
Liebigstraße 20
04103 Leipzig, de
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Heiko Leske
+49 (341) 9715-905
Inkontinenz - Mit Aufklärung gegen Isolation
Informationstag am Sonnabend, 26.06.2010, 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr, Universitätsklinikum Leipzig, Liebigstraße 20 und 20 a
Denn über Inkontinenz ist in der Öffentlichkeit fast nichts bekannt. Die Krankheit, die oft als Blasenschwäche verharmlost wird, betrifft sowohl Erwachsene als auch Kinder. Die Probleme der Patienten sind vielschichtig und betreffen sowohl die Funktion der Blase als auch die des Darms. Aus diesem Grund arbeiten die Ärzte an der Uniklinik Leipzig interdisziplinär zusammen. "Die fünf Beratungsstellen für Inkontinenz werden sich zu einem zertifizierten Kontinenzzentrum der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zusammenschließen. Dies ist ein weiterer Anlass, um den Patienten unsere Arbeit zu präsentieren", sagt Oberarzt Bühligen.
Jede der Beratungsstellen wird zum Tag der offenen Tür ihre Fachgebiete und Behandlungsschwerpunkte übersichtlich vorstellen (siehe Kasten). "Wir werden zum einem die Behandlungsmöglichkeiten aus medizinischer Sicht vorstellen und über die Probleme der Patienten mit Inkontinenz sprechen", so Dr. Ulf Bühligen. "Wir werden aber auch Heil- und Hilfsmittel vorstellen, die den Patienten auch im Alltag helfen. Denn viele ziehen sch zurück und isolieren sich wegen ihrer Krankheit."
Die etwa 15-minütigen Vorträge finden zeitversetzt statt, sodass Interessierte sich alle Präsentationen anhören und alle Kliniken ansehen können. "Ich empfehle den Besuchern jedoch, in die Beratungsstellen zu gehen, bei denen ihre Probleme angesiedelt sind", sagt Oberarzt Dr. Thilo Schwalenberg von der Poliklinik für Urologie. Neben den Vorträgen stehen die Ärzte und das Pflegepersonal den Besuchern auch für Fragen und Beratungen zur Verfügung. "Uns ist es wichtig, dass sich die Besucher auch trauen, die Ärzte und Pfleger anzusprechen und nachzufragen. Deshalb haben wir die Veranstaltung auch separiert, so wird der Kontakt zwischen Klinikpersonal und Besuchern persönlicher", erklärt Dr. Ulf Bühligen.
Zusammen mit seinen Kollegen wird Dr. Schwalenberg verstärkt auf die Inkontinenz beim Mann und auf Blasenentleerungsstörungen bei Mann und Frau eingehen. "Denn nicht immer handelt es sich um eine Inkontinenz. Es ist auch möglich, dass die Blase sich nicht vollständig entleert, was zu erheblichen Folgeerkrankungen führen kann." so der Urologe. Im Vortrag in der Poliklinik für Frauenheilkunde geht Dr. Gero Teichmann dagegen auf die Folgen der Senkung der Beckenorgane bei Frauen ein. Dies kann passieren, wenn das Bindegewebe die Organe wie Gebärmutter nicht mehr fest an ihrem eigentlichen Platz im Körper halten kann und sie sich aufgrund der Schwerkraft absenken. Dies ist eine Ursache für die Inkontinenz bei Frauen.
Jedoch beschränkt sich die Inkontinenz bei Mann und Frau nicht nur auf die Blase. Auch der Darm kann davon betroffen sein, darauf wird das Team von Oberarzt Dr. Arne Dietrich von der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie eingehen. In der Poliklinik für Kinderchirurgie können sich Eltern über die Inkontinenz bei Kindern informieren.
"Weil wir an der Uniklinik so interdisziplinär zusammenarbeiten, haben wir es in der Vergangenheit immer besser geschafft, bei der Behandlung von Inkontinenz den Übergang der Kinder ins Erwachsenenalter aufzufangen", erklärt Oberarzt Thilo Schwalenberg. Jeder Interessierte ist am Samstag 26. Juni von 9 bis 13 Uhr eingeladen, sich anzusehen, wie diese Zusammenarbeit über die Klinikgrenzen hinaus konkret aussieht.
Übersicht zum Tag der offenen Tür
9:30: Vortrag an der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde
Ort: Liebigstraße 20a, 1. Etage Raum C 1064 und im Atrium
10 Uhr: Vortrag an der Klinik und Poliklinik für Urologie
Ort: Liebigstraße 20, Ambulanz Urologie, 1. Etage im Atrium
10:30 Uhr: Vortrag an der Klinik und Poliklinik Kinderchirurgie
Ort: Liebigstraße 20a, 1. Etage Raum E1096 und Atrium
11 Uhr: Vortrag an der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Ort: Liebigstraße 20, Endoskopie
Der Weg zu den Veranstaltungsorten ist in der Uniklinik ausgeschildert. Der Eintritt ist frei.
Interview:
Gemeinsame Therapie aller Disziplinen
Was sind die Ursachen für Inkontinenz?
Dr. Thilo Schwalenberg: Die Ursachen sind sehr vielfältig. Auslöser können direkte Verletzungen der Schließmuskelsysteme und der Steuerzentren für die Blasenfunktion im Rückenmark und Gehirn sein, beispielsweise bei Multipler Sklerose und bei Erkrankungen der Wirbelsäule. Störungen der Blasen- und Darmfunktion entstehen aber nach Operationen im Becken oder durch die Erschlaffung des Bindegewebes.
Wie wird Inkontinenz therapiert?
Dr. Schwalenberg: Wir behandeln am Universitätsklinikum alle Formen der Inkontinenz. In den vergangenen Jahren konnten wir neben den herkömmlichen Therapieverfahren auch spezielle etablieren. Zum Beispiel Die Implantation von künstlichen Schließmuskelprothesen und Blasenschrittmachersystemen. Im Grundsatz therapieren wir gemeinsam mit den beteiligten Disziplinen; Urologie, Gynäkologie, Koloproktologie, Kindermedizin, Physiotherapie und Neurologie.
Was unterscheidet die Inkontinenz bei Kindern von der der Erwachsenen?
Dr. Ulf Bühligen: Bei Kindern sind die Ursachen oft Fehlbildungen am Beckenboden, der Wirbelsäule oder am Schließmuskel der Blase und beim Darm. Das ist bei Erwachsen nicht der Fall.
Woran erkennen Eltern, dass ihre Kinder inkontinent sind.
Dr. Thomas Woller: Wenn die Kinder nach ihrem fünften Geburtstag noch regelmäßig einnässen, dann besteht der Verdacht. Dann sollten die Eltern mit dem Kind zum Arzt gehen um organische Ursachen, also eben Fehlbildungen, auszuschließen.
Wie wird die kindliche Inkontinenz behandelt?
Dr. Woller: Die Kinder bekommen mit der sogenannten Urotherapie einen festen Tagesrhythmus vermittelt. Des Weiteren können auch Medikamente sowie ein Wecktraining helfen. Liegen Fehlbildungen vor, kann evtl. eine Operation helfen.
Was für Folgen hat eine unbehandelte Inkontinenz bei Kindern?
Dr. Woller: Spätestens wenn die Kinder in die Pubertät kommen, kann es wegen ihrer Inkontinenz zu psychischen Entwicklungsstörungen kommen. Denn die Kinder schämen sich wegen ihrer Krankheit, sie sprechen nicht darüber und ziehen sich zurück. Gerade deshalb veranstalten wir an der Uniklinik den Tag der offenen Tür, um diese Tabus gezielt anzusprechen.
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