzelaktionen wie das Frühlings- oder Sommer-Spezial. Kinder über sechs Jahren brauchen beim neuen „Schnäppchen"-Tarif jetzt ein eigenes Ticket. Bei allen anderen Fahrkarten der Deutschen Bahn fährt der Nach­wuchs kostenlos bei den Eltern oder Großeltern mit. Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) begrüßt kostengünstige Bahntarife, kritisiert jedoch, dass die Fahrpreise laut Kommentar in der Berliner Morgenpost „längst ein Lotteriespiel sind, bei dem die Fitten und Flexiblen gewinnen". Inhaber von teuer erworbenen Bahn­cards seien schnell die Dummen, wenn sie trotz Bonuskarte je nach Strecke und Termin mehr bezahlen müssen als geschickte Jäger im Schnäppchendschungel der Bahn, so die ARCD-Reiseexperten. Wer spontan und flexibel mit dem Zug zu einem günstigen Tarif verreisen will, befinde sich bei der Bahn schnell auf dem Holzweg. Die Bahn verschenke damit wichtige Pluspunkte im Wettbewerb mit Auto und Billigflieger, moniert der Club. ARCD