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Dresdner Philharmonie

Julia Fischer spielt Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1

(lifePR) (Dresden, )
Es ist eines der anspruchsvollsten Violinkonzerte überhaupt und darüber hinaus ein zu seiner Entstehungszeit deutliches politisches Bekenntnis: Dmitri Schostakowitschs Erstes Violinkonzert. Schostakowitsch hatte es eigentlich "für die Schublade" komponiert, denn die kulturpolitische Situation unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg konnte ein so außerordentliches Werke, das mit einem verträumten Nocturne beginnt und noch dazu von einem zum Volksfeind deklarierten Komponisten stammte, nicht tolerieren. Im 7. Zyklus-Konzert der Dresdner Philharmonie ist Julia Fischer die Solistin in Schostakowitschs anspruchsvollem Werk, Dirigent ist Yakov Kreizberg. Außerdem auf dem Programm: Franz Schuberts 8. Sinfonie.

Dmitri Schostakowitsch komponierte sein Erstes Violinkonzert zwischen Juli 1947 und März 1948. Es verschwand jedoch "in der Schublade", da am 10. Februar 1948 das ZK der Kommunistischen Partei erneut zu einem Rundumschlag ausholte und mehrere Komponisten, darunter auch Schostakowitsch, auf den Index antivolkstümlicher, formalistischer und damit volksfeindlicher Tendenzen setzte. Nach dem Tod Stalins 1953 konnten die noch übrig gebliebenen Künstler etwas aufatmen, und Schostakowitsch holte sein Violinkonzert wieder hervor. In einem "Parteibeschluss" vom 28. Mai 1958 wurde letztendlich alles revidiert: Die nunmehr "talentierten" Komponisten waren "zu Unrecht als Vertreter der antivolkstümlich-formalistischen Kunstrichtung genannt worden", so dass Schostakowitschs Violinkonzert 1955 von David Oistrach uraufgeführt werden konnte. Schostakowitschs große Kunst ist, dass in seiner Musik Vordergründiges und Hintergründiges sich durchdringen, dass er die Ambivalenz der Kunst und des eigenen künstlerischen Lebens sowie die Tod drohenden Widersprüche seiner realen Existenz ausstellt, bejaht und verneint. Eingekerkert in eine politische Ideologie findet er in seiner Musik eine Haltung, die ohne Selbstverleugnung sich einer (verordneten) Tradition verpflichtet, ohne seine unverwechselbare Sprache aufzugeben, die eine persönliche (subversive) Botschaft aussendet. Als intelligenter Mensch vermochte er, die Dummheit anderer auszunutzen und zu unterlaufen. Das war seine Rettung, die ihn tieftraurig machen musste - eine Traurigkeit, die auch in seinem Violinkonzert aufscheint und sich im letzten Satz mit seiner verzwickten Rhythmik, sprühenden Kapriziosität und dem galoppierenden Tempo zu einem wahnsinnigen Taumel steigert.

Man könnte glauben, es gehöre zur Konzeption einer romantischen Sinfonie, dass sie nicht einfach so geschrieben und veröffentlicht wird, sondern erst unter allerlei Umständen "entdeckt" werden muss. Im Falle von Franz Schuberts "Großen C-Dur-Sinfonie" ist das Szenario geradezu klischeehaft: An einem Neujahrsmorgen des Jahres 1839 streift der damals 28-jährige Robert Schumann durch Wien, besucht die Gräber Schuberts und Beethovens, wo er eine geheimnisvolle Stahlfeder findet, und entdeckt dann die Partitur von Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie" auf dem Dachboden von dessen Bruder. Das Erlebnis beflügelt den jungen Schumann schließlich, mit eben jener Feder seine eigene erste Sinfonie niederzuschreiben.

Als Schubert das Werk 1825 zu skizzierte, hatte er einen festen Kreis von Bewunderern gefunden. Seine Reputation als Komponist hatte sich verbessert. Den Plan einer neuen Sinfonie trug er seit einigen Jahren mit sich herum. Sechs vollendete Werke lagen bis dahin vor. Diesmal gelang ihm so etwas wie ein Durchbruch, der ihm möglicherweise gar nicht in dem Maße bewusst war, wie es spätere Interpretationen nahelegen könnten. Der Durchbruch bestand in der Unabhängigkeit von den Beethovenschen Kompositionsprinzipien, die Schubert nun mit traumwandlerischer Sicherheit errang. Man sollte bei diesen Überlegungen auch nicht vergessen, dass sich Wien in den 1820er Jahren in einem wahren Rossini-Rausch befand, der auch Schubert nicht unberührt ließ. Es ist deshalb kaum abwegig, dem Eindruck erlegen zu sein, dass hin und wieder der geniale Schalk Rossinis Pfeffer in die Partitur gestreut hat. Schuberts entscheidender Trick ist jedoch die Vermählung der Liedmelodie mit der großen symphonischen Form, wodurch er zu jenen "Längen" gelangt, die Schumann "himmlische" genannt hat.

Yakov Kreizberg wurde in St. Petersburg geboren, studierte zunächst privat Dirigieren und emigrierte 1976 in die USA. Dort erhielt er Dirigier-Stipendien in Tanglewood bei Bernstein, Ozawa und Leinsdorf. 1986 gewann er den ersten Preis beim Leopold Stokowski Dirigierwettbewerb in New York. Inzwischen ist Yakov Kreizberg ein weltweit gefragter Dirigent, stand am Pult aller bedeutenden Orchester Europas und arbeitet auch regelmäßig in Nordamerika und Asien. Er ist derzeit Chefdirigent und Künstlerischer Leiter beim Niederländischen Philharmonischen und beim Niederländischen Kammerorchester sowie Erster Gastdirigent der Wiener Symphoniker. Zuvor war er u. a. Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin.

In München 1983 als Tochter deutsch-slowakischer Eltern geboren, gehört Julia Fischer zu den führenden Geigensolistinnen. Sie begann ihren musikalischen Weg mit knapp vier und wurde bereits mit neun Jahren als Jungstudentin von der renommierten Geigenprofessorin Ana Chumachenco unterrichtet. Seit 2006 ist sie selbst Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Entscheidender Meilenstein ihrer rasanten Karriere war der Gewinn des Yehudi-Menuhin-Wettbewerbs 1995 unter der Leitung des großen Geigers. Im Jahr darauf gewann sie den 8. Eurovisionswettbewerb für Junge Instrumentalisten. Seither musiziert Julia Fischer mit namhaften Dirigenten und führenden Orchestern in der ganzen Welt und ist bei allen berühmten Festivals zu Gast. Julia Fischer spielt auf einer Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahre 1742.

Programm:

Dmitri Schostakowitsch
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 99

Franz Schubert (1797 –1828)
Sinfonie C-Dur op. post. (D 944)

Yakov Kreizberg | Dirigent
Julia Fischer | Violine

Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt, Mo bis Fr, 10 - 18 Uhr, Sa 10 - 13 Uhr , www.dresdnerphilharmonie.de
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