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Struktur & Konjunktur: Das Bundesland Rheinland-Pfalz

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Rheinland-Pfalz zählt sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig zu den eher kleinen Bundesländern. Hier leben 4,0 Mio. Menschen, das sind 5 % der Bevölkerung Deutschlands - ähnlich wie in Sachsen. Die Bevölkerungsdichte liegt mit rund 200 Einwohnern pro km2 über der Bayerns und Schleswig-Holsteins (180), aber unter dem Bundesdurchschnitt von 230. Insgesamt ist Rheinland- Pfalz in weiten Teilen durch ländliche Regionen geprägt. Die größten Städte sind Mainz (200.000 Einwohner) und Ludwigshafen (165.000). Mit Abstand folgen Koblenz, Trier und Kaiserslautern.

Die Situation auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt ist mehr als zufriedenstellend. So weist das Land 2011 mit 5,3 % eine Arbeitslosenquote auf, die deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 7,1 % liegt und die drittniedrigste deutschlandweit ist, nach Bayern und Baden- Württemberg. Ursache hierfür ist die enorme Flexibilität der Einwohner. So pendeln rund 277.000 Arbeitnehmer in die benachbarten Bundesländer, das sind 20 % der in Rheinland-Pfalz wohnenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dies ist ein Spitzenwert unter den Bundesländern.

Rheinland-Pfalz erwirtschaftete 2010 mit 108 Mrd. € rund 4 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Seine Wirtschaftsstärke erreicht damit nicht den Bundesdurchschnitt, sondern liegt - ermittelt durch das Pro-Kopf-BIP - um 12 % darunter. Durch die Einkommen der Pendler wirkt sich dies aber nicht negativ auf den Wohlstand des Bundeslandes aus: Die Primäreinkommen der privaten Haushalte pro Einwohner, also die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit und Vermögen, entsprechen in Rheinland-Pfalz dem Bundesdurchschnitt.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft weist eine ähnliche Struktur wie Deutschland auf: Der Anteil des Produzierenden Gewerbes inklusive Baugewerbe an der Bruttowertschöpfung beträgt rund 31 %. Die Dienstleistungsbereiche vereinen 68 % auf sich. Der Wirtschaftszweig Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei trägt mit einem Anteil von 1,5 % zwar kaum zum wirtschaftlichen Output bei, ist aber präsenter als in Deutschland insgesamt mit nur 0,9 %. Die Gewichtung der Wirtschaftssektoren in den drei statistischen Regionen des Landes unterscheidet sich. Hier machen sich die großen Weinanbaugebiete bemerkbar, die besonders in der statistischen Region Trier und Rheinhessen-Pfalz für eine noch stärkere Ausprägung der Landwirtschaft sorgen. Insgesamt befinden sich mit den Weinanbaugebieten Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe, Ahr und Mittelrhein sechs der dreizehn Anbauregionen Deutschlands in Rheinland-Pfalz. Das sind 63 % der bundesweit bestockten Rebflächen.

Den höchsten Industrieanteil weist die Region Rheinhessen-Pfalz mit den Wirtschaftszentren Mainz und Ludwigshafen auf. Dort wird auch über die Hälfte des rheinland-pfälzischen BIP produziert. Die Sektoren "Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister" sowie "öffentliche und private Dienstleister" sind in dem statistischen Bezirk Koblenz etwas stärker als im Landesdurchschnitt ausgeprägt. Zu ersterem Wirtschaftsbereich zählen auch die Versicherer, die in Koblenz vergleichsweise stark vertreten sind.

Die chemische Industrie ist innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes der mit Abstand größte Wirtschaftszweig; sie erwirtschaftet rund ein Drittel des rheinland-pfälzischen Industrieumsatzes. Eine derartig hohe Spezialisierung ist in keinem anderen Bundesland zu finden. Auch bundesweit ist der Chemiestandort mit seinem Zentrum Ludwigshafen von großer Bedeutung. So werden in Rheinland-Pfalz 20 % des Umsatzes der Chemieindustrie Deutschlands "produziert". Nur das größte Bundesland Nordrhein-Westfalen überragt mit seinem Anteil von rund 40 % das kleine Bundesland im Südwesten.

Der Fahrzeugbau und der Maschinenbau sind die zweit- und drittgrößte Industriebranche. Sie sind in Rheinland-Pfalz aber merklich schwächer vertreten als im Bundesdurchschnitt. Auch andere Bereiche des Verarbeitenden Gewerbes mit hohem Technikanteil, wie Metallerzeugnisse und Elektrotechnik/Optik spielen in dem Bundesland eine untergeordnete Rolle. Das Ernährungsgewerbe liegt gemessen am Umsatz an vierter Stelle. Interessant ist, dass die Relation von Nahrungsmitteln zu Getränken mit 2:1 offensichtlich vom deutschen Durchschnitt (8:1) abweicht. Hier machen sich die umfangreichen Weinanbaugebiete in Rheinland-Pfalz bemerkbar, die die dortige Getränkeindustrie stärken.

Die Exportquoten der Industrieunternehmen sind in Rheinland-Pfalz in den vergangenen zehn Jahren um 10 Prozentpunkte gestiegen. Nach einem temporären Rückgang 2008/2009 befinden sie sich wieder im Steigflug. Die deutschen und besonders die rheinland-pfälzischen Betriebe konnten von der starken weltwirtschaftlichen Erholung 2010/2011 profitieren. Dabei erreicht das Land mit einem Anteil von 53 % des Auslands am Gesamtumsatz die höchste Exportquote innerhalb Deutschlands zusammen mit Bremen und Bayern.

Treibende Kraft im Exportgeschäft ist die chemische Industrie, deren Ausfuhranteil mit 69 % um 10 Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt liegt. Aber auch andere Branchen reüssieren auf den Weltmärkten und heben sich durch überdurchschnittliche Exportquoten hervor: Pharma, Maschinenbau, Metallerzeugnisse, Gummi-/Kunststoffwaren sowie Glas, Keramik, Verarbeitung von Steinen/Erden. Insgesamt haben Vorerzeugnisse als Exportwaren mit einem Anteil von 25 % an den Ausfuhren ein doppelt so hohes Gewicht wie im Durchschnitt aller Bundesländer.

Die Eurozone war 2011 das Hauptzielgebiet der Exporte, in das 43 % der rheinland-pfälzischen Ausfuhren gesendet wurden, wobei das Nachbarland Frankreich sowie Italien, Niederlande, Belgien und Spanien zu den Top-Abnehmern zählten. Europa insgesamt erhielt 70 % der Ausfuhren Rheinland-Pfalz. Asien war die zweitgrößte Zielregion (Anteil an den Exporten 14 %), mit China als Hauptimporteur. Die USA (7 %) waren die wichtigste Destination in Amerika, das mit einem Anteil von 12 % knapp hinter Asien rangierte.

Das konjunkturelle Muster in Rheinland-Pfalz ähnelt der bundesdeutschen Entwicklung. Die Wirtschaft erholte 2010 sich rasch, nachdem 2009 Aufträge und Produktion schlagartig zurückgegangen waren und Deutschland die stärkste Rezession in der Nachkriegszeit erlebt hatte. In Rheinland- Pfalz war der Einbruch 2009 etwas geringer, die anschließende Erholung deutlich ausgeprägter. Mit einer Wachstumsrate des BIP von 4,8 % übertraf Rheinland-Pfalz spürbar den Durchschnitt von 3,6 %. Ausschlaggebend war der kräftige Zuwachs in der Industrie von 16 %, der bundesweit bei 11 % gelegen hatte.

Mitte 2011 überschritten die Auftragseingänge in Deutschland ihren Zenit, nachdem sie wieder das Vorkrisenniveau erreicht hatten. Insgesamt wurde in Deutschland 2011 aber mit 3,0 % zum zweiten Mal in Folge eine sehr dynamische Wachstumsrate des BIP erreicht. Für Rheinland-Pfalz ist mit einem ähnlich hohen Wachstum zu rechnen, dafür spricht der Gleichlauf des IHK-Geschäftsklimas und des Verarbeitenden Gewerbes mit Deutschland.

Für das Jahr 2012 ist mit einem deutlich niedrigeren Wachstum zu rechnen. In vielen Ländern bestehen strukturelle Probleme. So erfordert die Staatsschuldenkrise strenge Sparmaßnahmen in den öffentlichen Haushalten weltweit. Dies belastet die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen "made in Germany". Die Wachstumsrate in Deutschland wird sich auf rund 1 % reduzieren. Diesem Trend kann sich Rheinland-Pfalz nicht entziehen. Zwar befand sich der Saldo der Geschäftslage zum Jahresbeginn 2012 noch auf einem sehr hohen Niveau, doch signalisieren die Geschäftserwartungen eine konjunkturelle Abschwächung. Dies dürfte mit den deutlich niedrigeren Auftragseingängen zusammenhängen. Mit einer Rezession muss allerdings nicht gerechnet werden, wie die Stabilisierung der Geschäftserwartung zuletzt zeigt. Aufgrund der stärkeren Eintrübung der Auftragseingänge als im Bundesdurchschnitt dürfte in Rheinland-Pfalz das Wachstum 2012 leicht unterdurchschnittlichen ausfallen.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die konjunkturelle Abschwächung noch nicht angekommen. Nachdem die Arbeitslosigkeit 2009 in der Wirtschaftskrise kaum angestiegen war, sinken die Arbeitslosenquoten schon seit längerem. Die Gründe hierfür sind die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen dank einer günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten sowie demografische Faktoren. Die Arbeitslosenquote in Rheinland-Pfalz lag im Februar 2012 mit 5,6 % deutlich unter dem gesamtdeutschen Wert von 7,4 % und der Quote der alten Bundesländer von 6,2 %. Dabei unterscheidet sich die Situation zwischen ländlichen und städtischen Regionen zum Teil erheblich. So sind die höchsten Arbeitslosenquoten in Pirmasens (13,7 %), Kaiserslautern (10,8 %) und Ludwigshafen (9,8 %) vorzufinden. Auf dem Land dagegen reichen die Erwerbslosenraten bis 3,5 % (Eifelkreis Bitburg-Prüm) hinunter. Insgesamt liegen 29 der 36 rheinland-pfälzischen Landkreise unter dem Bundesdurchschnitt, was auf die hohe Bereitschaft der Arbeitnehmer zurückzuführen ist, auch zu weiter entfernten Unternehmen zu pendeln, wie die Pendlerdaten eindrucksvoll belegen.

Die rheinland-pfälzischen Sparkassen bauten in den vergangenen Jahren die Kreditvergabe sukzessive aus und erwiesen sich als verlässlicher Partner bei der Finanzierung von Privatpersonen, Unternehmen sowie Kommunen. Ihr Marktanteil bei der Kreditvergabe an Nichtbanken betrug 32 % im September 2011. Die Sparkassen sind damit die zweitgrößte Bankengruppe in Rheinland- Pfalz. Geringfügig höher ist der Marktanteil der sehr heterogenen sonstigen Banken (1). Die Kreditgenossenschaften sind mit fast einem Viertel Marktanteil in dem Bundesland ebenfalls sehr präsent. Kreditbanken dagegen treten bei der Kreditvergabe an Nichtbanken weniger in Erscheinung.(2) Das insgesamt hohe Engagement der regional verwurzelten Sparkassen und Kreditgenossenschaften ist gerade für kleinere Bundesländern von Bedeutung. Sie stellen die Kreditversorgung und die Geldanlagemöglichkeiten vor Ort bereit und sind somit unverzichtbar für die weitere Entwicklung in Rheinland-Pfalz.


(1) Zu den sonstigen Banken zählen Realkreditinstitute, Bausparkassen, genossenschaftliche Zentralbanken, Landesbanken und Förderbanken.
(2) Allerdings könnten die ausgewiesenen Daten den Kreditbestand unterschätzen, da die erfassten Kredite den bearbeitenden Bankstellen zugeordnet werden, so dass insbesondere umfangreiche Engagements der Großbanken von ihren nahegelegenen Zentralen in Hessen mit betreut werden dürften.
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